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Antibiotikaresistenzen und das Potenzial der Komplementärmedizin

von Redaktion Millefolia

Von Tanya Karrer

Antibiotikaresistenzen sind ein internationales Problem. Die Komplementärmedizin trägt zu seiner Lösung bei. In der Publikumsveranstaltung „Reduzierter Antibiotikaeinsatz dank Komplementärmedizin“ gaben Ärztinnen und Ärzte Einblick in neue Studien zur Tier- und Humanmedizin und boten praktische Tipps zur antibiotikafreien Unterstützung des Heilungsverlaufs von Infektionskrankheiten bei Kindern.

«Die Komplementärmedizin hat das Potenzial, weltweit zur Verringerung des Antibiotikaeinsatzes beizutragen», davon ist Nationalrätin Präsidentin Edith Graf-Litscher überzeugt. Sie ist Präsidentin des Dachverbands Komplementärmedizin Dakomed. Ihre Vorstandskollegin Dr. med. Gisela Etter moderiert den Anlass und bringt die Problematik auf den Punkt: „Antibiotikaresistenzen gehen einher mit einer erhöhten Sterblichkeit und immensen Kostenfolgen für das Gesundheitssystem.“ Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat deshalb auch zum wiederholten Male zur Antibiotics Awareness Week aufgerufen. Wie Komplementärmedizin konkret zur Antibiotikareduktion beitragen kann, zeigen die drei geladenen Referenten aus der Tier- und Kindermedizin mit aktuellen Studien und vielen praktischen Tipps.

Homöopathie für Nutztiere

Dr. med. vet. Ariane Maeschli

Tierärztin und Forscherin Dr. Ariane Maeschli wartet mit einer guten Nachricht auf: In den letzten zehn Jahren hat sich der Antibiotika-Einsatz in der Schweiz in der Tiermedizin bereits halbiert. Das sei eine allgemeine Tendenz, sagt sie. Aber auch das von ihr wissenschaftlich begleitete Projekt Kometian dürfte dazu beigetragen haben. Kometian bietet den rund 700 angeschlossenen Landwirtschaftsbetrieben Beratung zu komplementärmedizinischer Behandlung ihrer Nutztiere, meist Kälber und Milchkühe. Homöopathische Medikamente, die am meisten eingesetzt werden, sind kostengünstig, nicht meldungspflichtig und haben den Vorteil, dass Milch und Fleisch der behandelten Kuh unmittelbar weiterverarbeitet werden können. Erste Auswertungen von Kometian zeigen denn auch, dass die Verschreibung von Antibiotika seit Projektbeginn abgenommen hat.

Fieber stärkt die Immunantwort

Dr. med. Tido von Schoen-Angerer

Integrativ arbeitet auch der der Genfer Kinderarzt und Studienautor Dr. Tido von Schoen-Angerer. Anders als in der Tiermedizin sei die Antibiotikaverschreibung in der Humanmedizin jedoch noch immer leicht steigend. Dabei könnten, so zeigt er anhand verschiedener Forschungsarbeiten, viele Fälle von Streptokokken-Angina oder Mittelohrentzündung ohne Antibiotika behandelt werden. Sogar bei einer Lungenentzündung könne bei bestimmten Verläufen und unter genauer ärztlicher Beobachtung auf die Medikamente verzichtet werden.

Fieberphobie ist unter vielen Ärzten noch immer verbreitet.

Vielmehr fordert er, wiederum gestützt auf aktuelle Studien, Fieber grundsätzlich zuzulassen. Es wirke als Virenkiller und stärke die Immunantwort. Leider sei die Fieberphobie, auch unter vielen Ärzten, noch immer verbreitet. Wissenschaftliche Evidenz dafür, dass Fieber zu Hirn- oder anderen Schäden führt, gibt es allerdings nicht. Von Schoen-Angerer wünscht sich denn auch eine nationale Kampagne, die über den Umgang mit Fieber aufklärt.

Was hilft bei Halsweh?

  • Genügend trinken, z.B. Lindenblüten- oder Salbeitee
  • Halswickel mit Zitrone und Quark

Was hilft bei Ohrenschmerzen?

  • Homöopathie: Belladonna, Ferrum phosphoricum, Hepar sulfuris, Mercurius solubilis, Pulsatilla
  • Pflanzliche oder homöopathische Ohrentropfen
  • Probiotika
  • Xylotol

Neue Ergebnisse zu Echinacea und Infektionskrankheiten

Dr. med. Mercedes Ogal

Schnuhus sind das Thema der Kinderärztin Dr. med. Mercedes Ogal. Sie meint damit Infektionen der oberen Atemwege, also Schnupfen und Husten. Dass Kinder bis zu zwölf Mal pro Jahr daran erkrankten, sei normal. Das Immunsystem müsse sich erst noch entwickeln. Wie bereits ihr Vorredner gibt auch Ogal eine Vielzahl an Tipps, wie Schnuhus vorgebeugt und die Heilung unterstützt werden kann. Ebenfalls unterstützend wirke Echinacea.

Echinacea verringert Grippeinfektionen bei Kindern.

Ogal arbeitete als Prüfärztin an einer wissenschaftlichen Studie zum Sonnenhut mit und gibt erste Einblicke in die Ergebnisse: Die präventive Einnahme von Echinacea verringerte Grippeinfektionen bei Kindern deutlich. Swissmedic verlangte beim Zulassungsverfahren einen zweiten Review, welcher die genau gleichen Ergebnisse brachte. Man hofft, dass die Forschungsarbeit bald veröffentlicht werden kann. Sie dürfte für Aufsehen sorgen.

Was hilft bei Husten und Schnupfen?

  • Obst und Gemüse, z.B. Smoothies
  • Lang gekochte Hühnersuppe mit Gemüse
  • Honig im Tee (nicht an Kinder unter 1 Jahr)
  • Frischer Orangensaft (Vitamin C)
  • Vitamin D
  • Beta-Glucan (in Hafer und Gerste)
  • Probiotika wie Bifidobacteria oder Lactobacillus
  • Phytotherapie: Liste

Offenheit für interdisziplinäre Zusammenarbeit

Vor elf Jahren stimmten 67 Prozent der Schweizer Bevölkerung mit Ja zu einer Zukunft mit Komplementärmedizin. Die seither in der Verfassung verankerte Komplementärmedizin verpflichtet Bund und Kantone, Forschung und Lehre zur Komplementärmedizin zu fördern. So freut sich Moderatorin Gisela Etter umso mehr, dass sie an der diesjährigen Sitzung mit dem Bundesamt für Gesundheit zur Strategie Antibiotikaresistenzen StAR endlich Offenheit gegenüber der Komplementärmedizin erfahren durfte: „Es bestehen nun wirklich Chancen, dass die Komplementärmedizin Eingang findet in die offiziellen Empfehlungen zur Behandlung von Infektionskrankheiten. Aber es benötigt noch ein grosses Stück Arbeit in Form von wissenschaftlichen Studien.“
Genau solches Teamplay, diese interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit müsse weitergeführt und gefördert werden, fordert Edith Graf-Litscher in ihrem Fazit der Veranstaltung. „Zum Wohl der Menschen und der Tiere!“

Kurzfilm zur Publikumsveranstaltung auf YouTube ansehen
Publikumsveranstaltung in ganzer Länge auf YouTube ansehen

Bilder: zvg


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