Von Yves Scherer
Der robuste Beinwell, auch Wallwurz genannt, ist ein fester Bestandteil der pflanzlichen Notfallapotheke. Zuverlässig heilt er, was schmerzhaft in die Brüche ging – selbst ist er schier unverwüstlich.
Beinwell oder Wallwurz – eine Arzneipflanze mit Tradition
Der Name Beinwell setzt sich zusammen aus den Begriffen «Bein», einer alten Bezeichnung für Knochen, und «wallen» für «zusammenwachsen» oder «verheilen». In der Deutschschweiz nennt man die Pflanze auch «Wallwurz». Der kieselsäurehaltige Beinwell gehört zu den Raublattgewächsen, den Boraginaceae. Weitere bekannte Arten dieser Familie sind Lungenkraut, Natternkopf, Ochsenzunge, Borretsch und Vergissmeinnicht.
Keine andere Heilpflanze hat einen so starken Bezug zur Heilung von Knochen wie der Beinwell.
Der wissenschaftliche Name Symphytum officinale stammt vom griechischen Wort «symphyein» ab, was ebenfalls «zusammenwachsen» bedeutet. Die Bezeichnung «officinale» – bei anderen Heilpflanzen auch «officinalis» – verweist auf das «Officin», die Werkstatt der Apotheke. Pflanzen, die diesen Zusatz im Namen tragen, sind seit langer Zeit als Arzneipflanzen in Gebrauch.
Keine andere Heilpflanze hat einen so starken Bezug zur Heilung von Knochen wie der Beinwell. Er eignet sich hervorragend zur Behandlung von Knochenbrüchen, Prellungen, Zerrungen, Blutergüssen, Schleimbeutel- und Sehnenscheidenentzündungen, Lymphknotenschwellungen, schlecht heilenden Narben und Arthrose. Gebräuchliche Anwendungsformen sind Salben, Bäder und Kompressen mit frisch zerstossener Wurzel, Kraut oder Tinktur.
Eine Beinwell-Tinktur selbst herstellen
Benötigte Materialien:
- 2 weithalsige, verschliessbare Glasgefässe (300 bis 500 ml Inhalt)
- 5 Tinkturfläschchen (30 ml Inhalt) aus Braunglas mit Tropfeinsatz zum Dosieren
- 150 bis 200 ml Weingeist (Trinkspiritus) oder Schnaps (35 bis 45 % Vol.)
- 1 Handvoll frische, gesäuberte Beinwellwurzel
- Keramikmesser, sauberes Schneidebrett, Küchensieb, Trichter
So gehen Sie vor:
- Die Beinwellwurzel in möglichst kleine Stücke schneiden und in das eine Glasgefäss geben
- Die Wurzelstücke mit dem Weingeist oder Schnaps komplett bedecken
- Das Glasgefäss verschliessen und beschriften
Diesen Ansatz während mindestens zwei Wochen an einem dunklen Ort ausziehen lassen und die Flaschen täglich wenden oder schütteln. Nach zwei Wochen sollten Sie die Flüssigkeit durch das Sieb ins zweite Gefäss geben und anschliessend in die Tinkturfläschchen abfüllen. Beschriften Sie diese dann zum Beispiel so: «Beinwell-Tinktur / X Menge / X % Vol. / Abfülldatum / Hersteller/in».
Anwendung:
Die Tinktur eignet sich für Kompressen zur Behandlung von trockenen Wunden. 20 bis 30 Tropfen der Tinktur in 1 dl warmes Wasser geben, ein sauberes Baumwolltuch oder eine Gazebinde damit tränken und auf die wunde Körperstelle legen. Mit einem Wolltuch abdecken und 20 bis 30 Minuten ruhen lassen. Die Kompresse regelmässig erneuern.

Die selbst hergestellte Beinwell-Tinktur wird in Fläschchen aus Braunglas – wenn möglich mit Tropfeinsatz – abgefüllt.
So wirkt Beinwell
Der im Beinwell enthaltene Wirkstoff Allantoin fördert die Bildung von Kallus, dem Narbengewebe der Knochen. Er regt die Zellneubildung an, steigert die Durchblutung, wirkt entzündungshemmend und wundreinigend. Die Pflanze enthält ausserdem Kieselsäure, Gerbstoffe und sehr viel Schleim.
Hatte nicht Grossmutter immer eine Wallwurzsalbe auf dem Nachttisch?
Beinwellsalben und Wallwurzbrei-Umschläge reduzieren schnell und zuverlässig Schmerzen und Schwellungen und fördern die Beweglichkeit der Gelenke. Von der innerlichen Anwendung selbst gesammelter Blätter und Wurzeln wird abgeraten, da die in der Pflanze enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide (PA) als potenziell lebertoxisch bewertet werden.

Schon in alten Kräuterbüchern finden sich viele Rezepte, die die heilsame Wirkung des Beinwell beschreiben.
Wallwurz ist mir ans Herz gewachsen
Auf einem Spaziergang durch meinen früheren Wohnort besuche ich jene Stelle am Waldrand, wo einst mein Garten lag. Vor vielen Jahren habe ich diesen aufgegeben und zum Abschied eine einzige Pflanze zurückgelassen, um auch in Zukunft nicht auf sie verzichten zu müssen – den Beinwell.
Mit einer Stechgabel grabe ich den dicken, schwarzen Wurzelstock aus, breche ein paar fingergrosse Stücke davon ab und stecke sie wieder in den feuchten Boden. Aus diesen Wurzelstücken werden neue Pflanzen wachsen. Den Rest nehme ich mit. Der Beinwell ist meine Notfallmedizin und ich will immer wissen, wo ich ihn finden kann.
Haben Sie Beinwell – Wallwurz auch schon verwendet?
Liebe Leserinnen und Leser, in welchen Situationen hilft Ihnen Beinwell? Über Ihre Rückmeldung freuen wir uns!
Weitere interessante Artikel
Tennisellbogen und Tennisarm: Wie Komplementärmedizin hilft
Tennisellbogen und Tennisarm sollte man rechtzeitig behandeln lassen, mit manuellen Therapien ergänzt durch komplementärmedizinische Therapieformen. weiterlesen >
Rheuma frühzeitig erkennen und natürlich behandeln
Auch junge Menschen kennen rheumatische Beschwerden. Bei einer Entzündung oder chronischen Schmerzen in den Gelenken helfen ein Medizinalbad oder eine Fangopackung. weiterlesen >
Prellungen und Verstauchungen richtig behandeln
Stumpfe Traumata wie Verstauchungen, Prellungen und Quetschungen gehören zu den häufigsten Verletzungen. Sie mit den richtigen Mitteln zu behandeln, ist deshalb besonders wichtig. weiterlesen >
Dieser Artikel wurde vom Schweizer Magazin «natürlich» zur Verfügung gestellt.
Profitieren Sie von einem Probe-Abonnement von «natürlich» für CHF 29.– statt CHF 39.80.
Bestellung unter: Tel. 033 334 50 44 oder www.natuerlich-online.ch/kennenlernen
Bilder: LeneA – Pixabay.com / Mart-Production – Pexels.com / Thomé-Pflanzenbuch – Stüber
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Jede noch so kleine Spende hilft, künftige Beiträge zu ermöglichen. Herzlichen Dank!