Wenn Zähne krank machen
Monika Meiers Geschichte klingt wie ein modernes Märchen, aber sie ist wahr: Nach langen Leidensjahren zog ein engagierter Komplementärmediziner allen Krankheiten die Zähne – buchstäblich.
Als Monika Meier eintritt, bringt sie den Frühling mit ins Café. Keck stehen die hellen Haare in die Luft und nach allen Seiten. Fröhlich blitzen die Augen hinter der filigranen Brille. Und dazu dieses Lächeln. «Mir geht es so richtig gut», sagt sie.
Das war nicht immer so, ganz und gar nicht. Die Mittvierzigerin hat eine langjährige Leidenszeit hinter sich – mit Beschwerden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und die im Laufe der Jahre immer stärker wurden: Zuerst waren es die Kieferhöhlen, die ständig entzündet waren, und eine heftige Pollenallergie.
Dann kamen Durchfall und Bauchkrämpfe hinzu. Oft waren bei ihr auch die Batterien völlig leer, weil die Schilddrüse nicht richtig funktionierte. Zu schaffen machte ihr auch eine Rosacea – ein rötender Ausschlag im Gesicht, begleitet von Pusteln, der sich auf Brust und Arme ausbreitete. 2001 landete sie schliesslich auf Empfehlung einer Bürokollegin bei Dr. med. Dieter Thommen. «Nach meinem damaligen Arzt hätte ich Hormontabletten nehmen sollen – aber ich stopfe nicht gern einfach ‹Chemie› in mich hinein.»
Verschiedene Belastungen
Thommen ist Facharzt für Innere Medizin in Bern und arbeitet komplementär-medizinisch. Er fand heraus, dass Monika Meiers Körper in vielerlei Hinsicht belastet war: Im Labor zeigte sich eine erhöhte Aktivität von Herpes-Viren in ihrem Blut. Mittels kinesiologischen Muskeltests entdeckte er Amalgam-Rückstände, die von früheren Zahnplomben zurückgeblieben waren. Ebenfalls mit Kinesiologie eruierte er bei seiner Patientin so genannte Störfelder: chronische, vom Patienten nicht bemerkte Entzündungen im Körper, die über das vegetative Nervensystem konstant elektrische Störimpulse aussenden. Störfelder können sich auf jeglichen Ort im Körper auswirken: Eine winzige Narbe am Fuss etwa kann Migräne verursachen. Mit der Neuraltherapie können Störfelder durch Injektion eines kurz wirkenden Lokalanästhetikums beseitigt werden, was den Körper zur Selbstheilung animiert – «als würde bei einem Computer ein Neustart durchgeführt», erklärt Thommen. Mit solchen neuraltherapeutischen Spritzen behandelte er auch Monika Meiers Belastungen. Daneben setzte er unter anderem Bioresonanztherapie und homöopathische Mittel ein. Alles nur mit vorübergehendem Erfolg – der Verdacht auf ein weiteres Störfeld festigte sich.
Und wirklich: 2006 machte sich bei einem kinesiologischen Test erstmals ein Weisheitszahn bei Monika Meier als Störfeld bemerkbar. Doch sie bekam vom Kieferchirurgen, den sie daraufhin beizog, zu hören, er ziehe doch nicht einen gesunden Zahn. Diese Reaktion erstaunte Thommen nicht: «Ein schulmedizinischer Zahnarzt kann es unter Umständen mit seinen Methoden eben gar nicht erkennen, wenn ein Zahn stört.» Monika Meier geriet «als Patientin in einen enormen Zwiespalt», wie sie sagt. «Schulmediziner lassen einen bei so einem Entscheid allein.»
Immer mehr Absenzen
Und so unternahm sie bezüglich der Zähne erst einmal nichts. Die Beschwerden nahmen indes zu, immer häufiger fehlte sie krankheitshalber am Arbeitsplatz. Seit Jahren schon arbeitet sie im gleichen Grossunternehmen in Bern im Kundendienst. Das anfängliche Verständnis beim Arbeitgeber wich Konsternation. Auf dem Höhepunkt der Beschwerden verging kein Monat, ohne dass sie nicht krank gewesen wäre: 2010 waren es 49 Tage Absenzen.
Als auch noch Herzrhythmusstörungen auftraten, wandte sie sich erneut an Dr. Thommen. Er stellte fest, dass mittlerweile alle vier Weisheitszähne zu Störfeldern geworden waren. «Raus damit», befand auch die komplementärmedizinische Zahnärztin, zu der Thommen seine Patientin schickte.
Dann ging es schnell: Im November 2010 wurden die Zähne gezogen. Und das Unglaubliche liess nicht lange auf sich warten: Fast sofort verbesserte sich Monika Meiers Befinden. Innerhalb eines Monats waren die Schmerzen und Krämpfe weg, weg die Durchfallschübe, nahezu weg auch bereits die Rhythmusstörungen. Heute sind alle Krankheitsbilder verschwunden. Die Zeit der ständigen Arztbesuche ist vorbei. Stattdessen gönnt sie sich nun ab und zu eine Massage oder geht zur Lymphdrainage. Und sie wünscht sich mehr Ärzte wie Dr. Thommen, «welche die komplexen Zusammenhänge in einem Körper erfassen können – oder zumindest wissen, dass komplementärmedizinische Methoden kein Humbug sind.»
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