Startseite Publikationen Bulletin 20: «Das kritische Hinterfragen kommt im Medizinstudium zu kurz»

Bulletin 20: «Das kritische Hinterfragen kommt im Medizinstudium zu kurz»

von Nicolas Kyramarios
Studentin

«Komplementärmedizin wird im Lehrplan marginalisiert»

Der Medizinstudentin Regula Kronenberg ist die Schulmedizin zu eindimensional – sie will als Ärztin später sicher auch komplementärmedizinisch arbeiten. Wissen dafür saugt sie überall auf, in anthroposophischen Kursen wie auf Ausflügen in die Quantenmedizin.

Regula Kronenberg sitzt in der Bar gleich gegenüber dem Berner Hauptbahnhof und löffelt fröhlich den Milchschaum von ihrem Cappuccino weg. Ihr war es wichtig, möglichst in Bahnhofsnähe abzumachen. 22 Jahre jung ist die lebhafte Medizinstudentin mit dem dunkelblonden Haar – und hat einen Terminkalender wie ein Topmanager. Gerade kam sie vom Schwimmen und davor aus der Universitätsklinik für Psychiatrie der UPD in Berns äusserstem Osten, wo sie derzeit im Rahmen ihres Studiums ein Praktikum absolviert. Am Wochenende zuvor war sie in Rheinau an einem Kurs in anthroposophischer Medizin, in der sie den Fähigkeitsausweis er­langen will. Und dafür muss sie während dreier Jahre zweimal jährlich einen Wochenkurs belegen und dazu mehrere Wochenendseminare.

Werdegang im Eilzugstempo

Dies alles neben dem schon so voll bepackten Stundenplan des regulären Studiums. Sie sei die einzige Studentin in dem sonst von Ärztinnen und Fachmännern bevölkerten Seminar, räumt Kronenberg ein.

Den Fähigkeitsausweis erhält man eben erst nach Erlangen eines Facharzttitels. Die Ungeduld ist der jungen Frau förmlich in die blitzenden Augen geschrieben. «Ich möchte so bald wie möglich so arbeiten können, wie es mir entspricht», sagt sie. Geht alles nach Plan, hat sie das Staatsexamen in knapp zwei Jahren in der Tasche. Der Luzernerin geht fast alles zu lang­ sam – zumindest das, was den beruflichen Werdegang angeht. «Auf privater Ebene», betont sie, sei sie  «ein Genussmensch» und lebe «im Moment». Das Gymnasium absolvierte Regula Kronenberg im Eilzugstempo – ganz nebenbei übte sie dazu bis zu 20 Stunden pro Woche Klavier oder Gesang und ging auch noch joggen oder schwimmen. Die Matura machte sie im zarten Alter von 18, dann gings ohne Unterbruch an die Uni. Bern wählte sie aus, weil hier die Studierenden einen grossen Teil des Lernstoffs im Selbststudium erarbeiten können. An anderen Universitäten  kam ihr das Studium zu «verschult» vor, zu stark auf Frontalunterricht basierend. Und sie braucht den Stoff nicht doziert zu erhalten, der Blick in die Bücher reicht ihr.

Wissen eintrichtern statt kritisch hinterfragen

Als sie dann das Vorlesungsverzeichnis sah, war sie erst einmal ein wenig enttäuscht. «Man lernt nur unter einem eingeschränkten Blickwinkel wie der Mensch funktioniert.» Krankheit biochemisch­mechanisch zu definieren, wie es die Schulmedizin tue, sei sicher nicht falsch. «Aber diese Optik umfasst nur einen Teil des Ganzen.» Problematisch ist für Kronenberg, dass den Studierenden die schulmedizinische Sichtweise systematisch anerzogen werde. «Es geht vor allem darum, Wissen einzutrichtern – da kommt das kritische Hinterfragen zu kurz.» Komplementärmedizin und ganzheitliche Vorgehensweisen würden im Lehrplan marginalisiert, sagt Kronenberg und erklärt: «Wir hatten bisher nur wenige solche Vorlesungen.» Deren Wirkung sei wohl eher kontraproduktiv gewesen: «Man kann nicht in so kurzer Zeit komplexe Ansätze verstehbar machen.» Diese würden so eher der Lächerlichkeit preisgegeben.

Aber es ist Kronenberg wichtig zu betonen: «Das eine schliesst das andere nicht aus – ich schätze die im Studium gelernten Inhalte sehr.» Und eine gesunde Skepsis lege sie sowieso an den Tag, so­ wohl bei der Schulmedizin als auch bei der Komplementärmedizin. Auf eine bestimmte Richtung hat sie sich noch nicht fest­ gelegt – sicher ist einzig, dass sie nie nur schulmedizinisch arbeiten wird. Masterabschluss und Dissertation macht sie zu Neuraltherapie bei Professor Dr. med. Lorenz Fischer, einem der Leiter des Instituts für Komplementärmedizin (IKOM) der Universität Bern. Daneben interessiert die engagierte Studentin insbesondere eben auch die Anthroposophie – und die Quantenmedizin. Gerade hat sie in Zürich eine Ärztin besucht, die unter Einbezug der quantenphysikalischen Gesetze arbeitet. Einfach so nebenbei reiste Kronenberg nach Zürich, versteht sich. Aus purem Interesse – und ausserhalb des Lehrplans.

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