Startseite Publikationen Bulletin 23: Endlich geschützte Titel für Therapierende

Bulletin 23: Endlich geschützte Titel für Therapierende

von Nicolas Kyramarios
Therapeutin

Behutsames Behandeln

Seit neun Jahren führt Barbara Ettler in Zürich Altstetten ihre Shiatsu­-Praxis. Sie begrüsst es sehr, dass sie ihren Beruf nun mit dem neuen eidgenössischen Diplom schützen lassen kann – und hat auch massgeblich dazu beigetragen, dass das neue Berufsbild definiert werden konnte.

Der Raum im ersten Stock des 100­-jährigen Hauses ist fast leer. Keine Stühle, kein Tisch, keine Bilder an den Wänden. Nur eine dünne Matte liegt in der Mitte des Raumes. Hier kniet Barbara Ettler, in schlich­tem Schwarz gekleidet, Steinkettchen am Hals, Hornbrille, und demonstriert, wie eine Shiatsu­-Behandlung aussieht.

«Wir arbeiten am Boden und brauchen unser eigenes Gewicht, um entspannt an die zu behandelnde Person anzulehnen», erklärt sie. Mit den Händen ruht sie dabei – ohne jeglichen Druck auszuüben – auf den Meridianen, den Energieströmen, welche auch die Akupunktur kennt. Durch die Be­handlung werden die Selbstheilungskräfte des Körpers angeregt – und die Selbstwahr­nehmung des Klienten oder der Klientin.

Wiedereinstieg durch Shiatsu

Es fällt auf, dass Ettler nur von Klientinnen und Klienten spricht – und nicht etwa von Patientinnen und Patienten. «Dies ist mir sehr wichtig: Man begegnet sich auf Au­genhöhe und erarbeitet gemeinschaftlich ein Therapieziel.» Dies ist auch klar im neuen Berufsbild definiert: Therapierende und Behandelte stellen aufgrund des Be­funds gemeinschaftlich ein Therapieziel auf und stellen ein Therapiekonzept zu­sammen. Ettler ist es wichtig, dass das Therapiekonzep individuell ausgestaltet ist und sich auf die Situation ausrichtet, in der sich der oder die Einzelne befindet.

Ihre Shiatsu-­Praxis führt die 55-­Jährige seit neun Jahren. Ettler hat eine richtige Patchworkfamilie: Sie hat drei inzwischen erwachsene Kinder aus erster Ehe und auch ihr Mann brachte zwei Kinder in die Ehe ein. Aus persönlichem Interesse machte sie, als die Kinder grösser gewor­den waren, eine Shiatsu-­Therapie und fand dermassen Gefallen an der ganzheitlichen Methode aus Japan, dass sie sich selber während dreier Jahre am TAO CHI in Zürich zur Therapeutin ausbilden liess. So habe sie als Shiatsu-Therapeutin den Wiedereinstieg ins Berufsleben gefunden, sagt Ettler und merkt an: «Vielleicht ist es auch mit der guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erklären, dass die Praktizierenden zu 90 Prozent Frauen sind.» Doch dies sei sich am Wandeln; heute gebe es erfreulicherweise auch immer mehr Männer, die sich für den Beruf eines Shiatsu-Therapeuten interessierten.

Endlich geschützter Titel

Ettler hatte ihr Branchendiplom in Komplementärtherapie in der Methode Shiatsu im Jahr 2008 gemacht. Nun, diesen Mai, kann sie dieses zusammen mit weiteren 1000 Therapeutinnen und Therapeuten umwandeln in das neue eidgenössische Diplom. Endlich hätten die Praktizierenden damit einen geschützten Titel, sagt sie. «Und ausserdem wird es nun transparent, wer sich Komplementärtherapeut und -­therapeutin mit eidgenössischem Diplom nennen darf und wer eben nicht.» Die engagierte Komplementärtherapeutin setzte sich von Anfang an in der Organisation der Arbeitswelt Komplementär-Therapie (OdA KT) ein, in der die Berufsverbände und weitere Institutionen der Komplementärtherapie zusammen­ geschlossen sind. Sie amtete lange als deren Co-­Präsidentin und ist auch jetzt noch Vizepräsidentin.

Ich wollte von Beginn an das Berufsbild mitgestalten und wusste: Shiatsu gehört in dieses unbedingt hinein», sagt sie zur Begründung ihres Engagements. Definiert wurden bis heute dreizehn Methoden, für die der Beruf Komplementärtherapeut und ­therapeutin gilt. «Am Ende eines langen Prozesses haben sich alle im neuen Berufsbild wiederfinden können, vom Yogalehrer bis zur Cranio­-Sacral­-Therapeutin», sagt Ettler – und es ist unschwer zu merken, dass dies nicht so leicht zu erreichen war.


Die höhere Fachprüfung für den neuen Beruf Komplementärtherapeutin/ Komplementärtherapeut umfasst bisher folgende dreizehn Methoden: Akupressur­-Therapie, Alexander­-Technik, Akupunktmassage­-Therapie (APM­-Therapie), Atemtherapie, Ayurveda­-Therapie, Cranio-­Sacral­-Therapie, Eutonie, Heileurythmie, Polarity, Rebalancing, Shiatsu, Strukturelle Inte­gration und Yoga­-Therapie. (pmg)

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