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Covid-19: Antikörpertest ersetzt keine Impfung

von Redaktion Millefolia
Covid-19: Antikörpertest ersetzt keine Impfung

Von Tanya Karrer

Können Antikörpertests eine Alternative zur Covid-19-Impfung sein? Der eine oder die andere dürfte sich diese Frage bereits gestellt haben. Der Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF), Professor Christoph Berger, winkt ab und erklärt, weshalb Antikörpertests eine falsche Sicherheit vorgaukeln.

In diesen Tagen ist sie eine der am häufigsten gestellten Fragen: Soll man sich gegen Covid-19 impfen lassen oder nicht? Während für einige die Entscheidung klar ist, tun sich andere schwer damit, Nutzen und Risiken der beiden Optionen abzuschätzen. Sich nicht zu impfen birgt die Gefahr, schwer an Covid-19 zu erkranken, womöglich daran zu sterben, an Spätfolgen – dem Long-Covid – zu leiden, seine Mitmenschen zu gefährden oder nie aus der Enge der verordneten Schutzmassnahmen herauszukommen.

Impfen oder nicht? Für viele ein Dilemma.

Demgegenüber steht die Impfung. Ihre Wirkweise ist für medizinische Laien nur schwer erfassbar, ihre Schutzdauer noch nicht vollständig erforscht, die Nebenwirkungen, auch die langfristigen, nicht gänzlich abschätz- und ausschliessbar. Hinzu gesellen sich bei einigen Menschen Bedenken, dem an und für sich gesunden, gut funktionierenden Körper synthetische Stoffe zuzuführen. Impfen oder nicht? Für viele ein Dilemma.

Antikörper bedeuten nicht Immunität gegen Covid-19

Umso verlockender erscheinen die unterdessen sogar online oder in Apotheken angebotenen serologischen Antikörpertests. Das abgenommene Blut wird ins Labor gesendet, zurück kommt das Testresultat. Serologische Antikörpertests messen die Immunglobuline IgM und IgG, die sich nach einer Infektion mit Sars-Cov-2 im Körper bilden. Für Laien liegt die Schlussfolgerung nahe: Wer Antikörper aufweist, ist doch immun gegen eine weitere Corona-Erkrankung. Professor Christoph Berger, Präsident der Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIP), warnt jedoch: «Mit einem solchen Test wiegen Sie sich in falscher Sicherheit, relevant wären neutralisierende Antikörper.» Die im Test gemessenen Antikörper, so der Experte, seien nur ein Teil der Immunantwort gegen Covid-19, diese ist von verschiedenen Faktoren beeinflusst.

Antikörper sind nur ein Teil der Immunantwort.

Die Zahl der Antikörper variiert je nach Schweregrad der Corona-Erkrankung und nimmt im Verlaufe der Zeit ab

Die Zahl der Antikörper variiert je nach Schweregrad der Corona-Erkrankung und nimmt im Verlaufe der Zeit ab. Das Resultat eines Antikörpertests ist nur eine Momentaufnahme.

Bis zum heutigen Zeitpunkt konnte die Forschung noch nicht stimmig nachweisen, dass das Vorhandensein von Antikörpern auch tatsächlich mit einer Immunität gegen Covid-19 einhergeht. In erster Linie zeigen die gemessenen Abwehrstoffe im Blut nur, dass ein Kontakt mit dem Virus stattgefunden hat. Ausserdem gibt Berger zu bedenken: «Das Resultat eines Antikörpertests ist nur eine Momentaufnahme. Schon wenige Tage später kann der Test ein anderes Resultat aufweisen.» Die Zahl der Antikörper variiert je nach Schweregrad der Corona-Erkrankung und nimmt im Verlaufe der Zeit ab. „Das Gedächtnis hält nicht ewig“, sagt der Experte.

Dauer der Immunität gegen Corona noch unbestimmt

Das ist umso fataler, wenn die Covid-19-Erkrankung unbemerkt verlief. Wer Corona hatte, der ist danach – so schätzen Forschende – bis zu sechs Monate vor einer weiteren Ansteckung und einem schweren Krankheitsverlauf geschützt. Wer aber den Zeitpunkt der Erkrankung nicht kennt, weil er oder sie keine Symptome hatte, kann auch keine Annahmen über die Dauer der Immunität machen. Die Anzahl gemessener Antikörper ist kein Indikator dafür. Offizielle Stellen wie das Bundesamt für Gesundheit raten deshalb von serologischen Antikörpertests zur Feststellung einer Immunität ab. Bei der Impfung hingegen, erklärt Professor Berger, wird es bald möglich sein, eine Schutzdauer anzugeben, denn die Verabreichung findet unter kontrollierten Bedingungen statt. Heute lässt sich von einem relativ sicheren Impfschutz von zwei bis drei Monaten ausgehen.

Wer den Zeitpunkt der Erkrankung nicht kennt, weil er oder sie keine Symptome hatte, kann auch keine Annahmen über die Dauer der Immunität machen.

Und jeder Monat, der vergeht, könnte einer mehr werden.
Wer die Hoffnung hatte, mit einem Antikörpertest um eine Covid-Impfung herumzukommen, muss aus Sicht der aktuellen Forschung enttäuscht werden. Und trotzdem ist noch nicht aller Weisheit Schluss. Täglich nehmen die Erkenntnisse rund um das Corona-Virus zu. Bald wird es weitere neue und wissenschaftlich validierte Einschätzungen zur Impfung und ihren Langzeitfolgen oder eben auch zur Aussagekraft von Antikörpertests geben, die zur Entscheidungsfindung rund um die Frage „Soll ich mich gegen Covid-19 impfen lassen oder nicht?“ beitragen können. Schlussendlich gilt aber auch hier wie bei jeder Entscheidung im Leben: Das Risiko ist Teil der Natur.

3 Fragen an Professor Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF)

Sollen sich Menschen gegen Covid-19 impfen lassen, auch wenn sie einen Antikörpernachweis haben?
Ja, ausser sie kennen den Zeitpunkt Ihrer Covid-19-Erkrankung. Dann können sie von einem Schutz von drei bis sechs Monaten ausgehen. Ein positiver Antikörpertest ist nicht gleichbedeutend mit Immunität.

Ist jemand, der Antikörper hat, nicht gleich gut geschützt wie jemand, der sich impfen lässt?
Nachgewiesene Immunglobuline sind nur ein Teil der Immunantwort auf den Kontakt mit dem Virus. Zum heutigen Zeitpunkt lässt sich nicht sagen, ob die gemessenen Antikörper mit einer Immunität einhergehen, gerade auch in Hinsicht auf Virusvarianten und -mutationen. Eine Impfung hingegen schützt in den allermeisten Fällen vor schweren Erkrankungen.

Müsste man nicht vor jeder Covid-Impfung einen Antikörpertest machen lassen, und dann nur diejenigen Menschen impfen, die keine Antikörper haben? Könnte man so nicht auch die knappen Impfdosen besser einsetzen?
Selbst wenn ein Antikörpertest auf Immunität hinweisen würde, so ist seine Aussagekraft nur von kurzer Dauer, da sich die Zahl der Antikörper innerhalb von wenigen Tagen wieder verändern kann. Die Tests müssten deshalb ständig wiederholt werden. Die Ressourcen für Tests und Impfungen sind jetzt schon am Anschlag.

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Bilder: Montage von Depositphoto.com, Rawpixel.com und Pixabay.com (Titelbild), Pixabay.com

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3 Kommentare

Emil Bernhard 2. März 2021 - 18:38

Dieser Bericht ist endlich mal ausgewogen informativ und bestärkt mich darin, am Donnerstag impfen zu gehen🤗

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André Burnens 27. Februar 2021 - 17:09

Angesichts der Knappheit von Impfstoff wird von vielen Experten in Betracht gezogen, Personen mit durchgemachter Infektion (positive Antikörpertests) nur eine Impfstoff-Dosis zu verabreichen.

Antworten
Orref H.P 25. Februar 2021 - 10:27

Der Beitrag ist gut, für mich persönlich jetzt nichts neues, aber dennoch wertvoll. Die Wesentliche Frage, die ich dazu nach wie vor habe und auch da nicht beantwortet wird…
Runtermachen der eigenen gebildeten Antikörper bei durchgemachter Symptomarmer Covid .. liesse sich nicht genau messen… Die der Impfung? die dann scho? eigenartig.
und auch mit Impfung ist man genauso Verteiler wie durchgemachte. Und auch geimpfte wie durchgemachte können es abgeschwächt bekommen. Aber beide nicht stark bzw schwer, weil eine gewisse Grundimmunität da ist… DAS wäre interessant gewesen zu hören.

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