Im Herbst und Winter leiden viele Menschen unter einer saisonalen Depression. Schalten Sie in der dunklen Jahreszeit möglichst einen Gang runter und fangen Sie an der frischen Luft so viele Sonnenstrahlen wie möglich ein. Arzneipflanzen wie Johanniskraut oder Löwenzahn sowie ätherische Öle können die Stimmung ebenfalls aufhellen.
von Lisa Heyl, updated 31. Oktober 2024
Herbstzeit ist Nebelzeit. An jedem dritten Tag im Oktober versteckt die graue Decke im Schnitt in der Schweiz die Sonne, sagt die Statistik. Und als ob das nicht genug wäre, werden die Tage immer kürzer. Das macht manchen Menschen Mühe. Insbesondere jene, die tagsüber drinnen arbeiten, laufen in der kalten Jahreszeit Gefahr, zu wenig Sonnenlicht zu bekommen. Dieser Mangel kann zu einer saisonalen Depression führen, im Volksmund auch Herbstblues oder Winterdepression genannt.
Müde, müde, müde …
Drogistin Regula Schild ist immer wieder mit dem Problem konfrontiert und kennt die Symptome einer saisonalen Depression: «Der Mangel an Sonnenlicht kann zu Niedergeschlagenheit, Müdigkeit und einem grossen Bedürfnis nach Schlaf führen. Betroffene leiden unter Antriebslosigkeit und Motivationsschwäche und haben oft Heisshunger auf Süsses und Kohlenhydrate, was zu einer Gewichtszunahme führen kann.»
Die saisonale Depression verschwindet im Frühling, wenn die Sonne wieder länger scheint.
Eine Winterdepression unterscheidet sich eindeutig von einer Depression. Depressive leiden oft unter Schlaflosigkeit, haben kaum Appetit und verlieren Gewicht. Eine Depression ist zusätzlich durch eine sehr tiefe Niedergeschlagenheit bis hin zu Selbstmordgedanken geprägt. Und schliesslich verschwindet die saisonale Depression im Frühling, wenn die Sonne wieder öfter und länger scheint, die Depression bleibt.
Was im Körper passiert
Ursache für die Beschwerden während der kalten Jahreszeit ist ein Mangel an Sonnenlicht. Im Herbst und Winter ist das Schlafhormon Melatonin im Körper im Übermass vorhanden. Melatonin braucht der Mensch, um einzuschlafen, der Körper schüttet es daher vornehmlich nachts aus. Tagsüber baut er überschüssiges Melatonin wieder ab. In den dunklen Herbst- und Wintermonaten kann es passieren, dass der Abbau ungenügend ist, was zu Müdigkeit und Antriebslosigkeit führen kann.
Das «Glücks- oder Wachhormon» Serotonin wird vermehrt im Sommer gebildet.
Gerade umgekehrt verhält es sich mit dem «Glücks- oder Wachhormon» Serotonin. Dieser Botenstoff steigert den Antrieb. Serotonin wird vermehrt im Sommer gebildet, da Sonnenlicht die Produktion anregt. In der dunklen Jahreszeit braucht der Mensch seinen Vorrat an Serotonin allmählich auf, was die Müdigkeit und Lustlosigkeit, die wegen des Melatonin-Überschusses herrscht, noch verstärkt. Mögliches Resultat: eine saisonale Depression.
Eine Zeit der Ruhe
Die Drogistin Regula Schild sieht eine weitere Ursache der saisonalen Depression in der modernen Leistungsgesellschaft. «Eigentlich wäre der Winter die Zeit, um sich etwas zurückzuziehen, sich zu sammeln und zu schonen. Im Frühling kann dann mit frischer Energie so richtig losgelegt werden. Wie es die Natur uns vormacht.»
So gesehen wäre das beste Mittel gegen eine saisonale Depression eine Art Winterruhe. «Vielleicht nicht so ausgeprägt, wie ein Murmeltier das tut», sagt Schild, «das läge nicht in unserem Naturell. Aber man sollte es schon etwas ruhiger nehmen, vielleicht auch etwas zeitiger schlafen gehen, es ist ja ohnehin früh dunkel.» Sich nur zu Hause einzuigeln, wäre aber falsch. «Raus an die frische Luft zu gehen und Licht zu tanken, ist essenziell, auch in der kalten Jahreszeit», sagt Drogistin Schild. Das gibt Energie und tut wohl. Wer sich ausserdem ausgewogen ernährt und darauf achtet, dass sein Immunsystem stark ist, kann Herbst und Winter gelassener entgegensehen. «Wer einen starken Körper hat und gute Ressourcen, kommt gesünder durch den Winter.»
Hilfe aus der Natur
Wer sich noch etwas mehr Gutes tun möchte, kann sich natürliche Hilfe suchen. Der Fachhandel bietet viele verschiedene Heilmittel, die gegen Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder Niedergeschlagenheit helfen können. Kommt jemand mit entsprechenden Symptomen zu ihr ins Geschäft, fragt Regula Schild erst einmal genauer nach: «Ich erkundige mich, ob die Person besonders viel Stress hat, ob es andere Probleme gibt, die aufs Gemüt schlagen, wie einen Todesfall oder eine Trennung. Wenn ich erkenne, dass ein gröberes Problem vorliegen könnte, rate ich, das Gespräch mit einem Arzt zu suchen. Handelt es sich um eine saisonale Depression, haben wir vieles im Sortiment, das sich für die Selbstmedikation optimal eignet.»
Sehr viele Menschen leiden etwa an einem Vitamin-D3-Mangel. Vitamin D ist auch als Sonnenvitamin bekannt, bei genügend Hautkontakt mit der Sonne synthetisiert der Körper es nämlich selbst. Da im Herbst und Winter die Sonnenstrahlung vermindert ist und die meisten Menschen nur dick eingepackt nach draussen gehen, entsteht schnell eine Unterversorgung. «Eine gezielte Supplementierung mit Vitamin D kann hier einfach Abhilfe schaffen und das Gemüt aufhellen», sagt Regula Schild. «Wenn man sich an die Dosierungsvorschriften hält, ist Vitamin D für alle geeignet.»
Vitamine, Pflanzen und mehr
Heilpflanzen können einem in der dunklen Jahreszeit guttun. «Allen voran das Johanniskraut. Es hellt die Stimmung auf.» Wichtig zu wissen: Johanniskraut macht die Haut lichtempfindlicher, darum sollte man sich besonders gut vor der Sonne schützen, etwa beim Wintersport. Lassen Sie sich vor der Einnahme aber immer von einer Fachperson beraten, denn wer bestimmte Arzneien wie die Antibabypille, das Immunsystem unterdrückende Medikamente, gewisse Krebsmedikamente usw. einnimmt, sollte mit der Verwendung von Johanniskraut vorsichtig umgehen. Die Heilpflanze kann, je nach Verabreichungsform, die Wirkung dieser Arzneien verstärken oder aufheben.
Eine weitere hilfreiche Pflanze kann der Löwenzahn sein. «Er ist ein wirksames Lebermittel und die Leber gilt in der traditionellen chinesischen Medizin als das emotionale Organ», sagt Regula Schild. Darum tut Löwenzahn dem Gemüt gut. «Wichtig ist es auch, Geist und Körper zu stärken. Dafür ist die Taigawurzel bestens geeignet, etwa als Kapsel oder spagyrischer Spray. Taiga stärkt, sie ist die passende Pflanze für unsere Stressgesellschaft.»
Grundsätzlich sind spagyrische Sprays eine gute Wahl, um gegen eine Winterdepression anzugehen. «Je nach Symptomen stelle ich eine individuelle Mischung zusammen, zum Beispiel mit Kava-Kava gegen Angst oder mit Melisse gegen Nervosität. Das stärkt die Nerven und hebt die Stimmung.» Und die Schüssler-Salz-Kombination der Nummern 2, 5, 7 und 22 hilft gegen Belastung und innere Anspannung.
Gross ist die Auswahl an ätherischen Ölen. «Lavendel ist zum Beispiel sehr harmonisierend und entspannend.» In der kalten Jahreszeit besonders angenehm ist ein Bad mit ätherischem Öl. «Wichtig ist auch, sich selbst etwas Gutes zu tun. Etwa ein Glas Wein geniessen, einen schönen Film schauen, ein gutes Buch lesen. Das kann die Stimmung heben – je nach persönlicher Vorliebe», sagt Drogistin Schild. «Und nicht vergessen: Gelegentlich ein Stück Schokolade essen.»
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Quellen & weiterführende Literatur: Drogistenstern, Drogistin HF Regula Schild
Bilder: Abi Greer, Charlie-CT, Andrea Piacquadio, Vlada Karpovich – Pexels, Brigachtal – Pixabay
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