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Komplementärmedizin bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

von Redaktion Millefolia
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Von Fabrice Müller

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen sind in der Schweiz weit verbreitet. Die Komplementärmedizin bietet wirkungsvolle Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten, wie ein Vortragsabend der Vereinigung Crohn Colitis Schweiz und des Dachverbands Komplementärmedizin aufgezeigt hat.

Eine von 350 Personen, also über 25‘000 Menschen, leiden in der Schweiz unter chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Diese äussern sich durch schubweise wiederkehrende oder kontinuierlich auftretende, entzündliche Veränderungen des Darms. Diese Erkrankungen führen zu Beschwerden wie Durchfall mit Blut oder Schleim im Stuhl, heftige Bauchschmerzen sowie Symptome von anderen Organsystemen. Grund dieser Entzündung ist eine übermässige Reaktion des Immunsystems auf körpereigene Keime oder Zellen, die sich normalerweise im Darm befinden. Der Auslöser dieser Reaktion bleibt bislang trotz intensiver Forschung unklar. Trotzdem gibt es verschiedene Faktoren, die eine Neigung zu dieser Krankheit begünstigen.

Ganzheitliche Diagnose bei Darmerkrankungen

Naturheilpraktikerin Helene Alge

Welchen Weg die Komplementärmedizin bzw. die Traditionelle Europäische Medizin (TEN) in der Diagnose und Behandlung bei CED wählt, erläuterte Helene Alge, Naturheilpraktikerin in einer Praxisgemeinschaft in Basel. „Bei der Analyse von Laborwerten achten wir auf entzündungsaktive Werte, das Nährstoffprofil rund um Eisen, Natrium, Kalzium, Selen, Vitamin B12, Folsäure und Vitamin D3. Gerade der Mangel etwa an B12 oder Kalzium ist häufig bei Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn zu beobachten, weil sie diese Nährstoffe über den Darm nicht aufnehmen können.“ In der Konstitutionsdiagnose wird der Mensch als Ganzes betrachtet: Woher kommen die Entzündungen? Was hat der Mensch für ein Temperament?

Die Irisdiagnose gibt uns einen Überblick über die gesundheitliche Entwicklung eines Menschen von der Geburt bis in die Gegenwart.

Über die Irisdiagnose lassen sich ebenfalls Konstitutionswerte erkennen: „Die Irisdiagnose gibt uns einen Überblick über die gesundheitliche Entwicklung eines Menschen von der Geburt bis in die Gegenwart. Darin erkennen wir auch prägende Strukturveränderungen in der Gesundheit“, erklärte Helene Alge. Bei der Irisdiagnose werde jedoch stets die ganze Persönlichkeit des Menschen einbezogen. Im ganzheitlichen Therapiekonzept setzt Helene Alge auf die Bereiche Ernährung etwa mit anti-entzündlichen Ernährungssystemen oder Schonkost bei akuten Schüben, auf die Ausleitung von Giftstoffen mit Hilfe der Phytotherapie oder Biochemie, den Darmaufbau und die Stabilisation der Darmschleimhaut durch Flohsamen, Heilerde usw., sowie auf die Bewegung und die Aufarbeitung von psychischen Belastungen; letztere sei gerade bei der „Verdauung“ der Vergangenheit ein wichtiger Faktor.

Integrative Medizin bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Dr. med. Philipp Busche

Wie entscheidend es ist, die verschiedenen Einflussfaktoren wie auch Bereiche der Medizin zu verbinden – hin zu einer integrativen Medizin –, betonte Philipp Busche, Facharzt und Leiter Innere Medizin sowie Arzt für anthroposophische Medizin an der Klinik Arlesheim, in seinem Referat. Der Facharzt plädierte für ein Miteinander von konventioneller Medizin und Komplementärmedizin, um die bestmöglichen Wege für die Behandlung zu finden. Dass dies ganz im Sinne der Betroffenen ist, zeigte eine deutsche Studie mit CED-Patientinnen und -Patienten von 2007. Bereits damals beanspruchten 51,3 Prozent von ihnen komplementärmedizinische Leistungen. Wie Philipp Busche informierte, nahmen die Homöopathie mit 52,4 und die Phytotherapie mit 43,9 Prozent den grössten Anteil im Behandlungsspektrum ein. Die Resultate dieser Studie flossen in die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) ein. „Die Ärztinnen und Ärzte sollen sich über die verschiedenen Verfahren informieren und mit den Patientinnen und Patienten die verschiedenen Möglichkeiten diskutieren“, forderte Philipp Busche und sprach sich gegen eine „Entweder-oder-Lösung“ aus. Bei der Suche nach Behandlungswegen sollten die Individualität des Menschen, die seelische Ebene, seine Vitalität und die körperliche Ebene betrachtet werden. Eine auf Evidenz basierte Medizin dürfe sich zudem nicht nur auf die Forschung, sondern ebenso auf klinische Erfahrungswerte von Ärzten und Betroffenen beziehen.

Stress als Auslöser von chronischen Darmkrankheiten

Dr. med. Christine Huber

Auch Christine Huber, Internistin am Institut für komplementäre und integrative Medizin am Universitätsspital Zürich, stellt eine grosse Nachfrage nach komplementärmedizinischen Behandlungsmethode fest. „Mehr Offenheit gegenüber der Komplementärmedizin von Seiten der Schulmedizin würde das Vertrauensverhältnis zu den Patientinnen und Patienten stärken“, zeigte sich Christine Huber überzeugt. Das Institut sieht sich als Schnittstelle zwischen konventioneller Medizin und Komplementärmedizin und setzt seine Behandlungsschwerpunkte auf drei Bereiche: Mind-Body-Medizin, Akupunktur und Phytotherapie.

Mehr Offenheit gegenüber der Komplementärmedizin von Seiten der Schulmedizin stärkt das Vertrauensverhältnis zu den Patientinnen und Patienten.

Weil Stress häufig ein Auslöser von chronischen Darmerkrankungen sei, habe die Mind-Body-Medizin das Ziel, Körper, Geist und Psyche in Einklang zu bringen – zum Beispiel mit Bewegung, Entspannung, Atemtechniken, Ernährung und auch Spiritualität. Wie Christine Huber berichtete, haben laut Studien sogenannte Gedankenkreise wie auch die medizinische Hypnose zu signifikanten Verbesserungen bei Magen-Darm-Erkrankungen geführt. Bei der Akupunktur gebe es ebenfalls Hinweise darauf, dass sie einen wertvollen Beitrag bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen mit einer leichten bis mittelgradigen Krankheitsaktivität leiste und die Krankheitssymptome reduziere.


Bilder: iStock, zVg

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