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Fasten ist weit mehr als Abnehmen

von Redaktion Millefolia
Auf dem Rücken liegende Frau umfasst mit ihren Händen eine ihrem Bauch ruhende Blume

Von Peter Wäch

Intervallfasten liegt im Trend. Naturheilpraktikerin Agnès Leu behandelt in ihrer Praxis Artemisia in Basel u.a. Patienten mit ernährungsbedingten Erkrankungen. Fasten-Methoden sieht sie als sinnvolles therapeutisches Mittel: „Wer richtig fasten will, sollte sich ganzheitlich orientieren und eine Ernährungs- wie Rhythmusumstellung längerfristig einplanen.“

Agnès Leu ist eidgenössisch-diplomierte Naturheilpraktikerin und TCM-Akupunkteurin. Als komplementärmedizinisch ausgebildete Ernährungsberaterin, die sich auch mit Stoffwechsel- und hormonell bedingten Störungen auskennt, kann sie den Hype ums Intervallfasten nachvollziehen: „Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Rhythmus zu bestimmen. Vor allem die Formel 16 zu 8 ist alltagstauglich und für berufstätige Menschen attraktiv.“ Bei 16 zu 8 muss man nach der letzten Tagesmahlzeit 16 Stunden pausieren. Die folgenden 8 Stunden sind dann Essenszeit, wobei hier die ersten Fehler gemacht werden. „Wer denkt, er könne in diesen 8 Stunden nach Belieben essen, liegt falsch“, erläutert Leu, „zwischen der ersten und zweiten Mahlzeit am Tag sollte man das System ebenso ruhen lassen, sonst geht ein wichtiger Effekt verloren. Unser Stoffwechsel braucht Pausen.“

Essenspausen kurbeln Zellumbau an

Agnès Leu, Naturheilpraktikerin und Therapeutin

Der japanische Zellbiologe Yoshinori Ohsumi forscht seit 1980 zum Thema und erhielt 2016 den Nobelpreis. Oshumi fand heraus, dass sich Zellen in einem Erneuerungsprozess selber heilen, was gefördert wird, wenn der Mensch seinem Stoffwechsel eine Auszeit gönnt. Agnès Leu formuliert es so: „Wenn wir unserem System eine Ruhephase von mindestens 16 Stunden geben, nehmen unsere Zellen in der ‚Hungersituation‘ einen Umbau vor. Nicht mehr intakte Zellstrukturen werden Ressourcen schonend zu neuen Zellen gebildet. In der Fachsprache nennt sich das Autophagie. Dazu Leu: „Durch die Restaurierung verlieren unsere Zellen krankmachende Eigenschaften, der Organismus wird entlastet und wir erleben den neuen Energiestoffwechsel als Schub“.

Wer richtig fasten will, sollte nicht nur die ‚Breaks‘ einhalten, sondern sich grundsätzlich gesund und vielseitig ernähren.

Die Naturheilpraktikerin hält fest, dass sich die Forschung damit auseinandersetzt, inwieweit eine reduzierte Autophagie Krankheiten wie Parkinson, Demenz oder Krebs fördert. Gesichert ist, dass unser körpereigenes Insulin die Autophagie hemmt. Dies deutet darauf hin, wie wichtig Essenspausen sind: „Bei jedem Snack den wir zwischen den Mahlzeiten zu uns nehmen, schiesst Insulin ein und der Verbrennungsmotor wird gestartet. Gerade heute, wo etliche Nahrungsmittel mit Zucker oder Fett versetzt sind, wird die Insulinausschüttung zusätzlich beschleunigt und unser Blutzucker fährt Achterbahn.“ Zum Intervallfasten sagt Agnès Leu: „Wer richtig fasten will, sollte nicht nur die ‚Breaks‘ einhalten, sondern sich grundsätzlich gesund und vielseitig ernähren“.

Fasten ist ein gezielter Eingriff in den Stoffwechsel

Was bedeutet „richtig fasten“? Agnès Leu präzisiert: „Neben dem Intervallfasten gibt es das Heilfasten ohne feste Nahrung oder das entlastende Basenfasten mit drei Mahlzeiten pro Tag. Wer bloss ‚etwas ausprobiert‘, tut sich oft keinen Gefallen“. Fasten ist ein gezielter Eingriff in den Stoffwechsel und sollte individuell angepasst sein. Darum ist bei gesundheitlichen Störungen eine detaillierte Abklärung in Form einer Anamnese unablässig.“ Agnès Leu hat sich ein Netzwerk mit Ärzten und Fachleuten geschaffen, in dem man sich abspricht. „Manchmal macht es Sinn, gar nicht zu fasten, dann wieder ist es ratsam eine andere Fasten-Variante in Betracht zu ziehen. Von Intervallfasten ist bei Diabetes Typ 1 dringend abzuraten, es eignet sich hingegen sehr gut bei Hinweis auf Diabetes Typ 2.“

Durch die Restaurierung verlieren unsere Zellen krankmachende Eigenschaften, der Organismus wird entlastet und wir erleben den neuen Energiestoffwechsel als Schub.

Gemüse und Früchte auf dem Speiseplan

Gemüse und Früchte auf dem Speiseplan

Welche Fastenform ist geeignet? Die Naturheilpraktikerin und TCM-Therapeutin verfolgt eine ganzheitliche Sicht: „Die Grundkonstitution der Klienten, die aktuelle Lebenssituation und allfällige Krankheiten werden mit einbezogen.“ Leu bespricht die Ziele der Klienten, auch mit Blick darauf, ob ein Wunsch nach Gewichtsverlust notwendig ist: „Wer seinen Körper entgiften will, ist mit begleitetem Heilfasten nach Buchinger, einer Nulldiät, besser bedient als mit der Intervall-Methode. Wenn der Säure-Basen-Haushalt durcheinander ist, empfehle ich das Basen-Fasten. Hier dominieren basische Lebensmittel wie Gemüse oder Früchte den Speiseplan.“ Die Qualität der Lebensmittel ist stets wichtig, insbesondere beim Fasten.

Eine neue Lebensordnung und heilende Impulse

Agnès Leu fasst gesundes Fasten so zusammen: „Diäten oder Kurzzeit-Therapien sind nicht sinnvoll. Es geht um eine neue Lebensordnung, heilende Impulse, Freude am Essen, Bewegung, Atem sowie viel frische Luft.“ Mit der beliebten Selbstoptimierung habe Fasten nichts zu tun. Wer sich aus guten Gründen für eine Ernährungs- und Rhythmus-Umstellung entscheidet, sollte sich gut informieren, eventuell fachlich beraten lassen, differenziert auswählen und den Weg liebevoll umsetzen.“

Es geht um eine neue Lebensordnung, heilende Impulse, Freude am Essen, Bewegung, Atem sowie viel frische Luft.

Agnès Leu ist überzeugt: „Wer richtig fastet, darf sich auf ein energiegeladenes Leben freuen“. Fasten schützt vor Diabetes, wirkt unterstützend bei Blutdruck- und Darmproblemen, mindert Allergien oder Entzündungs-Krankheiten wie Rheuma oder Gicht und es hilft bei überhöhten Cholesterinwerten.“

Bilder: Agnès Leu, Pixabay

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