Dass die Fastnacht ursprünglich die Fastenzeit einläutete, geht im ganzen Trubel mit Masken, Gugge und Umzügen etwas vergessen. Zudem hat sich Fasten von einer religiösen Praxis zu einer gesundheitsfördernden entwickelt. Diesen Trend hat die Naturheilkunde schon früh erkannt – alte Rezepte haben noch heute ihre Wirkung.
updated 12.2.2024, red.
Der Fastnachtsbrauch rührt von der traditionellen Fastenzeit her, die als Vorbereitung auf das Osterfest begangen wurde und mit dem Aschermittwoch beginnt. Hierzulande wird heute, zumindest in der christlichen Tradition, kaum mehr nach festen Kalendertagen gefastet, sehr wohl aber individuell: Fastenkuren haben Hochkonjunktur. Wie man die Fettpölsterchen, die sich in der kalten Jahreszeit angesammelt haben, wieder loswird, damit befasst sich die Naturheilkunde schon lange.
Bauchfett birgt gesundheitliche Risiken
Fett, besonders wenn es sich um die Bauchorgane ansammelt, gilt als gesundheitsschädigend. Es erhöht die Gefahr, Diabetes 2 zu entwickeln, es kann den Cholesterinspiegel erhöhen und sich negativ auf das Herz auswirken. Zudem steht es im Verdacht, das Erkrankungsrisiko für Krebs oder Alzheimer zu steigern. Bauchfett wieder loszuwerden ist kein einfaches Unterfangen, das wusste man schon vor rund 150 Jahren. Die Naturheilbewegung, die Mitte des 19. Jahrhunderts Europa erfasste, liess alternative und komplementäre Heilmethoden gedeihen.
Bauchfett wieder loszuwerden ist kein einfaches Unterfangen, das wusste man schon vor rund 150 Jahren.
Und mit ihr eine Vielfalt an Ratschlägen zur Fettreduktion. Johann Schroth begründete seine bekannte Kur zur Aktivierung der Selbstheilkräfte. Max Birchers Müesli, das die Sonnenenergie für den Körper einfangen sollte, ist populär wie nie, auch in zahlreichen abgewandelten Formen. Andere sind in Vergessenheit geraten. Ihre Grundsätze finden sich aber auch heute noch in der Komplementärmedizin.
Frühlingskur mit Heilkräutern
Mit einer Frühlingskur soll die «Körpermaschine» gesäubert und «gründlich durchlüftet» werden, so heisst es in einem Buch von 1911. Die Putzmittel, die das Bauchfett wegmachen, sind Kräuter. Sie werden in rohem Zustand gereicht, mit etwas Zitronensaft und Salatöl gewürzt, zu Schwarzbrot und auf nüchternen Magen. Dies über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen.
Der Löwenzahn fördert mit seinen Bitterstoffen die Verdauung, er regt die Nierentätigkeit und den Stoffwechsel an.
Was 1911 galt, eignet sich auch heute noch für die frühlingshafte Reinigungskur: anregende Pflanzen wie Löwenzahn, Brennnessel, Sauerampfer, Kerbel, Brunnenkresse und Fenchel. Der Löwenzahn fördert mit seinen Bitterstoffen die Verdauung, er regt die Nierentätigkeit und den Stoffwechsel an. Kerbel, Brunnenkresse und Fenchel unterstützen ihn dabei. Die Brennnessel entwässert sanft, das Vitamin C im Sauerampfer stärkt die Immunabwehr. Wenn das Vogelgezwitscher Sie nach draussen treibt, halten Sie am Wegesrand also Ausschau nach diesen Gewächsen. Und gehen Sie auf einem ausgedehnten Spaziergang kraftvoll in die Knie, um sie einzusammeln, denn zusätzliche Bewegung und allgemeine Kalorienreduktion verhelfen der Frühlingskur zum Erfolg.
Low-Carb-Diät aus dem vorletzten Jahrhundert
Auch die populären Low-Carb-Diäten sind keine neue Zeiterscheinung: Auf die Reduktion von Kohlehydraten setzten bereits die beiden der Naturheillehre verbundenen deutschen Ärzte Max Oertel und Ernst Schweninger um das Jahr 1844. Mässigkeit im Essen ist bei ihrer Kur das A und O. Ebenso wichtig: das Vermeiden von Zucker und stärkehaltigen Nahrungsmitteln wie Kartoffeln, Mehl, Hülsenfrüchten und Bier. Etwas Wein hingegen ist erlaubt. Zur Kur gehört die tägliche Bewegung in Form von Spaziergängen, Radfahren oder körperlicher Arbeit. Als Belohnung für die Strapazen folgt ein Dampfbad. Gerade bei Herzerkrankungen soll diese Kur gute Erfolge erzielt haben. Sie sind wohl dem Ausgleich von Ernährung, Bewegung und Entspannung geschuldet.
Körper, Geist und Seele von Altlasten befreien
Das Erbe der Naturheilbewegung besteht heute in verschiedenen komplementärmedizinischen Methoden fort. Wer Bauchfett reduzieren will, findet bei Komplementärmedizinerinnen und Komplementärmedizinern traditionsgemäss noch immer viel ganzheitliches und naturnahes Wissen, das die Gewichtsreduktion unterstützt. Schliesslich wollen sich nicht nur der Körper, sondern auch Geist und Seele von Altlasten befreit der Frühlingswonne hingeben.
Literatur:
- Fischer-Dückelmann, Anna 1911. Die Frau als Hausärztin. Süddeutsches Verlags-Institut, Stuttgart
- Merta, Sabine 2003. Wege und Irrwege zum modernen Schlankheitskult: Diätkost und Körperkultur als Suche nach neuen Lebensstilformen 1880–1930. Franz Steiner Verlag
- Voorhoeve, Jacob 2017. Homöopathie und Praxis: Naturheilkundliche alternative Medizin für den mündigen Patienten. BoD – Books on Demand
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Bilder: Allie J ― Pixabay.com / Timin Ilya ― Wikimedia.org / cottonbro studio ― Pexels.com / pikisuperstar ― Pexels.com
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