Von Fabrice Müller
Auch in der Zahnmedizin gibt es Ärztinnen und Ärzte, die auf ganzheitliche Methoden setzen. Sie unterscheiden sich in der Analyse, aber auch bei der Wahl der Materialien und Medikamente von den Schulzahnmedizinern.
Nach einer Wurzelbehandlung klagte die Patientin über zeitenweise sehr heftige Kopfschmerzen, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als starke Schmerzmitteln zu sich zu nehmen. Alle Massnahmen, die im Nachhinein getroffen wurden, so auch an der Universitätsklinik Zürich, brachten keine Verbesserung. Erst als Dr.med. dent. Urs Weilenmann, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Ganzheitliche ZahnMedizin (SGZM) mit Praxis in Zürich, die Patientin untersuchte, stellte er bei ihr eine toxische Reaktion gegen das Wurzelfüllmaterial, das auch Formaldehyd abgibt, fest. Dieses Vorgehen sei in der ganzheitlichen Zahnmedizin der gängige Weg, erklärt Urs Weilenmann.
Zusammenhänge aufdecken
Mit Hilfe von schulmedizinisch nicht anerkannten Diagnoseverfahren werden nach Belastungen im Körper der Patienten gesucht. Dazu gehören neben Pulsdiagnostik auch der kinesiologische Muskeltest, wo die neuromuskuläre Reaktion beim Patienten getestet wird. «Wir betrachten den Mund und die Zähne des Patienten nicht als ein vom übrigen Körper isoliertes Gebiet», erklärt Urs Weilenmann.
Wir betrachten den Mund und die Zähne des Patienten nicht als ein vom übrigen Körper isoliertes Gebiet.
Gesundheitliche Störungen hätten ihre Ursache oft nicht am Ort der Störung. So könne zum Beispiel ein erkrankter Zahn Symptome an Gelenken auslösen. Umgekehrt können Aphten im Mund ihre Ursache in einer Nahrungsmittelunverträglichkeit haben. «Wir haben Diagnose- und Therapieverfahren entwickelt, die es dem ganzheitlich ausgebildeten Zahnarzt erlauben, diese Zusammenhänge aufzudecken», so Urs Weilenmann.
Mit der Schulzahnmedizin an Grenzen gestossen
Doch wie kommt ein Zahnarzt auf die Idee, sich mit biophysikalischer Medizin und ganzheitlichen Methoden auseinanderzusetzen? «Ich arbeitete in der Chirurgischen Polyklinik der Universität Zürich und musste zunehmend feststellen, wie wenig die Schulzahnmedizin Patientinnen und Patienten mit chronischen Leiden bieten kann – abgesehen von Schmerzmitteln, Kortisol und manchmal Psychopharmaka.»
Urs Weilenmann begab sich vor über 30 Jahren auf die Suche nach neuen Wegen. Er beschäftigte sich mit der Grundlagenforschung rund um Quantenphysik und Chaostheorie sowie ihrer möglichen Auswirkungen auf die Medizin. Damals stand Amalgam als zahnärztliches Füllmaterial erstmals in der Kritik. «In der Grundlagenforschung kam man immer mehr zum Schluss, dass man Krankheiten nur heilen kann, wenn man den Körper als Ganzes betrachtet.» In diesem Sinne können – so Urs Weilenmann – sämtliche Umwelttoxine sowie zahnärztliche Materialien und Implantate, aber auch Elektrosmog als sogenannte Störfelder auf die Gesundheit und Psyche wirken. Hinzu komme, dass Mund und Zähne über Meridiane bzw. Energieleitbahnen mit zahlreichen Organen und Körperteilen verbunden sind.
Keine problematischen Füllungen
Nicht nur in der Analyse, auch bei der Behandlung unterscheidet sich die ganzheitliche Zahn- von der Schulzahnmedizin. Bei Zahnfüllungen versuche die ganzheitliche Zahnmedizin, individuell ausgesuchte Füllungsmaterialien zu verwenden. Dabei werde wenn möglich auf problematische Zusatzstoffe sowie auf Palladium und Amalgam verzichtet, ebenso auf Metallteile und Titan aufgrund ihrer Antennenwirkung, wie Urs Weilenmann erklärt. „Andererseits beobachten wir, dass auch Kunststofffüllungen Probleme verursachen können. In solchen Fällen ist es wichtig, individuell die besten Kompromisse zu finden.“
Selbstheilung und Regulation unterstützen
Weiter arbeiten Urs Weilenmann und seine Kolleginnen und Kollegen mit der Orthomolekularmedizin, komplementärmedizinischen Methoden wie zum Beispiel Neuraltherapie, Homöopathie oder Akupunktur sowie mit verschiedenen anderen Verfahren.
Wir wenden Methoden an, die die Selbstheilung und Regulation unterstützen und stärken.
Antibiotika wird – so Urs Weilenmann – nur im Notfall verschrieben. «Wir wenden Methoden an, die die Selbstheilung und Regulation unterstützen und stärken.» Grosse Aufmerksamkeit schenken die ganzheitlichen Zahnmedizinerinnen und -mediziner etwa auch der Ernährung, indem sie die Patienten bei der Erhaltung einer gesunden Darmflora unterstützen.
Grosse Nachfrage, geringes Angebot
Wer sich für die Ausbildung in ganzheitlicher Zahnmedizin interessiert, absolviert bei der SGZM eine berufsbegleitende Ausbildung. Nach dem ersten, 70-stündigen Ausbildungsteil erhalten die Absolvierenden das erste Zertifikat. Nach weiteren 70 Stunden sowie dem Besuch von Kongressen und dem Bestehen einer Prüfung wird das Zertifikat für ganzheitliche Zahnmedizin SGZM überreicht.
Wer sich für die Ausbildung in ganzheitlicher Zahnmedizin interessiert, absolviert bei der SGZM eine berufsbegleitende Ausbildung.
„Die Ausbildung ist sehr breit aufgestellt und umfasst verschiedene komplementäre Diagnose- und Therapieverfahren sowie ein propädeutischer Teil, der mögliche wissenschaftliche Erklärungsmodelle beinhaltet“, erklärt Urs Weilenmann. Während die Nachfrage von Seiten der Patientinnen und Patienten nach ganzheitlicher Zahnmedizin offenbar gross ist, spüre man bei den Zahnmedizinern derweil noch ein verhaltenes Interesse, sich ganzheitlich auszurichten. Der Verbandspräsident ist jedoch überzeugt, dass in Zukunft die Bedeutung der ganzheitlich ausgerichteten Zahnmedizin weiter zunehmen wird.
www.medizinzukunft.ch (Stiftung Biophysikalische Medizin, gegründet von Urs Weilenmann zusammen mit ETH- und Uni-Professoren sowie erfahrenen Komplementärmedizinern)
Bilder: Fabrice Müller, Pixabay
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Jede noch so kleine Spende hilft, künftige Beiträge zu ermöglichen. Herzlichen Dank!