Startseite Therapien und Methoden Hilft Akupunktur bei Bandscheibenvorfall?

Hilft Akupunktur bei Bandscheibenvorfall?

von Redaktion Millefolia

Von Tanya Karrer

Ein Bandscheibenvorfall sollte immer ärztlich abgeklärt werden. Den Schmerz lindern können aber auch komplementäre Heilmethoden wie Akupunktur.

Was muss die Bandscheibe alles über sich ergehen lassen! Sie ist Knautschzone und Schlichterin zwischen ihren kalkigen Nachbarn. Ihr Job ist wortwörtlich knochenhart und aufreibend. Kein Wunder, erdrückt ihre Aufgabe sie bisweilen. Dann fällt sie aus der Rolle bzw. vor. Von einem Vorfall (lat: Prolaps) spricht man in der der medizinischen Fachsprache, wenn sich ein Organ durch eine natürliche oder unnatürliche Öffnung hindurch verlagert. Bei einem Bandscheibenvorfall entstehen Risse im Mantel der Bandscheibe, durch die das gallertartige Puffermaterial austritt. Dies hat einerseits zur Folge, dass der Stossdämpfer-Effekt für die Wirbelsäule abnimmt, andererseits, dass das aus seiner Form getretene Bandscheibenkissen auf Nerven im Wirbelkanal drückt. Beides ist oft mit starken Schmerzen im Rücken verbunden, die bis in Arme und Beine ausstrahlen und gar Lähmungserscheinungen hervorrufen können.

Akupunktur mit langer Tradition

Historische Akupunkturnadeln, ca. 18. Jahrhundert.

Die gute Nachricht: 80 bis 90 Prozent der Diskushernien, wie Bandscheibenvorfälle auch genannt werden, können konservativ behandelt werden. Das heisst, es ist keine Operation notwendig. Bei länger andauernden Schmerzen, Bewegungseinschränkung oder Lähmungserscheinungen sollte dennoch eine schulmedizinische Abklärung erfolgen. Es könnten andere Krankheiten oder Verletzungen dahinterstecken. Diagnostizierte die Ärztin oder der Arzt einen Bandscheibenvorfall, geht es darum, die Schmerzen zu lindern. Dafür stehen verschiedene, auch komplementärmedizinische, Methoden wie zum Beispiel die Akupunktur zur Verfügung.

Bei 80 bis 90 Prozent der Bandscheibenvorfälle ist keine Operation notwendig.

Die Akupunktur hat eine Jahrtausende alte Tradition im asiatischen Raum und ist ein Verfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Die TCM bedient sich der Vorstellung, dass Meridiane den Körper durchziehen. Durch diese Körperbahnen fliesst die Lebenskraft, das Qi. Ist der Qi-Fluss gestört, entstehen Krankheiten und Schmerzen. Mit Akupunktur werden Qi-Stauungen aufgelöst, die Energie wird wieder zum Fliessen gebracht und damit die Schmerzen gelindert. Die Akupunkteurin oder der Akupunkteur steckt hierfür feine, sterile Akupunktur-Nadeln in – je nach Beschwerdebild – vorgegebene Punkte der Körpermeridiane.

Akupunktur bei Kreuzschmerzen

Heute verfügen rund 750 Schweizer Ärzte und Ärztinnen über einen Fachausweis in Akupunktur und chinesischer Medizin. Sie sind damit berechtigt, Akupunktur-Behandlungen über die Grundversicherung der Krankenkasse abzurechnen. Zudem gibt es in der Schweiz rund 1’200 ausgebildete TCM-Therapeutinnen und Therapeuten, die Akupunktur-Behandlungen anbieten. Behandlungen von TCM-Therapeuten können über Zusatzversicherungen abgerechnet werden. Von der Wirksamkeit von Akupunktur bei der Schmerzbehandlung berichtet eine Vielzahl von Studien. Nicht alle entsprechen allerdings den heutigen hohen wissenschaftlichen Standards.

In der Schweiz bieten über 750 Ärzte und rund 1’200 TCM-Therapeuten chinesische Medizin und Akupunktur an.

Eidgenössisch anerkannt
Seit 2015 können in der Schweiz Höhere Fachprüfungen in Naturheilkunde und in Komplementärtherapie abgelegt werden. Bei Bestehen der Prüfung werden die Titel «Naturheilpraktiker*in mit eidgenössischem Diplom» oder «Komplementärtherapeut*in mit eidgenössischem Diplom» vergeben. Jährlich absolvieren mehrere hundert Therapeut*innen eine dieser beiden vom SBFI (Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation) mitgetragenen und kontrollierten Prüfungen.
Weitere Informationen: Organisation der Arbeitswelt Alternativmedizin OdA AM und Organisation der Arbeitswelt KomplementärTherapie OdA KT

Als vertrauenswürdig gelten die sogenannten GERAC-Studien, die eine Wirksamkeit von Akupunktur bei chronischen Kreuzschmerzen, Spannungskopfschmerzen und Migräne zeigen konnten. Für die Schmerzlinderung durch Akupunktur bei Bandscheibenvorfall liegen noch keine belastbaren Daten vor. Es ist aber anzunehmen, dass im Einzelfall Akupunktur auch hier Linderung verschaffen kann. Die Erfahrungsmedizin bestätigt dies.

Die Bandscheibe dient als Pufferzone zwischen den Wirbeln.

Schmerzlinderung zentral bei Diskushernie

Dank dem zunehmenden Interesse an komplementären Heilmethoden dürfte sich die Studienlage und damit die Evidenz von Akupunkturbehandlungen – auch bei einer Diskushernie – in den nächsten Jahren wesentlich verbessern. Schon heute steht fest, dass Akupunktur keine nennenswerten unerwünschten Nebenwirkungen hat und daher als Behandlungsmethode sicher ist. Einem Versuch, die Schmerzen mit Akupunktur zu lindern, steht also nichts im Weg.

Schmerzfreiheit ist wichtig für die Bewegung und den Muskelaufbau.

Die Schmerzfreiheit ist das zentrale Ziel, damit sich Patienten weiterhin bewegen und ihre Muskeln aufbauen können. Dies ist wiederum der beste Schutz vor weiteren Vorfällen. Die beanspruchte Bandscheibe wird es Ihnen danken.


Bilder: Depositphotos.com, Wikimedia Commons: Bruce Blaus (2014). «Medical gallery of Blausen Medical 2014». WikiJournal of Medicine 1 (2). DOI:10.15347/wjm/2014.010, Wellcome London.


Quellen:

  • gerac – german acupuncture trials, 2006: http://www.gerac.de
  • Vickers AJ, Cronin AM, Maschino AC, et al. Acupuncture for Chronic Pain: Individual Patient Data Meta-analysis. Arch Intern Med. 2012;172(19):1444–1453. doi:10.1001/archinternmed.2012.3654
  • Linde K, Allais G, Brinkhaus B, Fei Y, Mehring M, Vertosick EA., Vickers A, White AR. Acupuncture for the prevention of episodic migraine. Cochrane Database of Systematic Reviews 2016, Issue 6. Art. No.: CD001218. DOI: 10.1002/14651858.CD001218.pub3
  • Furlan AD, et al. Acupuncture and dry-needling for low back pain. Cochrane Database of Systematic Reviews 2005, Issue 1, Art. No.: CD001351. DOI: 10.1002/14651858.CD001351.pub2.

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