Von Manuela Fey
Er zählt zu den Pionieren der Tierhomöopathie in der Schweiz. Tierarzt Dr. Andreas Schmidt hat massgeblich dazu beigetragen, diese Behandlungsmethode zu etablieren. Auch heute, nach rund vierzig Jahren, sieht er die Homöopathie als bedeutungsvolle Alternative und zugleich als Ergänzung zur Schulmedizin.
«Wir arbeiten integrativ im Dienst der Tiergesundheit», erklärt Dr. Andreas Schmidt. In seiner Gross- und Kleintierpraxis bezieht er das individuelle Gesundungspotential eines Tieres ein, um komplementärmedizinische und konventionelle Methoden bestmöglich anzuwenden. «Denn jeder Fall ist ein Einzelfall», so der Thurgauer Tierarzt.
Denn jeder Fall ist ein Einzelfall.
Bei der Hälfte seiner Patienten kommt die Homöopathie zum Einsatz. Insbesondere bei Verletzungen, Abszessen, Wundbehandlungen oder Entzündungen eignet sich diese Methode. Auch akute Entzündungen behandelt Dr. Andreas Schmidt in der Regel mit der Homöopathie anstatt mit Antibiotika: «Die Natur machen lasse» ist einer seiner Grundsätze.
Bellos Durchfall und Heilung
Oft bewährt sich diese sanfte Heilmethode ebenso bei Tieren, die auf die Schulmedizin nicht mehr ansprechen, besonders bei chronischen Krankheiten. Bello, ein achtjähriger, unkastrierter Rüde, litt häufig unter massivem Durchfall und Blähungen. Auf Antibiotika reagierte der Golden Retriever mehrheitlich unverträglich. Die homöopathischen Globuli der Carbo vegetabilis (Holzkohle) hingegen wirkten. Bello war nach zwei Tagen dauerhaft beschwerdefrei.
Die Grenzen der Homöopathie sieht der Tiermediziner unter anderem bei Infektionskrankheiten mit gefährlichem Verlauf: «In solchen Fällen braucht es die Kombination von Schulmedizin und Homöopathie.»
Denkweise der Homöopathie
Damit der Organismus wieder funktioniert und im Gleichgewicht ist, muss die Verstimmung der Lebenskraft reguliert werden. Diese homöopathische Denkweise hält Dr. Andreas Schmidt auch bei schulmedizinischer Betrachtung einer Krankheit für einen Vorteil: «Sie ermöglicht, besser einschätzen zu können, ob ein Krankheitsprozess in eine gute Richtung oder kritisch verläuft.»
In der homöopathischen Praxis muss der Tierarzt den Tieren nachempfinden und interpretieren.
Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, sagte 1829 in seinem Vortrag in Leipzig: «Tiere können sprachlich nicht reden. Sie belügen uns nicht und erzählen uns nichts Falsches.» Dies bedeute in der Praxis, dass der Tierarzt den Tieren nachempfinden und interpretieren müsse, so Dr. Andreas Schmidt.
Heilung – homöopathisch und sanft
Daher beginnt eine ganzheitliche, homöopathische Behandlung mit einer ausführlichen Erfassung der Krankheitsgeschichte, die auch die Beobachtungen des Tierhalters beinhaltet. So berichtete die Halterin von Tennessee, einem sechseinhalb jährigen, kastrierten Rüden, mehrmals von zeitweiligem Blut im Urin. Der Urin-Schnelltest des Veterinärs zeigte nebst Blut einen zu hohen pH-Wert an. Da die klinischen Symptome und der Untersuch des Mops-Mischlings eine Blasenentzündung ergaben, verschrieb Dr. Andreas Schmidt in einem ersten Behandlungsschritt die Kügelchen der Pareira brava (Grieswurz). Nach einigen Tagen wird er den Erfolg kontrollieren, um allenfalls das Mittel zu wechseln, weil der Hund seine Empfindungen nicht äussern kann und die Symptomatik nicht ganz typisch war.
Die Tiergesundheit und die Bedürfnisse der Tierhalterinnen und -halter stehen immer im Zentrum meiner Arbeit.
Im homöopathischen Heilverfahren setzt der Tierarzt das gewonnene Krankheitsbild in Ähnlichkeit mit der Wirkung eines geprüften homöopathischen Heilmittels. Stimmen Krankheitsbild und Arzneimittelbild überein, ist das homöopathische Arzneimittel gefunden, das die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert. Es ist leicht zu verabreichen, wirkt sanft und frei von ungewollten Nebenwirkungen. «Oft tritt eine Erstverschlimmerung ein. Die Symptome verstärken sich, doch dem Patienten selbst geht es besser», berichtet der Spezialist.
Auf die Alternativmedizin stiess der Sirnacher während seines Studiums der Veterinärmedizin Ende der 70er-Jahre. Daraufhin trug Dr. Andreas Schmidt in verschiedenen Funktionen massgeblich dazu bei, die Tierhomöopathie zu etablieren. Auch nach rund vierzig Berufsjahren gilt für den Spezialisten für integrative Tiermedizin: „Die Tiergesundheit und die Bedürfnisse der Tierhalterinnen und -halter stehen immer im Zentrum meiner Arbeit.“
Der Organismus ist materielles Werkzeug zum Leben. Er ist aber ohne Belebung durch eine dynamische Kraft so wenig denkbar wie Lebenskraft ohne Organismus. Dies fehlte mir in der gängigen medizinischen Vorstellung. Mitzuerleben, wie Homöopathie langjährige chronische Krankheiten heilen kann, befriedigt mich sehr. Homöopathie bietet ein Mehr an Möglichkeiten.
Dr. Andreas Schmidt ist Tierarzt mit eigener Gross- und Kleintierpraxis in Sirnach TG. Er ist spezialisiert auf Integratives Arbeiten mit Einbezug von natürlichen oder biologischen Heilmethoden bei Nutztieren und in der Kleintierpraxis. Zudem besitzt er den Fähigkeitsausweis Homöopathie bei Tieren sowie den Titel Fachtierarzt FVH für Wiederkäuermedizin und ist Kursleiter an Weiterbildungen für Tierhalter und Tierärzte. Er war unter anderem Präsident der Schweizerischen Tierärztlichen Vereinigung für Akupunktur und Homöopathie und General Secretary and Treasurer der International Association for Veterinary Homoeopathy (IAVH). Er ist Herausgeber mehrerer Bücher wie «Grundkurs in Klassischer Homöopathie für Tierärzte» und war Projektleiter des Bestsellers «Handbuch zur Homöopathischen Stallapotheke».
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