Von Manuela Fey
Shiatsu entspannt und belebt zugleich. Genaue Berührungen regen die Selbstheilungskräfte an und gleichen den Energiefluss im Körper aus. Die Methode hilft, zur Ruhe zu kommen als auch Kraft zu schöpfen.
Der japanische Begriff „Shiatsu“ bedeutet „Fingerdruck“. Mit dem Tastsinn folgt die Therapeutin dem Energiefluss im Körper des Klienten. Sie gibt durch leichten Druck sowie Dehnungs- und Rotationsbewegungen Impulse, um die Stagnationen aufzulösen und die Lebensenergie zu harmonisieren. „Jede Berührung ist Behandlung und Befund zugleich“, erklärt Sabine Bannwart. Klienten empfänden die Wirkung oft als entspannend, befreiend und lösend. „Shiatsu hilft, die Wahrnehmung zu verbessern, das Wohlbefinden zu steigern wie auch das innere Gleichgewicht zu finden“, so die Therapeutin.
Shiatsu hilft, die eigene Wahrnehmung zu verbessern, das Wohlbefinden zu steigern wie auch das innere Gleichgewicht zu finden.
Seinen Ursprung hat Shiatsu in der traditionellen fernöstlichen Philosophie und Gesundheitslehre, besonders in der japanischen und chinesischen Medizin. Sie sehen den Menschen als Einheit von Körper, Seele und Geist. In ihrem Verständnis ist der Mensch stets auch Teil der Natur und des Makrokosmos. Lebt er im Einklang mit sich, der Natur und dem Universum, bewahrt er seine Gesundheit. Weicht er davon ab, kann es seinen Energiefluss (Ki) stören und die Disbalance sich in Beschwerden wandeln.
Vertrauensvoll begegnen
In den 1970er-Jahren verbreitete sich Shiatsu in Europa, wo es eine eigene Identität entwickelte. So liegt der Klient bequem bekleidet in der Regel auf einer weichen Matte (Futon) am Boden, während die Therapeutin die Energiebahnen (Meridiane) und die Akupunkturpunkte (Tsubos) seines Körpers behandelt. Arbeitsinstrumente sind ihre Finger, Hände, Ellbogen, Knie und Füsse. „Jede Berührung wird von einer präsenten, tiefen Wahrnehmung begleitet“, erläutert Sabine Bannwart. Zentral sei der empathische, gleichberechtigte Dialog zwischen Klient und Therapeutin, der oft nonverbal, manchmal verbal stattfindet. „Dadurch entsteht ein Raum, der sich mit Vertrauen, Respekt sowie Achtsamkeit füllen und in dem Veränderung geschehen kann“, so die Fachfrau. Der Klient müsse sich angenommen, aufgehoben, getragen und verstanden fühlen.
Shiatsu zeigt oft eine positive Wirkung sowohl bei körperlichen Beschwerden wie etwa Migräne, Rückenschmerzen oder Rheuma als auch bei seelischen Belastungen wie zum Beispiel Depression, Essstörungen oder chronischer Müdigkeit. Zudem eignet sich die Methode zur Begleitung von Veränderungsprozessen wie Schwangerschaft oder Genesung nach Unfällen. Je nach Indikation geschieht die Therapie begleitend zur ärztlichen Betreuung.
Inneres Gleichgewicht bewahren
Oft stellt sich in der Behandlung eine meditative Stille ein, in der der Klient in sich hineinhorchen und sich selbst begegnen kann. Ziel ist es, die Selbstermächtigung zu stärken: „Indem der Klient den Heilungsprozess mitgestaltet, gewinnt er Zuversicht, selbst etwas tun zu können.“ Auch das therapeutische Gespräch unterstützt ihn darin, seine Situation zu akzeptieren, sein Verhalten zu reflektieren sowie neue Handlungsweisen für den Alltag zu entwickeln.
Wichtig ist, dass der Klient das innere Gleichgewicht aus der Therapie im Alltag beibehalten kann.
Dadurch würden Veränderungen Schritt für Schritt möglich, so Sabine Bannwart. „Wichtig ist, dass der Klient das innere Gleichgewicht aus der Therapie im Alltag beibehalten kann.“ So riet sie einem Klienten, jedes klingelnde Handy in der Öffentlichkeit als persönliches Signal zu nehmen, tief durchzuatmen.
Leben bewusst gestalten
Ein anderer Klient litt unter Schwindel, Blähungen und Schlaflosigkeit. Medizinische Abklärungen hatten keinen Befund ergeben. „Durch Shiatsu bemerkte der Mann, dass der Schwindel in Situationen der Überforderung auftrat“, erzählt die Expertin. Danach erkannte der 48-Jährige, dass ihn der neue Führungsjob zu sehr forderte. Nach dem Wechsel zurück in die Mitarbeiterstufe verschwanden alle Symptome. Sabine Bannwart hält fest: „Die Therapeutin unterstützt den Menschen im individuellen Heilungsprozess und begleitet ihn in einer Lebensphase. Sie hat Zeit für ihn und hört ihm zu.“
Die Therapeutin unterstützt den Menschen im individuellen Heilungsprozess und begleitet ihn in einer Lebensphase. Sie hat Zeit für ihn und hört ihm zu.
Sabine Bannwart ist KomplementärTherapeutin mit Branchenzertifikat OdA KT, Methode Shiatsu, ZEN Shiatsu-Therapeutin, Shonishin-Therapeutin (Kinderakupunktur ohne Nadeln), Kursleiterin Shiatsu Babymassage, Mentorin und Dozentin an einer Schweizer Shiatsu Schule sowie Präsidentin der Shiatsu Gesellschaft Schweiz. Sie arbeitet in eigener Praxis in Pfäffikon ZH.
Bilder: Shiatsu Gesellschaft Schweiz, Manuela Fey
Eidgenössisch anerkannt
Seit 2015 können in der Schweiz Höhere Fachprüfungen in Naturheilkunde und in Komplementärtherapie abgelegt werden. Bei Bestehen der Prüfung werden die Titel «Naturheilpraktiker*in mit eidgenössischem Diplom» oder «Komplementärtherapeut*in mit eidgenössischem Diplom» vergeben. Jährlich absolvieren mehrere hundert Therapeut*innen eine dieser beiden vom SBFI (Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation) mitgetragenen und kontrollierten Prüfungen.
Weitere Informationen: Organisation der Arbeitswelt Alternativmedizin OdA AM und Organisation der Arbeitswelt KomplementärTherapie OdA KT
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