Von Andreas Krebs
Schlafstörungen sind weit verbreitet. Lavendelöl in Arzneimittelqualität hilft genauso gut wie chemische Präparate, ist aber besser verträglich.
Ausreichend und gut schlafen ist essenziell für Wohlbefinden und Lebensqualität. Doch laut Bundesamt für Statistik leidet jeder vierte Schweizer zumindest zeitweise unter Schlafstörungen. Probleme mit dem Einschlafen und mehrmaliges Erwachen in der Nacht – darunter leiden besonders Frauen und ältere Menschen. Ursache ist oft eine sogenannte generalisierte Angststörung (GAS): innere Unruhe, Sorgen, Anspannung, kreisende Gedanken rauben den Schlaf. Fast jeder zehnte Betroffene greift zu Beruhigungs- oder Schlafmitteln. Oft werden bei Schlafstörungen sogenannte Benzodiazepine verschrieben. Sie wirken zwar zuverlässig, haben aber ein hohes Abhängigkeitspotential. Und sie wirken sedierend, das heisst: Nach dem Konsum sollte man aufs Autofahren und ähnliche Aktivitäten verzichten.
Lavendelöl lindert die Angst
Eine sanfte Alternative zu chemischen Präparaten ist Lavendelöl. Im Gegensatz zu chemischen Präparaten mache Lavendelöl weder abhängig noch müde und beeinflusse weder Konzentration noch Fahrtüchtigkeit, betont Sabine Hurni, Drogistin HF und Heilpraktikerin. „Das ätherische Lavendelöl wirkt primär angstlösend. Dadurch kann man besser loslassen und sich vertrauensvoll dem Schlaf hingeben.“
Das ätherische Lavendelöl wirkt primär angstlösend. Dadurch kann man besser loslassen und sich vertrauensvoll dem Schlaf hingeben.“
Studien bestätigen das: Lavendelöl sorgt dafür, dass wichtige Botenstoffe der Reizverarbeitung wieder ins Gleichgewicht gebracht werden; kreisende Gedanken kommen zur Ruhe und Angstgefühle, innere Anspannungen und Unruhe lösen sich. Man kann infolgedessen besser schlafen und gewinnt so neue Energie für den Alltag.
Lavendelöl ist gut verträglich
„Lavendelöl ist kein Akutmedikament“, räumt Sabine Hurni ein. Doch eine spürbare Wirkung trete meist innerhalb weniger Tage ein und baue sich immer weiter auf. Nach zwei bis sechs Wochen verbessert es die Schlafqualität signifikant, wie Studien belegen, die mit Lavendelölkapseln durchgeführt wurden. Neben der guten Verträglichkeit sei die einfache Anwendung ein Vorteil für Betroffene, so Hurni weiter: „Mit einem 100 Prozent natürlichen Lavendelöl kann man abends ein Fussbad machen oder einen Tropfen davon aufs Kopfkissen tröpfeln. Oder man kann Lavendöl als Medikament innerlich in Form von Kapseln einnehmen.“
Lavendelöl ist kein Akutmedikament. Aber nach zwei bis sechs Wochen verbessert es die Schlafqualität signifikant.
Lavendelöl sei gut verträglich, mache nicht abhängig und habe keinen Gewöhnungseffekt; Wechselwirkungen mit anderen Präparaten seien keine bekannt. „Im Prinzip kann man Lavendelöl bedenkenlos ein ganzes Leben lang anwenden. Die Kosten betragen gerade mal rund einen Franken pro Tag.“
Arzneimittel auf Lavendelölbasis
Wer Lavendelkapseln verwendet, sollte auf die Qualität achten. Es gibt zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel mit Lavendelöl. Doch diese sind qualitativ nicht mit pflanzlichen Arzneimitteln vergleichbar. Die Präparate der Schwabe Pharma AG z.B. haben einen umfassenden Zulassungsprozess gemäss den Vorgaben von Swissmedic durchlaufen. Dieses schreibt diverse Prüfungen und klinische Studien zu Wirksamkeit, Qualität und Sicherheit vor. Auch wenn es sich um Naturprodukte handelt, wird für pflanzliche Arzneimittel eine möglichst gleichbleibende Qualität gefordert. Die strengen Regelungen nach dem Europäischen Arzneibuch (PhEur) sind einzuhalten.
Entscheidend für die Qualität des Fertigarzneimittels sind bereits Anbau und Verarbeitung.
Vier bis fünf Millionen Weichkapseln mit Lavendelöl verkauft das Unternehmen jedes Jahr. Mehr als 15 klinische Studien mit über 2500 Probanden belegen, dass es gut verträglich ist und vergleichbar wirkt, wie Lorazepam, ein Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine mit angstlösender, beruhigender und schlaffördernder Wirkung, und Paroxetin, ein antidepressiv wirkender Arzneistoff aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI).
Die Schwabe Pharma AG verwendet ausschliesslich den Arzneilavendel Lavandula angustifolia. Er überragt die anderen Lavendelsorten im Wirkstoffgehalt. 400 Tonnen Lavendelpflanzen verarbeitet die Firma. Angebaut werden sie im Süden Europas, vor allem in Frankreich und Bulgarien, selbstverständlich in Bioqualität. „Entscheidend für die Qualität des Fertigarzneimittels sind bereits Anbau und Verarbeitung“, erklärt Dr. Marco Würsch, Marketingleiter von Schwabe Pharma AG. Der Gesamtgehalt an ätherischen Ölen in den Blüten müsse mindestens 1,5% betragen, um zum Arzneimittel weiterverarbeitet werden zu können. Standort, Klima und Bodenbeschaffenheit seien ebenso bedeutsam wie Art und Zeitpunkt der Ernte sowie die rasche und schonende Weiterverarbeitung: unmittelbar nach der Ernte wird noch vor Ort aus den frischen Blüten mittels Wasserdampfdestillation das ätherische Öl gewonnen. „Nur so bleiben die wertvollen Inhaltsstoffe in ganzer Güte enthalten.“
Lavendelöl und seine Indikationen
Lavendelöl enthält rund 300 Inhaltsstoffe. Hauptwirkstoffe sind Linalool und Linaylacetat. Sie sind für die entspannende Wirkung auf das Zentralnervensystem verantwortlich. Das Öl hilft aber nicht nur bei Unruhe und Nervosität, sondern auch bei schmerzhaften Blähungen und Magen-Darmbeschwerden. Zusätzlich besitzt Lavendelöl erwiesene Effekte gegen Entzündungen, Bakterien und Pilze. Daher kann es auch bei Akne, Verbrennungen, Insektenstichen und kleinen Schnittwunden eingesetzt werden. Lavendelöl kann man einnehmen, einreiben und einatmen oder als entspannendes Voll- oder Fussbad nutzen. Im Fachhandel gibt es Lavendel als 100 Prozent natürliches ätherisches Öl, Frischpflanzentropfen, homöopathischen Urtinkturen, spagyrischen Essenzen sowie als Bestandteil von Dragées und Teemischungen zu kaufen. Auch Kräuterkissen, offene Teekräuter und Lavendelbäder sind erhältlich.
Bilder: Schwabe Pharma AG
Ätherische Öle richtig anwenden
Lavendelöl ist nicht nur eines der am vielseitigsten verwendbaren, sondern auch am besten verträglichen ätherischen Öle. Es kann sogar unverdünnt auf die Haut aufgetragen werden. Fast alle anderen ätherischen Öle sollte man mit einem Trägermedium wie Jojoba- oder Olivenöl verdünnt anwenden. Denn viele ätherische Öle können Hautreizungen und andere Nebenwirkungen erzeugen. Man sollte deshalb auf jeden Fall die empfohlene Dosis beachten. Innerlich sollten ätherische Öle nur auf Rat von therapeutisch geschulten Fachpersonen eingenommen werden. Auch hier bildet Lavendelöl eine Ausnahme: die Einnahme ist unbedenklich. Ausnahmen: Heuschnupfen- und Asthmapatienten können allergisch reagieren. Und: Generell sollten ätherische Öle niemals bei Säuglingen und nicht im Bereich des Gesichts, speziell der Augen, angewendet werden. Das gilt auch für Lavendelöl.
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