Die Ernährung hat einen grossen Einfluss auf unsere Energie und auf unser Wohlbefinden. Die Traditionelle Chinesische Medizin TCM kennt das Konzept des «Magenfeuers»: Warme Speisen und bestimmte Lebensmittel fördern den Energiefluss im Körper. Unsere Autorin hat dazu ein Buch geschrieben.
von Pascale Barmet
Vorbeugen und Heilen mit guter Ernährung
Die enge Verknüpfung zwischen Ernährung und Medizin, die sich nahezu in allen Kulturen finden lässt, ist in China besonders ausgeprägt. Auch in der Sprache findet die Allgegenwärtigkeit des Essens ihren Niederschlag: So begrüsst man sich in China mit der Frage: «Chi fan le ma?», was so viel heisst wie «Hast du dich satt gegessen?» und unserem «Wie geht es dir?» entspricht. Die Nahrung soll als Vorbeugung, zur Gesunderhaltung sowie zur Heilung von Krankheiten eingesetzt werden.
Die meisten Prozesse in unserem Körper laufen unbewusst ab. Was wir essen, können wir aber wählen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin TCM ist das Wichtigste, die Nahrung den vier Jahreszeiten und den klimatischen Bedingungen anzupassen. Und: Regelmässig warm essen.
Die Lebenskraft Qi fliessen lassen
Hauptbestandteil der TCM-Kost ist Getreide. Ferner werden Gemüse, Obst, Nüsse, Samen, Kräuter, Gewürze, Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte sowie Soja und Algenprodukte empfohlen, abgestimmt auf die Verfassung und die Vorlieben der oder des zu Behandelnden. Milch und Milchprodukte spielen wegen der in Asien häufig vorkommenden Unverträglichkeit von Milchzucker kaum eine Rolle.
Die Herstellung und Erhaltung des Gleichgewichts zwischen den gegensätzlichen Polen Yin und Yang ist zentrales Ziel der Traditionellen Chinesischen Medizin und der TCM-Ernährung. Yin steht beispielsweise für Nacht, Feuchtigkeit und Kälte sowie für gesunden Schlaf und Gelassenheit. Yang verkörpert Licht, Trockenheit und Wärme sowie gute Verdauung, Willenskraft und Lebensfreude. Nur wenn Yin und Yang gleichgewichtig sind, kann die Lebenskraft Qi ungehindert fliessen und der Mensch bleibt gesund.
Das tut Ihrem «Magenfeuer» gut:
- Drei warme Mahlzeiten pro Tag
- Die kalten, rohen Nahrungsmittel nach dem warmen Essen zu sich nehmen und nur am Mittag, nicht am Abend
- Regelmässig und pünktlich essen. Unser Verdauungstrakt liebt Regelmässigkeit, das heisst immer zur selben Zeit
- frühstücken, zu Mittag und zu Nacht essen
- Vor und während dem Essen nicht trinken. Nach dem Essen warme Getränke (oder zumindest zimmertemperierte)
- niemals Getränke aus dem Kühlschrank
- Bier ist das kälteste alkoholische Getränk und reduziert das Feuer stark
- Tiefkühlkost auf ein Minimum beschränken
Das Magenfeuer stärkt die Verdauung und das Immunsystem
Wenn wir Hunger haben, brennt unser «Magenfeuer», das heisst, der Magen ist bereit, die Nahrung gut zu verwerten. Ein intaktes «Magenfeuer» verarbeitet die Nahrung rasch und effizient und wandelt die Energie der Nahrung in «Nahrungs-Qi» um. Ein gutes «Magenfeuer» fördert die Verteilung des Qi im Körper, was einen zentralen Einfluss auf unsere Energie hat, da es direkt unsere Verdauung und unser Immunsystem stärkt.
Ein gutes Magenfeuer fördert die Verteilung des Qi im Körper, was einen zentralen Einfluss auf unsere Energie hat.
Das Magenfeuer wird gelöscht, wenn vor der warmen Mahlzeit Salat, Rohkost, kalte Getränke, Bier oder Eisgekühltes gegessen oder getrunken wird. Daneben sind Zucker, Weizen und Kuhmilchprodukte die grossen Feuerlöscher.
Kälte macht anfällig für Krankheiten
Wie kommt es, dass der eine ein gutes «Magenfeuer» hat – eine lodernde Flamme und ausgezeichnete Glut – und der andere sich mit einem schwachen Flackern quält (etwa Appetitlosigkeit)? Kleine Kinder essen instinktiv das, was ihnen guttut. Im Laufe der Jahre wird unser Essverhalten dann durch verschiedene Einflüsse geprägt: Das «Magenfeuer» reduziert sich durch ungünstiges Essverhalten, beispielsweise durch zu schnelles oder lustloses Essen, durch zu viel Essen oder stark verarbeitete Lebensmittel.
Unser Verdauungstrakt liebt Regelmässigkeit, das heisst immer zur selben Zeit frühstücken, zu Mittag und zu Nacht essen.
Natürlich geschieht dies nicht von heute auf morgen, sondern über Jahre. Nimmt das Feuer stetig ab, kann die Nahrung immer schlechter verbrannt werden, und es mangelt an genügend Qi.
Viele der typischen chronischen Krankheiten gelten in der TCM als «Kältekrankheiten», so auch Übergewicht und Adipositas. Um unser Feuer am Brennen zu halten, ist gekochtes Essen das beste Holz. Die Traditionelle Chinesische Medizin leistet mit ihrem alten Erfahrungswissen einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden, ausgewogenen Ernährung.
Die Autorin
Pascale Barmet ist Naturheilpraktikerin mit eidg. Diplom in Traditioneller Chinesischer Medizin TCM, dipl. Ernährungsberaterin HF, Fitnesstrainerin sowie Spezialistin für Chinesische Ernährung. In ihrer Praxis wendet sie auch Akupunktur und andere Chinesische Heilverfahren an.
Neben ihrer Tätigkeit als Therapeutin ist Pascale Barmet als Ausbildnerin, Beraterin und Autorin tätig. Zuletzt erschien von ihr «Das Geheimnis des Magenfeuers».
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Bilder: Michael Kunz – Freepik.com / Fatema Enayath – Unsplash.com / Moritz Knöringer – Unsplash.com / alexgrec – Freepik.com / zVg Regine-Giesecke
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