von Lisa Heyl
Stumpfe Traumata wie Verstauchungen, Prellungen und Quetschungen gehören zu den häufigsten Verletzungen. Sie mit den richtigen Mitteln zu behandeln, ist deshalb besonders wichtig.
Rund 300 000 Schweizerinnen und Schweizer verletzen sich laut Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) jährlich beim Sport und in der Freizeit. Die allermeisten Unfälle gehen dabei zum Glück glimpflich aus und enden mit Verstauchungen, Prellungen und Quetschungen. Die richtige Erstversorgung entscheidet oft über mögliche Spätfolgen.
Verstauchung und Zerrung
Ursache: Eine Verstauchung oder Zerrung entsteht oft durch indirekte Gewalteinwirkung, die zu Fasereinrissen im Bandapparat führt. Im Detail heisst das: Die gelenkbildenden Flächen werden über das normale physiologische Mass der Beweglichkeit hinaus gewaltsam auseinandergezogen.
Symptome: Schwellung, Hämatom, Funktionseinschränkung, Druckschmerz.
Behandlung: Während leichte Distorsionen bei schneller und richtiger Sofortbehandlung und nachfolgender Schonung meist selbst heilen, müssen schwere Verstauchungen – etwa solche mit Zerreissung der Kapsel und der benachbarten Bänder – operativ behandelt werden.
Die richtige und rasche Erstversorgung entscheidet über mögliche Spätfolgen.
Prellungen und Quetschungen
Ursache: Prellungen und Quetschungen entstehen durch einen Schlag, Stoss oder Sturz. Der Schmerz darf nicht unterschätzt werden. Je nachdem wie und wo die Gewalt auf den Körper einwirkt, werden Muskeln, Bänder oder Haut entweder direkt gegen die Knochen gedrückt oder aber abgeschert, wodurch das Unterhautgewebe zerrissen werden kann.
Symptome: Charakteristisch für die Quetschung ist das unmittelbare Auftreten eines Hämatoms, dessen Ausdehnung schwierig abzuschätzen ist. Bei der Prellung werden fast immer die Muskulatur und oft auch Nerven gequetscht. Ausgedehnte Blutergüsse führen zu einem Flüssigkeitsaustritt ins Gewebe und somit zu einer Schwellung.
Behandlung: Kälte lindert die Beschwerden. Wärme und Massage sind nicht geeignet, sie begünstigen die Ausdehnung des Blutergusses.
Die richtige Sofortbehandlung ist entscheidend
Bereits eine Stunde, die in der sofortigen Behandlung versäumt wird, soll einen Tag in der Nachbehandlung kosten, heisst es gemeinhin. Bei der Sofortbehandlung gilt die PECH-Formel: P = Pause, E = Eis, C = Compression, H = Hochlagern.
- Pause: Ob beim Sport, Wandern oder bei einem Fehltritt auf der Treppe – Aktivität sofort einstellen.
- Eis: Auch nicht stark anschwellende Verstauchungen sollten mindestens während 30 Minuten gekühlt werden (Coldpack, Eiswürfel in Handtuch, kaltes Wasser).
- Compression: Nach der Kühlung Gelenk einbandagieren, damit die Schwellung abnimmt.
- Hochlagern: Auch das Hochlagern des geschädigten Gelenks wirkt der Schwellung entgegen.
Naturheilmittel unterstützen den Heilungsprozess wirksam
Nach der Sofortbehandlung kann ein Quarkwickel aufgelegt werden: Fingerdick Quark auf das Gelenk streichen, ein dünnes Tuch darüberlegen und mit einer Plastikfolie umwickeln. Über Nacht einwirken lassen. Das Gelenk sollte weiter gestützt und geschont werden, bis die Verletzung verheilt ist.
Diverse Naturheilmittel unterstützen den Heilungsprozess.
Arnikaessenz: Wirkt abschwellend. Die Essenz im Verhältnis 1:9 mit Wasser verdünnen, auf eine Kompresse träufeln und auf das Gelenk legen, fixieren. Mehr zur Wirkung von Arnika im Millefolia-Artikel Arnika – Königin der Heilpflanzen.
Johanniskrautöl: Hilft bei allen stumpfen Verletzungen mit Schwellungen. Mehrmals täglich auftragen oder einen Umschlag machen.
Homöopathie: Nach Abklingen der akuten Symptome und bei einem Schwächegefühl im Gelenk eignet sich Calcium carbonicum Hahnemanni, dreimal täglich 1 bis 2 Tabletten.
Die Nachbehandlung ist wichtig
Nachdem die Schwellung abgeklungen ist (zirka nach zwei bis drei Tagen), sollte die betroffene Stelle vor dem Schlafengehen mit einer wärmenden Massagesalbe oder -creme gut massiert werden. Dies kann den Heilungsprozess stark verkürzen.
Quellen und weiterführende Literatur:
- Schweizerischer Drogistenverband
- Markworth, P.: Sportmedizin, physiologische Grundlagen, 16. Auflage, Rowohlt, 2002
- Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU)
Bilder: Anna Samoylova – Unsplash / GPointStudio, Freepik.com / This is Zun, Pexels.com / Lex Melony, Unsplash.com
Wie behandeln Sie Prellungen oder Stauchungen?
Vielleicht haben Sie eine ganz spezielle Methode, wie eine stumpfe Verletzung rascher verheilt, liebe Leserinnen und Leser. Wir freuen uns über Ihren Beitrag!
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2 Kommentare
Danke für den praxisnahen Artikel. Von einer Kühlung mit Eis über 30 Minuten rate ich allerdings ab. Damit wird riskiert, dass Kälte tief ins Gelenk eindringt und sich dort «einkapselt», vergleichbar mit einer Inversionswetterlage. Dieser Zustand fördert chronische Gelenkerkrankungen. Mehrmals für einige Sekunden einen Eisbeutel aufzulegen, halte ich für vertretbar. Zum Quarkwickel ergänzend: der Quark sollte aus oben genannten Gründen zimmerwarm (nicht kühlschrankkalt) sein. Auch ein Wickel mit essigsaurer Tonerde ist empfehlenswert. Homöopathisch hat sich eine Einmalgabe von Arnika-200 bewährt, bei Wiederverschlimmerung oder Stagnation des akuten Heilungsverlaufs kann noch einmal eine Dosis gegeben werden. Zur Ausheilung: Beinwell-Creme/Salbe mit neutraler Temperatur (kein kühlendes Gel, keine stark wärmende Rezeptur). Bei Mitbeeinträchtigung von Sehnen und/oder Knochenhaut hat sich zur Ausheilung eine Mischung Beinwell-Salbe/Creme mit Schüssler-Salz-Creme/Salbe Nr.1 (Calcium fluoratum in D6) im Volumenverhältnis 1:1 bewährt.
Petra Kamb, Praxis Komplementäre Therapie, Luzern
Liebe Frau Kamb, vielen Dank, eigentlich müssten WIR uns für Ihre vielen praxiserprobten und vertieften Hinweise bedanken. Wir nehmen diese als Ergänzung gerne entgegen, damit unsere Leserinnen und Leser Ihre Zweitmeinung ebenfalls ausprobieren können.