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Punkt für Punkt wieder im Fluss

von Redaktion Millefolia

Von Peter Wäch

Die Akupressur ist so alt wie die traditionelle chinesische Medizin, also rund 2000 Jahre. Seit dieser Zeit hat sich die TCM weiterentwickelt und mit ihr auch das Wissen um die Energiebahnen im Körper, die mittels Druck oder Nadeln aktiviert werden. In Bern bietet Beatrice Wittwer in ihrer Praxis u.a. die Akupressur Therapie an. Sie ist überzeugt: „Wer im Gleichgewicht ist, wird weniger krank.“

Die Chinesen verfolgten in ihrer Medizin von Anfang an einen holistischen Ansatz. Symptome sind nicht die Ursachen, sondern werden als Teil eines grossen Ganzen betrachtet. Im Reich der Mitte, aber auch in Japan geht man von Energiebahnen, also Meridianen aus, die den Körper durchziehen und mit unseren Organen verbunden sind. Die Bezeichnung in Japan lautet Shiatsu.

Direkt auf den Punkt

Für Beatrice Wittwer, die mit ihrer Praxis „im-fluss“ prozessorientiert arbeitet, war schnell klar, dass ihre Einflussnahme auf die Meridiane punktgenau sein soll. Die Akupressur Therapeutin mit Weiterbildung in Prozessbegleitung und Traumatherapie erklärt den Unterschied zwischen den fernöstlichen Heilverfahren wie folgt: „In der Akupressur Therapie gehen wir gezielt auf einzelne Punkte ein und verbinden diese wenn nötig mit anderen Schaltstellen im Körper. Beim Shiatsu aus Japan wird mehr entlang der Meridiane gearbeitet.“ Beide Methoden arbeiten mit definierten Stellen im Körper, die wiederum mit unseren Organen korrelieren.

Ich erlebe in meiner Praxis tagtäglich, wie ich mit der Akupressur fest gefahrene Blockaden lösen kann.

Beatrice Wittwer

Meridiane konnten bisher nicht nachgewiesen werden, der heilende Effekt mittels Druck oder Nadeln sehr wohl. Das unterschreibt auch Beatrice Wittwer: „Ich erlebe in meiner Praxis tagtäglich, wie ich mit der Akupressur fest gefahrene Blockaden lösen kann.“ Sie erzählt von einer Frau, die nach langer Zweisamkeit ihren Partner verlor und deshalb förmlich paralysiert war. „Nach ein paar Behandlungen konnte meine Klientin wieder freier atmen und hoffnungsvoll nach vorne schauen“, so Wittwer.

Ins Gleichgewicht bringen

Es kommt nicht von Ungefähr, dass die Akupressur Therapie bei psychosomatischen Leiden wie Depressionen, Zwangsstörungen, chronischer Müdigkeit, Angstzuständen, ja sogar Lebenskrisen eingesetzt wird. Aber warum wird über das Somatische „verhandelt“? Beatrice Wittwer: „Unser Köper ist langsamer als der Verstand, darum setzen wir auf der physischen Ebene an. Mit der Akupressur mittels Daumen, Handballen oder Ellenbogen verlangsamen wir den Sturm im Kopf und bringen den Menschen wieder in seine Mitte. Wer sich emotional instabil fühlt oder bereits an einer Krankheit leidet, ist aus dem Gleichgewicht gefallen. Es ist unsere Aufgabe, dieses Ungleichgewicht wieder aufzuheben.“

Mit der Akupressur mittels Daumen, Handballen oder Ellenbogen verlangsamen wir den Sturm im Kopf und bringen den Menschen wieder in seine Mitte.

Akupressur Therapie Beatrice Wittwer

Beatrice Wittwer ist überzeugt, dass die Akupressur Therapie eine besondere Dynamik hat: „Klienten mit chronischen Schmerzen, einer Allergie oder Schlafstörungen stellen fest, dass der Grund für ihre Beschwerde woanders liegt.“ Darum arbeiten Akupressur Therapeuten oft Hand in Hand mit der Schulmedizin. „Aus dem Westen kommt die Behandlung der Symptome, mit der Akupressur aus dem Osten schauen wir, was einem Problem womöglich zugrunde liegt“, so Wittwer. Die Chinesen bezeichnen die Lebensenergie als Chi. Für Wittwer ist es die Kraft, die alles zusammenhält und verbindet.

Akupressur zur Prävention

Beatrice Wittwer empfängt Menschen ab 20 Jahren in ihrer Praxis. Die Gründe für eine Sitzung sind sowohl somatischer wie psychischer Natur. Die Therapeutin betont auch den hohen Nutzen, den Akupressur bei der Prävention einnimmt. „Gleichgewicht schützt vor Krankheit. Der Lehrsatz aus der TCM hat immer noch Gültigkeit“, weiss die Fachfrau. Nicht wenige kommen für eine Behandlung, um gar nicht krank zu werden. Manchmal ist es auch eine leichte Blockade, Leere oder unangenehme Enge, die zu schaffen macht.

Gleichgewicht schützt vor Krankheit. Der Lehrsatz aus der TCM hat immer noch Gültigkeit.

Ist das Leid grösser, empfiehlt Beatrice Wittwer alle zwei Wochen eine Behandlung. „Wir stellen relativ schnell Unterschiede fest bei den einzelnen Energiepunkten. Geben sie nach oder sind sie verhärtet? Wenn ein Klient schon in Therapie war, ist er im positiven Sinn ‚getriggert‘ und spricht schneller auf eine weitere Behandlung an.“

Eidgenössisch anerkannt
Seit 2015 können in der Schweiz Höhere Fachprüfungen in Naturheilkunde und in Komplementärtherapie abgelegt werden. Bei Bestehen der Prüfung werden die Titel «Naturheilpraktiker*in mit eidgenössischem Diplom» oder «Komplementärtherapeut*in mit eidgenössischem Diplom» vergeben. Jährlich absolvieren mehrere hundert Therapeut*innen eine dieser beiden vom SBFI (Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation) mitgetragenen und kontrollierten Prüfungen.
Weitere Informationen: Organisation der Arbeitswelt Alternativmedizin OdA AM und Organisation der Arbeitswelt KomplementärTherapie OdA KT

Qualität des Schmerzes

In ihrer Praxis arbeitet Beatrice Wittwer nicht mit Nadeln: „Die Akupressur ist die Urform, dann setzte man Bambussplitter ein und heute Nadeln. Da wir den Raum nie verlassen, erhalten wir wertvolle Rückmeldungen.“ Entscheidend ist die „Qualität“ des Schmerzes. Ist er dumpf, stechend oder brennend? „Das sind wichtige Informationen“, erzählt Wittwer, „mit dem Erspüren, gezieltem Druck und Verbinden entsprechender Energiepunkte, dringen wir unmittelbar zur Blockade vor. Wir bringen den Klienten Punkt für Punkt zu innerer Klarheit und somit wieder in den Fluss.

Es gibt Punkte, die wir selber massieren können.

Akupressur „Control+Delete“ Punkte

Kann man sich selber behandeln, wenn der Kopf brummt oder das Sandmännchen streikt? Beatrice Wittwer schmunzelt: „Es gibt Punkte, die wir selber massieren können. Wenn wir zwei Schaltstellen verbinden müssen, wird es schwieriger.“ Für eine tiefe Entspannung empfiehlt sie die körpereigene „Control+Delete“-Taste, die das System herunterfährt. „Ein Punkt liegt im Nacken kurz vor der Schädeldecke, der andere mitten auf dem Kopf.“

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