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Mehrheit der Schweizer Bevölkerung nutzt Komplementärmedizin

von Redaktion Millefolia

Komplementärmedizinische Angebote sind in der Schweiz sehr beliebt. Eine Bevölkerungsumfrage des Erfahrungsmedizinischen Registers EMR zeigt auf, dass zwei von drei Personen in der Schweiz Komplementärmedizin nutzen und überzeugt davon sind, dass die Komplementärmedizin die konventionelle Medizin gut ergänzt. 

Sowohl die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Komplementärmedizin als auch die breite Palette an Methoden werden von der Bevölkerung sehr geschätzt. Die Befragten haben insgesamt 91 verschiedene Beschwerden genannt, die mit Komplementärmedizin behandelt wurden und 74 verschiedene Methoden.

Die Behandlungen erfolgen mehrheitlich (63%) durch Therapeutinnen und Therapeuten. Jede fünfte komplementärmedizinische Behandlung wird durch eine Ärztin oder einen Arzt durchgeführt. Rund ein Viertel der Nutzerinnen und Nutzer wenden natürliche Arzneimittel selbst an (Selbstmedikation) und lassen sich hierbei von Gesundheitsfachpersonen z.B. in Apotheken oder Drogerien beraten.

Komplementärmedizin ist mehr als nur die Behandlung der Beschwerden

  • Die Mehrheit der genutzten Behandlungen wurden von den befragten Personen als erfolgreich und wirksam empfunden.
  • 87% der Behandelten haben angegeben, von weiteren positiven Wirkungen zu profitieren (z.B. allgemein verbesserter Gesundheitszustand, mehr Entspannung)
  • Die Befragung bestätigt, dass die Komplementärmedizin einen ganzheitlichen Therapieansatz verfolgt. Sie wirkt nachhaltig, gesundheitsfördernd und stärkt die Resilienz.

Zur Studie


Interview mit Françoise Lebet, Geschäftsführerin EMR

Françoise Lebet

Françoise Lebet

Das EMR hat kürzlich die Ergebnisse einer Bevölkerungsumfrage zur Komplementär- und Alternativmedizin (KAM-Barometer) veröffentlicht. Was war Ihre Motivation, diese Studie in Auftrag zu geben?
Françoise Lebet: Das EMR hat so etwas wie einen Pionierstatus inne bei der Anerkennungsarbeit rund um Komplementär- und Alternativmedizin – respektive Erfahrungsmedizin. Seit 1999 prüft das EMR Kompetenzen, Erfahrung, Fortbildungen und ethisches Verhalten von Therapeutinnen und Therapeuten der Erfahrungsmedizin und zeichnet sie mit dem EMR-Qualitätslabel aus. Für die meisten Versicherer  ist dieses Label die Grundvoraussetzung  für die Vergütung von Leistungen über die privaten Zusatzversicherungen.

Insbesondere der Bevölkerung soll das EMR-Qualitätslabel als Orientierungs- und Entscheidungshilfe dienen innerhalb der erfahrungsmedizinischen Angebotsvielfalt.

Seit 1999 prüft das EMR Therapeutinnen und Therapeuten der Erfahrungsmedizin und zeichnet sie mit dem Qualitätslabel aus.

Und notabene: Erfahrungsmedizin ist für uns namensgebend. Folglich war es nur konsequent, auch die entsprechenden Erfahrungen der Bevölkerung zu eruieren und dokumentieren. Das gab uns den Anlass, 2021 die hierzulande bisher grösste bevölkerungsrepräsentative Erhebung zu Verbreitung, Nutzung und Behandlungserfolg der Erfahrungsmedizin in Auftrag zu geben. Und es ist geplant, die Umfrage periodisch zu wiederholen – darum die Bezeichnung «KAM-Barometer».

Was hat Sie an den Ergebnissen besonders überrascht?
Dass die Erfahrungsmedizin einen hohen Stellenwert bei der Bevölkerung geniesst, haben wir erwartet. Dass ein Viertel der Befragten sie, wann immer möglich, der Schulmedizin vorzieht, hat mich persönlich dagegen doch etwas überrascht – ein hoher Anteil nach meinem Empfinden. Relativ hoch ist mit 40 % auch der Anteil der Personen, die mittels Erfahrungsmedizin etwas zu ihrer Gesundheit beitragen wollen.

Erfahrungsmedizin bezieht nicht nur physische, sondern auch emotionale und psychosoziale Aspekte mit ein.

Das ist insofern erfreulich, als die Erfahrungsmedizin in der Tat nicht primär der Symptombekämpfung dient, sondern auf eine Behandlung des Menschen, einer bestimmten Person in einer spezifischen Situation abzielt. Sie bezieht nicht nur physische, sondern auch emotionale und psychosoziale Aspekte mit ein.

Ein weiteres Ergebnis, das mich in seiner Deutlichkeit etwas überrascht und umso mehr freut: Nur 1 % der Befragten sind von erfahrungsmedizinischen Behandlungen enttäuscht. Für die grosse Mehrheit ist die Erfahrungsmedizin sinnvoll.  Und gut die Hälfte der Behandlungen erfolgte ohne ergänzende Behandlung.

Die grosse Mehrheit will die Behandlung als gesundheitsfördernde Massnahmen weiterführen.

Das zeigt meines Erachtens die Bedeutung der Erfahrungsmedizin und auch das Vertrauen in sie. Überrascht hat mich jedoch eine derart hohe Zufriedenheit mit den Behandlungen: Die grosse Mehrheit will sie auch als gesundheitsfördernde Massnahmen weiterführen.

Welcher Stellenwert hat die Komplementärmedizin für Sie persönlich?
Erfahrungsmedizin war mir privat bereits ein wichtiges Anliegen. Ich sehe sie als sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin. Beruflich liegt mir natürlich noch weit mehr daran, dass dieser wichtige Bestandteil des Gesundheitswesens die Bedeutung, Beachtung und Unterstützung erhält, die ihm gebührt. Es ist an der Zeit, dass alle im Gesundheitswesen Beteiligten die Erfahrungsmedizin akzeptieren.

Patientinnen und Patienten sollen schon vor Beginn einer Behandlung über allfällige Behandlungsmöglichkeiten aus dem Bereich der Erfahrungsmedizin informiert sein und diese frei wählen können.

Patientinnen und Patienten sollen schon vor Beginn einer Behandlung über allfällige Behandlungsmöglichkeiten aus dem Bereich der Erfahrungsmedizin informiert sein und diese frei wählen können. Letztlich geht es auch darum, ihr den Platz einzuräumen, den sie aus Sicht der Bevölkerung verdient.

Über das EMR

Das EMR zertifiziert Therapeutinnen und Therapeuten, die erfahrungsmedizinische Methoden anbieten. Mit dem EMR-Qualitätslabel werden nur Therapeutinnen und Therapeuten ausgezeichnet, die nachweislich über umfangreiche Kompetenzen verfügen, sich regelmässig fortbilden und verantwortungsvoll mit ihren Patientinnen und Patienten umgehen. Das Label leistet damit auch einen Beitrag zum Patientenschutz im Bereich der Erfahrungsmedizin. Für die meisten Versicherer ist das EMR-Qualitätslabel die Grundvoraussetzung, um deren Leistungen über die privaten Zusatzversicherungen zu vergüten.

Foto, Diagramme: zvg, emr.ch

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