Von Fabrice Müller
Die Methoden der Komplementärmedizin sind salutogenetisch orientiert, das heisst, sie versuchen, das Gesunde zu stärken und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Selbstheilung können wir auch durch unser Denken und Handeln unterstützen.
„Die Selbstheilung ist ein Grundprinzip unseres Lebens“, sagt Delia Schreiber, Autorin des Buches „Die Selbstheilung aktivieren“ und Coach für die Stiftung Patientenkompetenz mit dem Ziel, Patientinnen und Patienten darin zu unterstützen, ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Die Komplementärmedizin mit ihrem Fokus auf den gesamten Organismus leiste einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der körpereigenen Abwehr- und Selbstheilungskräfte. Dazu gehört unter anderem die Erkenntnis, dass Heilung mit Herz und Hirn zu tun hat.
Heilung ist nicht nur eine Sache des Körpers, Heilung beginnt im Kopf, im Hirn, in den Gedanken.
„Heilung ist nicht nur eine Sache des Körpers“, erklärt Delia Schreiber, „Heilung beginnt im Kopf, im Hirn, in den Gedanken.“ Das Gehirn sei – neben den Selbstheilungskräften – der Hauptproduzent von Gesundheit. Als Sitz des bewussten Verstandes verfüge das Gehirn auch über viele unbewusst Fähigkeiten und Kompetenzen. „Gerade diejenigen Hirnstrukturen, die unserem bewussten Denken nicht so einfach zugänglich sind, bieten eine Fülle von heilsamen Möglichkeiten, lösungsorientierten Strategien und regelrechten Programmen, die man zur <Herstellung> von Gesundheit aktivieren kann“, betont die Autorin.
Selbstheilung durch den inneren Arzt
Zur Selbstheilung gehört der Zugang zum inneren Arzt bzw. zur inneren Ärztin. Die Selbstwahrnehmung, zu denen die Sinne, Gedanken, Körperempfindungen, Intuition, inneren Bilder, Ideen und Ahnungen gehören, sind wichtige Diagnoseinstrumente auf dem Weg zur Selbstheilung. „Eine Sprechstunde beim inneren Arzt kann man jederzeit haben. Alles, was es dazu braucht, ist etwas Ruhe“, empfiehlt Delia Schreiber. Auch eine Meditation, ein Achtsamkeitstraining oder regelmässige Spaziergänge in der Natur helfen, die eigene Wahrnehmung zu schulen und den inneren Arzt besser zu verstehen. Ebenso wichtig für die Heilkraft ist jedoch auch ein Vertrauensverhältnis zur externen Ärztin oder Therapeutin, wie eine neuropsychologische Studie der Universität Bern ergeben hat.
Vertrauen in sich selbst ist zentral für die Selbstheilung
Selbstheilungskräfte lassen sich nicht mit Zwang aktivieren, jedoch mit optimalen Bedingungen fördern. Dazu gehört zum Beispiel, den Fokus auf Stärkendes zu richten, auf Positives, Erfreuliches, auf Fähigkeiten und Kraftquellen. „Es geht hier nicht darum, Negatives zu verleugnen, sondern es auf eine ganz andere Weise wahrnehmen zu lernen und es zu akzeptieren“, sagt Delia Schreiber.
Patienten, die sich selbst mehr zutrauen, haben auch ein besseres körperliches und seelisches Wohlbefinden.
Wenn Menschen erleben, dass ihre Handlungen Erfolg haben, wachse ihre Selbstwirksamkeitserwartung, ihr Vertrauen in sich selbst. Mit anderen Worten: Patienten, die sich selbst mehr zutrauen, haben auch ein besseres körperliches und seelisches Wohlbefinden. Vertrauen ist – so Delia Schreiber – sowohl ein Gefühl als auch eine innere Haltung. Es hat auf alle Bereiche des Lebens direkte Auswirkungen. „Den roten Faden des Vertrauens im eigenen Leben zu finden, ist zentral für die Selbstheilung.“
Buchtipp
Delia Schreiber: Die Selbstheilung aktivieren
2019, 4. Auflage, 224 Seiten, Beobachter-Edition,
ISBN 978-3-85569-799-1, CHF 43.9
www.deliaschreiber.ch
Selbstheilung bis auf die Zellebene anregen
Träume, innere Bilder, aktive Imagination oder auch Objekte und Collagen können laut Delia Schreiber ein wirksames Mittel sein, die Selbstheilung anzuregen. Über die Imagination oder Visualisierung beispielsweise stellt man sich anhand positiver, selbst entwickelter Bilder vor, wie ein Medikament oder eine Therapie nach Wunsch hilft. Tief in das Leib-Seele-Geist-Gefüge greift der Atem ein. Die Atmung ist eng verwoben mit dem vegetativen Nervensystem, das die menschlichen Vitalfunktionen wie etwa Herzschlag, Blutdruck oder Stoffwechsel kontrolliert. Weiter haben gute Beziehungen Heilkraft. „Gute Beziehungen zu anderen Menschen wirken heilsam bis hinunter auf die Zellebene“, weiss Delia Schreiber.
Auch Lachen tut gut. Laut Forschungen werden beim Lachen körpereigene entzündungshemmende Hormone ausgeschüttet.
Auf der zwischenmenschlichen Ebene haben Forscher die positiven Auswirkungen von Dankbarkeit und Vergebung entdeckt. Groll hingegen kann einen schädigenden Einfluss auf den Organismus haben, denn die damit verbundene Spannung boykottiert offenbar die Selbstheilungskräfte. Übrigens: Auch Lachen tut gut. Laut Forschungen werden beim Lachen körpereigene entzündungshemmende Hormone ausgeschüttet.
Lesen Sie auch Teil 2:
«Die Komplementärmedizin eignet sich bestens dafür, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren»
Bild: Unsplash
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2 Kommentare
Ein wunderbarer Beitrag! Als eidg. dipl. Craniosacral Therapeutin schreibe – und arbeite ich vor allem – genau in diesem Bereich: Salutogenese – die Orientierung am Gesunden im Menschen während seines Heilungsprozesses – Aktivierung der Selbstheilungskräfte spielen in der Craniosacral Therapie eine sehr wichtige Rolle und dieser Beitrag ist ausserordentlich kostbar – vielen Dank Fabrice Müller für diesen Beitrag. Gerne würde ich ihn auf meiner Webseite veröffentlichen . Herzliche Grüsse Angelika Cornels «www.cranio-lebt.com» Praxis für Biodynamische Craniosacral Therapie, Bolligen (EMR ZSR-Nr. 0589863)
Eine wunderbare Beschreibung, wie Selbstheilung aktiviert werden kann und eben wir haben schon alles im Körper, wir müssen es nur aktivieren, sehen und das Vertrauen in unsere Fähigkeiten wieder entdecken.
vielen Dank!