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Manuelle Therapie bei Tieren: Die Atemwege unterstützen mit Shiatsu

von Redaktion Millefolia

Von Randa Willi

Mit Shiatsu steht uns eine ganzheitliche, sanfte Therapieform zur Verfügung, um dem
Tier auf verschiedenen Ebenen zu helfen.

Die Atemwege dienen in erster Linie dazu, den Gasaustausch zwischen Umwelt und Organismus aufrecht zu erhalten und somit die konstante Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten. Aus Sicht des Shiatsu haben die Atemwege, ausser zur Versorgung des Körpers mit Sauerstoff, noch weitere wichtige Aufgaben, welche von nicht zu unterschätzender Bedeutung für ein gesund funktionierendes System sind.

Shiatsu als ganzheitliche Therapieform

Shiatsu (japanisch: Fingerdruck) ist eine der ältesten asiatischen Therapieformen und wird auch «Die Kunst des Berührens» genannt. Diese sanfte Körpertherapie ist eine Kombination aus fernöstlicher Heilmassage, der Traditionellen Chinesischen Medizin TCM und der westlichen Physiotherapie. Es wird mit fliessenden Bewegungen, mit den Fingern, der Hand, dem Ellbogen oder auch dem ganzen Körper am Tier gearbeitet. Durch sanften Druck auf die Meridiane, Akupunkturpunkte, Gelenke und Körperregionen werden Blockaden und Verspannungen gelöst, Schmerzen gelindert und die Selbstheilungskräfte stimuliert.

Shiatsu ist ein eigenständiges und umfassendes Heilsystem, eine mentale und körperliche Behandlungsmethode, welche es dem Therapeuten ermöglicht, auf verschiedenen Ebenen mit dem Tier zu arbeiten.

Shiatsu ist ein eigenständiges und umfassendes Heilsystem, eine mentale und körperliche Behandlungsmethode, welche es dem Therapeuten ermöglicht, auf verschiedenen Ebenen mit dem Tier zu arbeiten. Es wird mit den Energieleitbahnen des Körpers gearbeitet, um Stauungen zu lösen, die Körperenergie zu harmonisieren und so die körperlich-seelische Ausgeglichenheit wieder herzustellen. Durch spezielle Techniken wie Kneten, Rollen, Vibrieren, Dehnen, Rotation der Gelenke oder Faszienarbeit werden körperliche Beschwerden gelindert.

Bedeutung der Atmung im Elementarkreislauf

Dieser Holländische Schäferhund verkörpert exakt die Harmonie eines gesunden Metall Elements.

Die fünf Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser, auch die fünf Wandlungsphasen genannt, bilden einen Zyklus ähnlich dem der Jahreszeiten. Jedes dieser fünf Elemente hat einen direkten Einfluss auf die Organfunktion, die Emotionen und die grundsätzliche Gesundheit eines Körpers. Jedem Element sind bestimmte Organe zugeordnet. Beschäftigen wir uns nun näher mit den Atemwegen, finden wir uns im Element Metall wieder. Das Element Metall symbolisiert im Elementekreislauf den Herbst – den Herbst auf die Jahreszeit bezogen als auch den Herbst des Lebens. Annehmen und Loslassen, Aufnehmen und Ausscheiden, dies sind die Hauptaufgaben des Metalls. Die zuständigen Organe hierfür sind die Lunge und der Dickdarm.

Die Energie des Metalls steht für das Aufnehmen von Sauerstoff und der Lebensenergie Qi sowie das Abgeben und Ausscheiden von Verbrauchtem oder nicht Verdaubarem. Dies bezieht sich nicht nur auf die Physiologie der Körperorgane, sondern hat eine ebenso wichtige Bedeutung auf der emotionalen Ebene. Es entsteht ein Rhythmus des Ein- und Ausatmens, welcher dem Leben Struktur und Halt gibt und so zu einer direkten Verbindung zwischen der Innen- und der Aussenwelt führt.

Zum Beispiel der Husten kann als Körpersymptom darauf hindeuten, dass das Tier «etwas nicht sagen» kann, also die mangelnde Fähigkeit etwas loszulassen, abzugeben, sich mitteilen zu können.

Rein körperlich gesehen ist die Lunge das einzige Organ, welches wir willentlich kontrollieren können, indem wir den Atem anhalten oder die Frequenz und Intensität der Atmung beeinflussen. Ebendiesen Eigenschaften von Kontrolle, loslassen können, sich abgrenzen und sich schützen begegnen wir auch auf der seelischen Ebene. So kann zum Beispiel der Husten als Körpersymptom darauf hindeuten, dass das Tier «etwas nicht sagen» kann, also die mangelnde Fähigkeit etwas loszulassen, abzugeben, sich mitteilen zu können. Auch der Schnupfen, als körperliches Symptom, hat seinen Ursprung nicht selten auf einer tiefer liegenden Ebene, im Sinne von «die Nase voll» haben oder zu wenig «Luft zum Atmen» haben, was wiederum dem Thema Abgrenzung, Distanz und Selbstschutz angehört.

Die Energie des Metalls

Eine gute Metallenergie, welche sich in einem ausgeglichenen Zustand befindet, steht für Klarheit, Gerechtigkeit, Ruhe, Disziplin, Instinktsicherheit und Zurückhaltung. Zum Beispiel der Border Collie, welcher mit voller Hingabe an den Schafen arbeitet oder das prächtig anmutende, seine Lektionen in Präzision vollendende Dressurpferd verkörpern das Element Metall perfekt. Ein Metall-Tier in Harmonie hat ein glänzendes Fell, geschmeidige kraftvolle Bewegungen und eine eher trockene Muskulatur, es ist sehr intelligent und will mental gefordert werden.

Ein Metall-Tier in Harmonie hat ein glänzendes Fell, geschmeidige kraftvolle Bewegungen und eine eher trockene Muskulatur, es ist sehr intelligent und will mental gefordert werden.

Ist die Energie des Metalls jedoch gestört und befindet sich somit in einem Ungleichgewicht, so zeigt sich dies in einem festgefahrenen, kontrollierenden, distanzierten Verhalten oder aber diese Tiere sind bekümmert, unsicher und unterwürfig. Die Emotion des Metalles ist die Trauer, so reagiert dieses Element bei einer Dysbalance am stärksten mit Depression. Die Muskulatur ist steif, die Haut und Schleimhäute sind trocken und das Fell ist stumpf. Typische Krankheitszeichen sind Atemprobleme, wie chronischer Husten, Asthma, aber auch Verdauungsprobleme und Allergien. Diese Tiere haben allgemein ein schwaches Immunsystem.

Gesundheitliche Probleme

Tiere vom Metall-Typ sind allgemein empfindlich gegen feuchte Kälte. Sie neigen nicht nur von ihrem Element her dazu, innerlich eher kühl zu sein, sie haben auch oft ein eher mässig ausgeprägtes Winterfell im Vergleich zu anderen Artgenossen. So sind sie meist dankbar für eine Decke oder einen Witterungsschutz, damit die Kälte nicht direkt durch das Fell von aussen in den Körper dringt.
Ebenso können Krankheitssymptome zum Vorschein kommen, wenn die Metall-Tiere emotionalem, mentalem oder physischem Stress ausgesetzt sind. Nicht ohne Grund reagieren viele Tiere bei Veränderungen der Lebensumstände, wie Stall- oder Besitzerwechsel, mit Atemwegserkrankungen. Ist die Lungenenergie gestört, führt dies zu Erkrankungen der Schulter und des Rückens, denn die Lebensenergie QI wird über die Lunge aufgenommen und an die Nieren sowie die Schultern weitergegeben.

Besonders bei Pferd und Hund sollte nebst der Krankheitsgeschichte und der Haltungsform auch immer die Nutzung, das Training und die verwendete Ausrüstung in Erfahrung gebracht werden.

Kaum ein an Atemwegserkrankungen leidendes Tier zeigt gleichzeitig nicht auch Probleme der Vordergliedmassen, wie Verspannungen in Schulter und Rücken oder Lahmheit durch Überbelastung. Durch die vorhandlastige Bewegung wird der Funktionskreis der Lunge noch weiter gestört. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, der nicht selten in chronischem Husten oder einer Überlastungslahmheit endet. Besonders bei Pferd und Hund sollte nebst der Krankheitsgeschichte und der Haltungsform auch immer die Nutzung, das Training und die verwendete Ausrüstung in Erfahrung gebracht werden. Falsches Training oder falsche, schlecht sitzende Ausrüstung können immer auch Auslöser für Atemwegsprobleme sein!

31 j. Haflingerstute mit chronischen Atemwegsbeschwerden. Halten des Lu1, «Öffnen» der Brust.
Durch die Entspannung der Brust und der umliegenden Strukturen ist eine vertiefte und freiere Atmung möglich.

Mögliche Behandlungsansätze

Im Shiatsu arbeiten wir mit einem sogenannten Diagnose-Puzzle. Für eine umfassende Anamnese werden verschiedene Diagnosetechniken angewendet (z.B.: Bo-Shin, Palpation, Shu-Punkt Diagnose, Abfragen von Ting- oder Alarmpunkten und die Befragung), welche dann zu einem Ganzen zusammengefügt werden. So entsteht ein ganzheitliches Bild über den Patienten und seinen aktuellen Zustand. Da im Shiatsu nicht die isolierte Krankheit, respektive deren Symptome, sondern der Patient als Ganzes behandelt wird, gibt es keinen festgelegten Behandlungsablauf nach einem gewissen Schema. Die Krankheit und deren Symptome sind wegweisend, aber wie bereits beschrieben, ist die eigentliche Ursache oft auf einer anderen Ebene zu finden. Ähnlich einer Zwiebel zeigen sich nach und nach die tiefer liegenden «Schichten» oder «Geschichten». Trotzdem ist es möglich und zum Teil auch nötig, die direkte symptombezogene Therapie in eine Behandlung mit einzubeziehen, um die akuten sowie auch die chronischen Beschwerden zu lindern. Mögliche Behandlungsansätze zur Therapie von Atemwegserkrankungen sind beispielsweise die direkte Arbeit an:

  • Lungenmeridian: Behandlung direkt über den Lungenmeridian (Öffnen der Brust) und Stimulierung der spezifischen Lungenpunkte je nach Indikation: Lu 1, 2, 5, 7, 9, 11.
  • Dickdarmmeridian: Behandlung über den Dickdarmmeridian (Entspannen der Schulter, Immunstimulation) sowie der Dickdarmpunkte z. B.: Di 1, 2, 4, 11, 15, 16, 20.
  • Dreifacher Erwärmer: Behandlung des Dreifacherwärmers (entzündungshemmend, harmonisiert Schulterenergie) sowie ausgewählter Punkte z. B.: 3E 1, 3E 5.
  • Dehnungen / Rotationen: Sanfte Dehnungen und Rotationen von Schulter und Vordergliedmasse sowie Faszientechniken, um Verspannungen aufzulösen.
  • Moxibustion: Die Anwendung von Tiefenwärme mittels Moxazigarren hat sich bei Atemwegserkrankungen sehr bewährt. Die Erwärmung einzelner Punkte sowie das «Vertreiben» der allgemeinen Kälte aus dem Körper werden von den Patienten sehr geschätzt. Hinweis: Bei der Anwendung von Moxa muss beachtet werden, dass die Behandlung im Freien stattfindet, da beim Abbrennen der Zigarre ein stark riechender Rauch entsteht. Es gibt auch geschmacksneutrale, raucharme Zigarren; diese eignen sich daher besonders gut für die Behandlung von Kleintieren. Selbstverständlich sollte die Moxabehandlung auch nicht in unmittelbarer Nähe von Stallgebäuden oder Heu-/Strohlagern durchgeführt werden. Die Asche sollte in einem speziellen Moxaaschenbecher abgeklopft werden, in welchem nach der Behandlung auch die brennende Zigarre aufbewahrt wird. Auf keinen Fall warme Asche oder Zigarre in den Abfall oder den Miststock werfen.

Schlusswort

Im Shiatsu bestimmt immer das Tier, inwieweit es die Behandlung akzeptiert und zulässt; wo es möchte, dass man arbeitet und wo es noch zu früh oder sehr unangenehm ist. Durch diese sehr respektvolle Arbeit sind die Tiere erstaunlich offen und zugänglich. Auch sehr sensible, ängstliche oder traumatisierte Tiere finden über das Shiatsu schnell Vertrauen. Dadurch entsteht ein mentaler, meditativer Dialog zwischen dem Therapeuten und dem Tier; ein Zustand der absoluten Tiefenentspannung, welcher die Selbstheilungsprozesse optimal unterstützt. Es ist immer wieder herzerwärmend zu sehen, wie sehr die Tiere diese sanfte Therapie geniessen und regelrecht «aufsaugen».

Randa Willi , Dipl. Tierhomöopathin SHS, Dipl. Tiershiatsutherapeutin

  • Seit 2005 selbständig als ausgebildete Reitlehrerin und Pferdetrainerin mit eigener Reitschule für Kinder und Erwachsene.
  • Seit 2007 Übungsleiterin für Hundesportgruppen und Hundekurse.
  • 2010 Gründung der Pferdepension Eschterhof mit Spezialisierung auf Pensionspferdehaltung im Herdenverband. Betreuung
    einer Herde von ca. 35 Pferden und Ponys im Aktivstall.
  • 2012 Gründung TeamTraining, ganzheitliches Ausbildungskonzept für Pferd, Hund, Mensch.
  • 2012 – 2018 Ausbildung zur Dipl. Tierhomöopathin SHS,
  • 2018 – 2020 Ausbildung zur Dipl. Tiershiatsutherapeutin.
  • Ausbildung für Reiter und Pferd, Ausbildung für Reitbegleithunde, Tiershiatsutherapie.

Dieser Artikel wurde vom Berufsverband der Tierheilpraktiker*innen Schweiz BTS aus deren interdisziplinären Fachzeitschrift «usus» zur Verfügung gestellt.

Bitte wenden Sie sich für komplementärmedizinische Behandlungen Ihrer Haus- oder Nutztiere an ausgewiesene Fachpersonen der Berufsverbände BTS, HVS, camvet oder an Kometian (nur Nutztiere).


Literatur:

  • Specht, Simone: Meridiantafeln für die Akupressur beim Hund. Eugen Ulmer Verlag, 2015
  • Traffelet, Lisbeth: Meridiantafeln für die Akupressur beim Pferd. Eugen Ulmer Verlag, 2012
  • Beutler, Brigitte: Shiatsu für Hunde. Cadmos, 2012
  • Dr. Fritz, Christina: Erkenne dein Pferd in den 5 Elementen. Crystal Verlag, 2017

Fotos: Randa Willi, unsplash

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