Von Angélique Bourqui
Eine wissenschaftliche Studie zur Anwendung der Traditionellen Chinesischen Medizin während der Covid-19-Pandemie in der Schweiz.
Das Institut für Hausarztmedizin der Universität Fribourg interessierte sich für den Anteil der Ärzt*innen und Therapeut*innen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), die während der ersten Pandemiewelle im Jahr 2020 in der Schweiz Patient*innen mit COVID-19-bedingten Symptomen behandelt hatten. Weiter sollte beschrieben werden, inwiefern COVID-19 die Anwendung im selben Zeitraum beeinflusst haben könnte.
Im Rahmen einer rückblickenden Studie und in Zusammenarbeit mit der Stiftung ASCA wurde zu diesem Zweck im Frühjahr 2021 eine Umfrage unter den in der Schweiz ansässigen TCM-Ärzt*innen und TCM-Therapeut*innen durchgeführt. Von 2102 Angefragten beantworteten 320 (15 %) den Fragebogen, darunter 102 Ärzt*innen sowie 218 Therapeut*innen.
Einsatzphasen von TCM in der Pandemie
Die nachfolgende Abbildung illustriert die Stadien, in welchen die TCM gemäss den befragten Ärzt*innen sowie Therapeut*innen bei der Behandlung von COVID-19 während der ersten Welle eine Rolle spielte:
Grafik: Anzahl und Prozent der Schweizer TCM-Ärzt*innen und -Therapeut*innen, die der Meinung sind, dass die TCM je nach Stadium (Prävention, akute Phase, Rekonvaleszenz) einen berechtigten Platz in der Behandlung von COVID-19 hat.
76 % der Teilnehmenden wurden mindestens von einer Patientin oder einem Patienten im Zusammenhang mit COVID-19 konsultiert, wobei dies überwiegend während der Rekonvaleszenz (76,3 %) und der Prävention (67,8 %) geschah. 19,8 % der Befragten gaben an, Patient*innen in der akuten Krankheitsphase behandelt zu haben.
Für Vorbeugung und Rekonvaleszenz setzten die aufgesuchten Ärzt*innen und Therapeut*innen überwiegend auf Akupunktur als Behandlungstechnik.
Die aufgesuchten Ärzt*innen und Therapeut*innen setzten für die Prävention (80,4 %) und Rekonvaleszenz (92,5 %) überwiegend auf die Akupunktur als Behandlungstechnik, wohingegen in der akuten Phase chinesische Arzneimittel den Vorrang hatten (59,3 %).
Die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus (Lockdown) führten dazu, dass 73,5 % der TCM-Therapeut*innen und 35,6 % der TCM-Ärzt*innen ihre Praxen vom 16. März bis zum 27. April 2020 schliessen mussten. Einige konnten in dieser Zeit auf andere Konsultationsformen ausweichen. So stellten Telefonkonsultationen (30,4 %) und Hausbesuche (29,9 %) die wichtigsten Formen dar.
Die Studie verdeutlicht die Notwendigkeit einer besseren Berücksichtigung der TCM im Schweizer Gesundheitssystem.
Diese Studie belegt, dass die Traditionelle Chinesische Medizin TCM in der Schweiz bei COVID-19 Anwendung fand. Sie verdeutlicht auch die Notwendigkeit einer besseren Berücksichtigung der TCM im Schweizer Gesundheitssystem. Das Institut für Hausarztmedizin der Universität Fribourg dankt allen Studienteilnehmenden sowie der Stiftung ASCA für die gute Zusammenarbeit bei der Durchführung dieser Studie1.
Autorenteam der Studie am Institut für Hausarztmedizin der Universität Fribourg
- Prof. Dr. med. Pierre-Yves Rodondi
- Angélique Bourqui MSc
- Emna El May
- Julie Dubois
1Angélique Bourqui, Pierre-Yves Rodondi, Emna El May and Julie Dubois. Practicing traditional Chinese medicine in the COVID-19 pandemic in Switzerland — an exploratory study BMC Complementary Medicine and Therapies (2022) 22:240
Link zur wissenschaftlichen Studie: «Traditionelle Chinesische Medizin in der Pandemie»
Website des Instituts für Hausarztmedizin der Universität Fribourg
Dieser Artikel erschien in alternance 1/2022 | eine Publikation der Stiftung ASCA asca.chZur Website der schweizerische Stiftung für Komplementärmedizin ASCA gehen
Grafik: zVg / Fotos: ThirdMan; Pietro Jeng – beide Pexels.com
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