Die Beziehung zwischen ihr und dem Tanz veränderte sich über all diese Jahre Erfahrung, verlor aber nichts an seiner Intensität und Tiefe. Im Gegenteil. Der Tanz ist und bleibt Mirjam Barakars grosse Liebe.
Heiliges, aber brotloses Metier
Trotzdem war es für Mirjam Barakar lange nicht klar, ob sie diese Liebe zu einem Beruf, zu einer Existenz machen will. «Ich habe lange Zeit an diesem Weg gezweifelt. Weil es ein so schwieriger Weg ist», sagt sie. Doch sie konnte schliesslich nicht anders, als konsequent Schritt für Schritt genau diesen Weg zu gehen. Seit ihrer Ausbildung in Zürich und Genua tanzt Mirjam Barakar in verschiedenen nationalen und internationalen Produktionen, sie unterrichtet, und tritt in Solo-Projekten auf. «Im besten Fall kann ich mich auf der Bühne ganz hingeben, dann empfinde ich das Tanzen wie ein praktizierendes Gebet.»
Das Gesundheitselixier Yoga Nidra
Sie habe glücklicherweise einen sehr robusten Körper, der immer noch Freude hat mitzumachen. Trotz all diesen Strapazen. Mirjam Barakar kennt auch Phasen in ihrem Leben, in denen sie immer wieder krank war. Sie hatte nichts Gravierendes; aber Erkältungen, Bauchschmerzen, Fieber machten ihr das Leben schwerer als nötig.
«Ich war krank in Palästina, und musste dort arbeiten, so lernte ich mit einem schwachen Körper zu arbeiten. Es war nötig dies zu lernen, denn die Körperarbeit ist meine Existenzgrundlage.» Geholfen hat ihr schliesslich ihr «Gesundheitselixier Yoga Nidra».
Es ist wichtig den Körper wahrzunehmen. Auch wahrnehmen, wenn der Körper nicht fit ist. Raubbau ist nie schlau. Der Körper ist ja dein Instrument. Du möchtest dieses Instrument gut behandeln und gleichzeitig muss es auch gut funktionieren.
Mirjam Barakar ist überzeugt, das Yoga Nidra dem Körper eine tiefe Ruhe gibt. Eine Ruhe, in dem der Körper gewisse Prozesse in Gang bringen kann, die helfen, wieder gesund zu werden.
Dem Körper ganz vertrauen
Tänzer haben ein antrainiertes Körperbewusstsein. Doch Mirjam Barakar findet, sie musste diesbezüglich viel dazulernen. Als professionelle Tänzerin kennt sie die tägliche Angst vor Verletzungen. Denn Verletzungen bedeutet Pausen, in denen kein Lohn aufs Konto kommt. Tanz ist anstrengend. Tanz ist fordernd. Im Tanz versucht sie immer auch – so kontrolliert wie möglich –körperliche Limiten auszuloten und geht Risiken für eine Verletzung ein. Über die Jahre lernte Mirjam Barakar ihrem Körper zu vertrauen. Und ist doch immer wieder verblüfft:
Es ist ein kleines Wunder, ich staune oft, zu was mein Körper fähig ist.
Die Serie «Menschen hautnah» porträtiert Menschen, die betont körperlich arbeiten. Die Porträtierten erzählen von ihrer Beziehung mit ihrem Körper und was ihnen bei körperlichen Krisen geholfen hat.
Astronautinnen in der Gesellschaft
Fragt man Mirjam Barakar nach Wünschen für die Zukunft, sagt sie: «Fülle in der Arbeit: Ich will arbeiten, so oft und so viel wie möglich.» Und sie wünscht sich, dass der Tanz als Beruf in unserer Gesellschaft wieder mehr anerkannt wird. «Für den Normalbürger ist dieser Beruf relativ abstrakt. Das macht es für uns teilweise recht schwierig, uns als Teil der Gesellschaft zu sehen. Wir sind die Astronautinnen und Astronauten in der Gesellschaft. Tänzerinnen und Tänzer brauchen auch einen gewissen politischen und gesellschaftlichen Schutz.» Denn wie arm dran wäre eine Gesellschaft, in der nicht getanzt wird.
Yoga Nidra ist eine Yoga-Technik, mit der tiefere Bewusstseinsschichten erreicht werden sollen. Durch völlige Tiefenentspannung bei klarem Bewusstsein soll ein psychischer Schlaf erreicht werden.
Mehr Infos zu Mirjam Barakar:
www.acces-a-la-danse.com
www.orientaldancer.org
mirjam@acces-a-la-danse.com
Text/Bilder: Claudia Herzog
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