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Innovative Phytotherapie – Ein Bericht zur Tetranationalen Tagung Phytotherapie 2022

von Redaktion Millefolia

Text und Bilder von Tanya Karrer

Krebs, Palliativmedizin, Schwindel, Multimorbidität oder metabolisches Syndrom: Die Phytotherapie hat in fast alle medizinischen Fachgebiete Einzug gehalten. An der Tetranationalen Tagung Phytotherapie 2022 präsentierten die Referentinnen und Referenten ihre innovativen Ansätze.

Die Vierländer-Tagung Phytotherapie 2022 wurde ihrem Motto «innovativ» mehr als gerecht: Innovativ waren die präsentierten Erfahrungsberichte und Studien zur Phytotherapie, innovativ ist das Mitwirken der Niederlande, weshalb die einst trinationale Tagung zu einer tetranationalen heranwuchs. Neu war aber auch der Austragungsort an der Universität Zürich, wie Dr. Roger Eltbogen, der Präsident der organisierenden Schweizerischen Medizinischen Gesellschaft für Phytotherapie (SMGP) stolz erklärt: «Schreiben Sie unbedingt, dass wir an der Universität Zürich sind». An den Hochschulen nämlich wird die Phytotherapie zunehmend erforscht, das bestätigt auch die wachsende Zahl von veröffentlichten Studien zu pflanzlichen Stoffen in der Medizin, Pharmazie und Veterinärmedizin. Aber trotz aller Forschung, so betonen die Referierenden der Tagung, sind es die Patienten, ihr Befinden und ihre Erfahrungen, die im Mittelpunkt stehen.

Pflanzen gegen Chemo-Brain und Multimorbidität

Multimorbidität betrifft häufig ältere Menschen. Pflanzliche Wirkstoffgemische könnten bei solch mehrdimensionalen Beschwerdebildern ihr breites Wirkungsspektrum besonders entfalten, führt Prof. Dr. Reinhard Saller von der Universität Zürich aus. Dank Phytotherapeutika könnten zudem oft mehrere Behandlungsanlässe gleichzeitig aufgriffen werden. Die Supportiv- und Palliativmedizin bildet neben der Ethnomedizin den Schwerpunkt der Tagung, zu der auch Prof. Dr. Matthias Rostock aus Hamburg angereist ist. Er erforscht, wie pflanzliche Mittel die Folgen des sogenannten «Chemo-Brain» lindern können. Dieses cancer-related cognitive impairment (CRCI), das sich durch Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit und Wortfindungsstörungen zeigt, betrifft vor allem Chemotherapie-Patienten mit Tumor- oder hämatologischen Erkrankungen. «Es gibt noch wenig Forschung dazu, aber wir verfügen mittlerweile über viel klinische Erfahrung», sagt Rostock.

Pflanzliche Wirkstoffgemische können ein breites Wirkungsspektrum entfalten.

Tetranationale Tagung Phytotherapie 2022

Vom 16. bis 18. Juni 2022 lud die Schweizerische Medizinische Gesellschaft für Phytotherapie (SMGP) zur Tetranationalen Tagung Phytotherapie 2022 nach Zürich. In 18 Referaten, einer Podiumsdiskussion und einer Vielzahl von Postern wurde die Phytotherapie unter den Gesichtspunkten der Supportiv- und Palliativmedizin und der Ethnomedizin im Rahmen der Evidence Based Medicine beleuchtet. Der Tagungsband ist als Supplement der Zeitschrift für Phytotherapie im Thieme Verlag erhältlich. Die Westschweizer Sektion der SMGP ehrte am Donnerstag Prof. Dr. em. Beat Meier für sein langjähriges Engagement zugunsten der Phytotherapie.

Mistel und Ingwer für bessere Lebensqualität

Wie schwierig es ist, phytotherapeutische Forschung zu betreiben, offenbart die anschliessende Diskussion: Es gibt zwar viele Interventionsstudien. Forschungsfragen der Phytotherapie lassen sich aber dennoch nicht immer über klassische Studiendesigns beantworten. Wiederum aber dürfen Studien, deren Design nicht dem Humanforschungsgesetz entsprechen, nicht veröffentlicht werden. Immenses Wissen bleibt damit im Verborgenen.

Ohne Forschung bleibt immenses Wissen im Verborgenen.

Auf publizierten Forschungsarbeiten beruhen die Ausführungen von Dr. med. Marc Schläppi aus St. Gallen. Er erkundet den Stellenwert der Mistel und ihren Einfluss auf die Lebensqualität von Krebspatienten. Auch wenn die Studienlage noch nicht eindeutig sei, so zeige die Erfahrung mit der Misteltherapie oft eine Verbesserung der Lebensqualität. Inspiriert von vielversprechenden Tierstudien, ging Dr. med. Durk Meijer aus den Niederlanden dem Ingwer auf den Grund. Kann dieser bei chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen Linderung verschaffen? Drei klinische Studien geben zumindest Hoffnung.

Mehr Forschung, mehr Ausbildung, mehr Daten

Die Nachfrage für Komplementärmedizin bei Patienten ist jedenfalls ungebrochen. Dies bestätigt auch Dr. med. Sandra Pittl aus Zürich für die Palliativmedizin. Indem die Ärztin Phytotherapie mit den sensorischen Eigenschaften von Pflanzen und Ritualen verbindet, kann sie das «Total Pain»-Erleben ihrer Patienten positiv beeinflussen. Die Phytotherapie scheint daneben noch so manche weitere Wunderwaffe im Köcher zu haben, wie die weiteren Referate und Poster der Tagung aufzeigen. Sei es im Kampf gegen das metabolische Syndrom, den Schwindel oder psychiatrische Krankheiten. Auch in der Tiermedizin geniesst die Phytotherapie ein hohes Ansehen.

Die Nachfrage für Komplementärmedizin ist ungebrochen.

Der erste Tag der Tetranationalen Tagung für Phytotherapie lässt keinen Zweifel am grossen Innovations-Potential der Pflanzenheilkunde für Medizin und Gesundheit. Er bestätigt was Prof. Dr. Claudia Witt schon zur Begrüssung gesagt hatte: Es braucht mehr Forschung in der Phytotherapie, mehr interprofessionelle Ausbildung und mehr Daten in den Gesundheitsdatenbanken! Mit dem symbolträchtigen Gastrecht, das die Universität Zürich 2022 der Phytotherapie-Tagung gewährte, dürfte der Grundstein dafür gelegt sein.

Bilder: Tanya Karrer

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