Ob Guetzli, Lebkuchen oder Zimtsterne – die Adventszeit ist voller süsser Verlockungen. Doch warum können wir Zucker so schwer widerstehen, und wie viel davon ist noch gesund? Ein Blick auf unsere komplizierte Beziehung zum süssen Verführer.
von Lisa Heyl
Zucker ist allgegenwärtig
Zimtsterne, Lebkuchen und Schokolade – die Adventszeit ist ein Paradies für Naschkatzen. Doch während unsere Vorfahren nur selten in den Genuss von Süssem kamen, ist Zucker heute allgegenwärtig. Erst vor rund 200 Jahren wurde er zum festen Bestandteil unserer täglichen Ernährung. Die evolutionäre Programmierung unseres Gehirns macht es uns dabei besonders schwer, den süssen Verlockungen zu widerstehen.
Der süsse Verführer im Gehirn
Unser Verlangen nach Süssem ist tief in unserem Gehirn verankert. Bereits Neugeborene bevorzugen süsses Wasser und zeigen bei bitterem Geschmack Ablehnung – eine evolutionär sinnvolle Reaktion, denn süsse Früchte sind selten giftig und liefern wichtige Energie.
Unser Verlangen nach Süssem ist tief in unserem Gehirn verankert.
Doch was früher überlebenswichtig war, wird heute zum Problem: Forschende des Max-Planck-Instituts haben nachgewiesen, dass regelmässiger Zuckerkonsum das Verlangen nach Süssem weiter verstärkt. Schuld daran ist unser Belohnungszentrum, das bei Zuckerkonsum Glückshormone ausschüttet.
Süsses nur in kleinen Mengen
Für eine ausgewogene und nachhaltige Ernährung steht die Lebensmittelpyramide. Süsses steht dort ganz an der Spitze, sollte also nur in kleinen Mengen konsumiert werden.
Informationen zur Lebensmittelpyramide der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung
Zuckerarten und ihre Tücken
Zucker ist nicht gleich Zucker: Während Haushaltszucker aus Saccharose besteht, findet sich in Früchten Fructose. Doch der vermeintlich gesündere Fruchtzucker ist nicht unproblematisch: Er wird direkt in der Leber verstoffwechselt und kann bei übermässigem Konsum zu Fettstoffwechselstörungen führen. Besonders tückisch sind die versteckten Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln, die oft als Glucosesirup oder Dextrose getarnt sind.
Übergewicht und Adipositas
- In der Schweiz sind rund 42 Prozent der Erwachsenen übergewichtig oder adipös
- Übermässiger Zuckerkonsum ist ein Hauptrisikofaktor für Übergewicht
- Folgeerkrankungen können sein: Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Gelenkprobleme
Alternativen zur süssen Versuchung
Wer seinen Zuckerkonsum reduzieren möchte, muss nicht ganz auf Süsses verzichten. Zuckeraustauschstoffe wie Xylit oder Erythrit haben weniger Kalorien und sind zahnfreundlich. Auch natürliche Süssungsmittel wie Stevia gewinnen an Bedeutung. Doch Vorsicht: Auch diese Alternativen können das Verlangen nach Süssem aufrechterhalten.
Experten empfehlen, den täglichen Zuckerkonsum schrittweise zu reduzieren und bewusst zu geniessen, statt ganz zu verzichten.
Die gute Nachricht: Das Gehirn kann umlernen
Studien zeigen, dass sich die zuckerbedingten Veränderungen im Gehirn innerhalb von acht bis zwölf Wochen zurückbilden können. Experten empfehlen, den täglichen Zuckerkonsum schrittweise zu reduzieren und bewusst zu geniessen, statt ganz zu verzichten.
Gerade in der Weihnachtszeit gilt: Mass halten und die süssen Momente mit Bedacht geniessen. Dieser ausgewogene Ansatz ermöglicht es, die traditionellen Genüsse der Festtage zu würdigen, ohne der Gesundheit zu schaden. Denn auch wenn wir evolutionär auf den süssen Geschmack programmiert sind – die Dosis macht das Gift.
Quellen und weiterführende Literatur:
- Bundesamt für Statistik (letzter Aufruf 10.12.2024)
- «Wirkstoff», Ausgabe 10/2024, Hrsg. Schweizerischer Drogistenverband
- Berger, R. – «Zucker – Süsses Wissen für die Praxis» – Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2021
- Max-Planck-Gesellschaft: Süßigkeiten verändern unser Gehirn (letzter Aufruf 10.12.24)
- Max-Planck-Institut: Wie beeinflusst Zucker unser Gehirn? (letzter Aufruf 10.12.24)
- WHO: Oral health data portal (letzter Aufruf 10.12.24)
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Bilder: Brooke Lark – unsplash.com / Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE – sge-ssn.ch / Diliara Garifullina – unsplash.com / Mathilde Langevin – unsplash.com / Brooke Lark – unsplash.com /
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