von Karin Meier
Um Urtinkturen von höchster Qualität und Wirksamkeit herzustellen, verzichtet die Schweizer Firma Ceres Heilmittel AG ganz auf maschinelle Beschleunigung. Rund 60 verschiedene Heilpflanzenarten werden jährlich mit viel Sorgfalt von Hand geerntet und in der Mörsermühle verarbeitet.
Es ist ein schöner Junitag. Erntehelferinnen und -helfer der Ceres Heilmittel AG im thurgauischen Kesswil streifen langsam durch ein Feld mit blühendem Johanniskraut, das nach der Demeter-Methode angebaut wurde. Sie schauen sich jede Pflanze einzeln an und prüfen, ob sie ihr optimales Blütestadium erreicht hat. Falls ja, wird sie von Hand geerntet. Der Fokus auf Qualität erfordert viel Flexibilität: Den Erntezeitpunkt kann man frühestens drei Tage im Voraus bestimmen.
Ceres-Urtinkturen entstehen langsam
Nach der Ernte werden die frischen Johanniskraut-Pflanzen sorgsam von Hand weiterverarbeitet. Anschliessend wird die Mischung in der Mörsermühle, einer Eigenentwicklung der Firma, unter Zugabe von Alkohol gemahlen. «Die Mühle ist das eigentliche Herzstück des Herstellungsprozesses.
Urtinkturen lagern zwei bis drei Jahre im Reifungskeller, um ihre volle Wirkung entfalten zu können.
Sie bildet den langsamen, manuellen Mahlprozess nach, erlaubt aber die Herstellung grösserer Mengen und verhindert überdies eine Oxidation», sagt Sarah Frey, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Ceres. Zuletzt werden die Urtinkturen zwei bis drei Jahre im Reifungskeller gelagert. Diese Zeit ist entscheidend – denn so entwickelt sich erst die volle Wirksamkeit.
Pflanzen haben auch immaterielle Wirkprinzipien
Entwickelt wurde die Mühle vom Biochemiker Dr. Roger Kalbermatten, der in den 1980er-Jahren bei einem renommierten Hersteller von pflanzlichen Arzneimitteln angestellt war. «Der Gründer dieser Firma hatte bemerkt, dass die Arzneimittel mit der zunehmenden Industrialisierung der Produktion immer weniger gut wirkten – in seinen Anfängen hatte eine Dosis von drei Tropfen pro Gabe ausgereicht, inzwischen wurden über 20 Tropfen benötigt», erzählt Sarah Frey. «Also beauftragte er Roger Kalbermatten, die Gründe dafür zu finden. Dessen Forschungsergebnisse zeigten: Physische Wirkstoffe sind nur eines von drei Wirkprinzipien, die für die Heilwirkung eines pflanzlichen Arzneimittels verantwortlich sind».
Arzneimittel wirkten mit zunehmend industrieller Verarbeitung immer weniger, fand Roger Kalbermatten.
Als die beiden weiteren, immateriellen Wirkprinzipien identifizierte Roger Kalbermatten Lebensenergie und Information. Er stellte fest, dass diese nur bei einer schonenden, langsamen und pflanzengerechten Herstellung erhalten bleiben. Daraufhin konzipierte er mit der Mörsermühle ein Herstellungsverfahren für Urtinkturen, welches dies berücksichtigt.
Lebensenergie und Information bleiben nur bei einer schonenden, langsamen und pflanzengerechten Herstellung erhalten.
Das Unternehmen überliess Roger Kalbermatten das Patent für die Mühle. 1991 gründete der Biochemiker mit seiner Frau Hildegard die Firma Ceres Heilmittel AG und setzte die Erkenntnisse seiner langjährigen Forschung in die Tat um.
Pflanzliche Urtinkturen
Die Urtinktur ist eine spezifische Heilpflanzenzubereitung wie der Tee, der Extrakt oder das ätherische Öl. Urtinkturen werden zumeist aus frischen Pflanzen durch Extraktion mit Alkohol (Ethanol) hergestellt. Sie werden bei akuten und chronischen Erkrankungen eingesetzt sowie als Ausgangssubstanzen für die Herstellung von homöopathischen Verdünnungen.
Urtinkturen wirken auf Körper, Psyche und Geist
Mittlerweile wird das Schweizer Familienunternehmen in zweiter Generation von Christoph und Pascal Kalbermatten geführt. Es verarbeitet rund 60 verschiedene Heilpflanzen. Sie stammen grösstenteils aus regionalem Demeter- oder Bio-Anbau, was kurze Transportwege ermöglicht. Eine Wildernte erfolgt bei jenen Pflanzen, die sich an wilden Standorten am besten entwickeln.
«Die Urtinkturen wirken ganzheitlich auf Körper, Psyche und Geist – und weil sie das volle Wirkspektrum der Arzneipflanzen enthalten, reicht eine niedrige Dosierung aus», sagt Sarah Frey. In der Komplementärmedizin werden sie für eine Vielzahl von Krankheitsbildern angewandt, die von Verdauungsbeschwerden über Erkältungskrankheiten bis zu Herz- und Kreislaufstörungen reichen.
Die Ceres Heilmittel AG
Das Schweizer Familienunternehmen beschäftigt rund 65 Mitarbeitende und ist marktführende Herstellerin von Urtinkturen. Der Hauptsitz liegt im thurgauischen Kesswil, im sogenannten «Thurgauer Phytovalley», wo auch weitere Hersteller pflanzlicher Arzneimittel und Kosmetika angesiedelt sind (Alpinamed AG, A.Vogel AG, Max Zeller Söhne AG, Regena AG, Rausch AG und weitere).
Bilder: zVg
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