von Karin Meier
Ein Bandscheibenvorfall kann auf unterschiedliche Arten behandelt werden. Mit Feldenkrais stellen wir Ihnen eine Komplementärtherapie, mit TCM eine alternativmedizinische und mit Osteopathie eine manuelle schulmedizinische Therapie vor.
Ein wichtiger Hinweis
Ein Bandscheibenvorfall bedingt eine ärztliche Diagnose. Je nach Schweregrad können die drei hier vorgestellten Therapien allein oder ergänzend zur schulmedizinischen Betreuung eingesetzt werden. Besprechen Sie dies mit dem behandelnden Arzt oder Ärztin.
Feldenkrais: Neue Bewegungsmuster erlernen
Feldenkrais ist eine Methode, die Menschen ihre Bewegungsmuster bewusst macht und sie dabei unterstützt, neue Bewegungsmöglichkeiten zu erfahren. Gemäss dem Schweizerischen Feldenkraisverband orientieren sich die Therapeut*innen an der schulmedizinischen Erklärung, wonach ein Bandscheibenvorfall hauptsächlich auf Abnützungserscheinungen zurückzuführen sei.
Die Feldenkrais-Methode setzt den Fokus jedoch auf die Bewegungs- und Haltungsweise: «Bandscheibenvorfälle ergeben sich, wenn man sich über längere Zeit nicht der eigenen Struktur entsprechend bewegt hat.»
Feldenkrais macht den Menschen ihre Bewegungsmuster bewusst und unterstützt sie darin, neue Bewegungsmöglichkeiten zu erfahren.
Zu Beginn erfolgt die Behandlung in Einzelstunden. Die Therapeutin oder der Therapeut führt mit der Person zusammen eine auf sie abgestimmte Abfolge von Bewegungen aus oder bewegt sie, während die Person selbst passiv bleibt. Dabei wird die betroffene Bandscheibe geschont, wodurch sie sich erholen kann und neue Bewegungsmuster entstehen. In einem weiteren Schritt können auch Gruppenstunden sinnvoll sein, in denen das Gelernte gefestigt wird.
Osteopathie: Vieles geschieht «hands-off»
«Bandscheibenabnützungen sind weitverbreitet. Da sie nicht bei allen Menschen Probleme verursachen, müssen wir auch ungünstige Umgebungsfaktoren wie schlechten Schlaf, psychische Belastungen oder Einsamkeit als Ursachen betrachten», sagt Natascha Meuwly. Sie ist SuisseOsteo-Mitglied und betreibt in Düdingen eine Praxis für Osteopathie.
Manuelle Arbeit ist nur ein Teil der Therapie – es geht auch darum, Patientinnen und Patienten in ihrem Schmerzmanagement zu schulen.
In der osteopathischen Behandlung werden verschiedene manuelle Techniken eingesetzt, um Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern. Dazu zählen drainierende (ableitende) Techniken, die auf das umliegende Gewebe und die Entzündung einwirken, und Mobilisationen zur Anregung der lokalen Durchblutung. Die manuelle Arbeit sei jedoch nur ein Teil der Therapie, sagt Natascha Meuwly: «Als Osteopathin ist es auch meine Aufgabe, Patientinnen und Patienten in ihrem Schmerzmanagement zu schulen. Zusammen erarbeiten wir Methoden, die sie in schwierigen Phasen entlasten können.» Obwohl die Osteopathie als manuelle Therapie gilt, geschehe deshalb vieles «hands-off».
Traditionelle Chinesische Medizin: Akupunktur und Tuina-Massage
Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin gäbe es «den» Bandscheibenvorfall so nicht, sagt die Therapeutin Olivia Steiner, die im Namen des TCM-Fachverbands Schweiz Auskunft gibt. «Wir übersetzen westliche in eigene TCM-Diagnosen.» Aus dieser Sicht macht es einen grossen Unterschied, ob die Probleme akut auftreten oder chronisch sind, wo sich die Schmerzen zeigen, wie sie sich äussern und welche Begleiterscheinungen mit ihnen verbunden sind. Die Diagnosen können entsprechend unterschiedlich ausfallen. Am häufigsten lauten sie auf Qi- und Blut-Stagnation durch Fehlbelastung, Nieren-Mangel durch Überanstrengung oder das Eindringen von Wind, Feuchtigkeit und Kälte.
Aus Sicht der Traditionellen Chinesische Medizin macht es einen grossen Unterschied, ob die Probleme akut auftreten oder chronisch sind.
Die auf die Diagnose abgestimmte Behandlung will immer den Menschen als Ganzes stärken. Sie erfolgt hauptsächlich durch Akupunktur und die traditionelle chinesische Massage Tuina. Dabei lockert der Therapeut oder die Therapeutin Haut, Muskulatur und Bindegewebe, mobilisiert Gelenke und behandelt Akupunkturpunkte und Meridiane. So werden Energie- und Blutfluss harmonisiert, Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen sowie innere Organe behandelt und Disharmonien aufgelöst. Bei einem akuten Bandscheibenvorfall werden oft zuerst Fernpunkte an Beinen und Händen und danach der Rücken therapiert.
Mehr Informationen zu den drei Therapieformen
Ausführliche Angaben über die Behandlung von Bandscheibenvorfällen sowie Therapeutinnen und Therapeuten in Ihrer Nähe finden Sie bei diesen Verbänden:
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Ausführliche medizinische Informationen zum Thema «Bandscheibenvorfall» finden Sie auf der Website des Universitätsspitals Zürich.
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Bilder: Yan Krukau – Pexels.com / Schweizerischer Feldenkrais Verband SFV / Louis Dasselborne / ©Peter Maurer für TCM Fachverband Schweiz
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4 Kommentare
Guten Tag
Als Betroffene möchte ich sehr gerne ergänzen, dass bei meinem Bandscheibenvorfall (L4/5) Craniosakraltherapie Wunder gewirkt hat. V.a. auch akut, danach auch für die Langzeiterholung. Ich kann deshalb bei Bandscheibenvorfällen wärmstens empfehlen die Craniosakraltherapie auszuprobieren. Bei mir hat sie vor bereits geplanten operativen Eingriffen dazu geführt, diese absagen zu können.
Ich finde den Artikel Diskushernie sehr interessant. Ich hatte über 4 Jahre 2x einen Vorfall am LW 4 und 5. Ich habe mich auf Empfehlung einer AN-MOTherapie unterzogen. Beide Male hatte ich einen durchschlagenden und anhaltenden Erfolg. Diese Therapie gibt es in Härkingen und Grosshöchstetten, sie wird von z.T. von blinden chin. Ärzten in diesen Zentren ausgeführt.
Mir hat die Dorn/Breussmethode sehr geholfen! Ich war nacg wenigen Sitzungen schmerzfrei und habe wertvolle Begleitübungen erhalten.
Vielen Dank für Ihren Hinweis auf eine weitere manuelle Behandlungsmethode, Frau Schärer. Ausgehend von weiteren den Rückmeldungen und eigenen Erfahrungen können wir diese Therapien wärmstens empfehlen. Hilfreich daran ist, dass man dabei viel über den eigenen Bewegungsapparat erfährt. Und die oft dazugehörigen Tipps zur Selbsthilfe verleihen zusätzliche Sicherheit im Umgang mit Beschwerden.