Startseite Interviews «Wir haben noch viele Aufgaben, die wir anpacken wollen.»

«Wir haben noch viele Aufgaben, die wir anpacken wollen.»

von Redaktion Millefolia
Edith Graf-Litscher

Sie sind seit der Gründung des Dakomed im Präsidium. Was wurde erreicht, seit der Verfassungsartikel vor zehn Jahren eingeführt wurde?
Volk und Stände haben den Verfassungsartikel für Komplementärmedizin vor zehn Jahren mit einer Zweidrittels-Mehrheit angenommen. Die Schaffung des Verfassungsartikels für Komplementärmedizin war der erste grosse Schritt. Der zweite Schritt war die Umsetzung der Kernforderungen in Gesetzen und Verordnungen. Der Dachverband Komplementärmedizin hat eng mit dem Departement des Innern und den Behörden zusammengearbeitet. Auch wurden viele Gespräche im Parlament geführt. Die parteipolitisch breit abgestützte parlamentarische Gruppe Komplementärmedizin, welche der Zuger FDP Ständerat Joachim Eder und ich präsidieren, hat viel zum Erfolg beigetragen. Konkret haben wir folgende Punkte erreicht:

  • Die ärztlichen Leistungen der Komplementärmedizin wurden definitiv in die Grundversicherung aufgenommen.
  • Im Medizinalberufegesetz wurde die Verpflichtung aufgenommen, dass sich alle Ärztinnen, Apotheker und Tierärzte in der Ausbildung Grundwissen über die Methoden der Komplementärmedizin aneignen müssen.
  • Es wurden zwei eidgenössisch anerkannte Berufsabschlüsse geschaffen, für nichtärztliche Alternativmedizin und für Komplementärtherapeutinnen.
  • Im Heilmittelgesetz gibt es zahlreiche neue Möglichkeiten, komplementärmedizinische und pflanzliche Arzneimittel vereinfacht zuzulassen.

Als dritter Schritt kommt der Vollzug. Aufgrund der gemachten Erfahrungen gibt es oft Anpassungsbedarf auf Verordnungsebene. Daran arbeiten wir aktuell.

Gerade bei der Medikation bietet die Komplementärmedizin viele Chancen, um Nebenwirkungen zu vermeiden.

Viele Ziele sind erreicht. Wozu braucht es den Dachverband Komplementärmedizin in Zukunft noch?
Wir haben noch viele Aufgaben, die wir anpacken wollen. Gerne nenne ich ein paar Beispiele.
Wir setzen uns dafür ein, dass die Integrative Medizin, die enge Zusammenarbeit von Schul- und Komplementärmedizin, sich breiter durchsetzt, und zwar zwischen Ärztinnen und Ärzten, aber auch mit Fachpersonen der Komplementärmedizin. Die interprofessionelle Zusammenarbeit wird immer wichtiger. Nachholbedarf besteht in Spitälern, in Alters- und Pflegeheimen, aber auch bei der Spitex. Im Spitalbereich haben wir die Gründung des Vereins Integrative Kliniken angestossen, mit dem wir eng zusammenarbeiten. Wir führen derzeit Gespräche, um einen Verein für die Alters- und Pflegeheime zu gründen. Das Miteinander statt das Gegeneinander muss im Vordergrund stehen.

Generell ist das Gesundheitswesen in einem grossen Wandel. Die Menschen werden immer älter und haben öfter mehrere Krankheiten gleichzeitig. Gerade bei der Medikation bietet die Komplementärmedizin viele Chancen, um Interaktionen und Nebenwirkungen zu vermeiden.
Ich bin überzeugt, dass es mehr wissenschaftliche Forschung im Bereich der Komplementärmedizin braucht. Es gab bereits einmal ein Nationales Forschungsprogramm für Komplementärmedizin (NFP 34). Es sollte doch mit einem Verfassungsartikel möglich sein, ein nächstes Forschungsprogramm zu starten!
Bei den nichtärztlichen Therapeuten wünschen wir sicherzustellen, dass die Kantone die nationalen Diplome anerkennen. Gleichzeitig braucht es flexible Übergangsregelungen für alle Therapeutinnen, die kein nationales Diplom erwerben können oder wollen. Auf Kantonsebene ist auch die Arzneimittelabgabe der Therapeuten der Alternativmedizin zu regeln. Vorgängig muss aber die Heilmittelbehörde Swissmedic eine entsprechende Arzneimittelliste publizieren. So steht es im Heilmittelgesetz. Swissmedic haben wir einen Umsetzungsvorschlag unterbreitet, den wir nächstens mit der Behörde besprechen.

Wir wissen, dass sich Menschen, die sich für Komplementärmedizin interessieren, gesünder verhalten.

Die Digitalisierung ist eine Realität, auch im Gesundheitswesen. Komplementärmedizin muss Teil der Digitalisierung sein. Diese soll dazu führen, dass die Gesundheitsfachpersonen ihre Entscheide auf besseren Grundlagen fällen können. Die Digitalisierung soll die Gesundheitsfachpersonen entlasten und nicht belasten. Das Ziel muss es sein, dass wieder mehr Zeit für Patientengespräche zur Verfügung steht.
Wir wissen, dass sich Menschen, die sich für Komplementärmedizin interessieren, gesünder verhalten. Wir möchten die Selbstkompetenz der Bevölkerung erhöhen. Dies ist gerade für junge Personen und Eltern von Kleinkindern wichtig, die dieses Wissen vielleicht noch nicht haben.

Wie wollen sie die Bevölkerung informieren?
Es wird immer schwieriger, mit positiven Themen wie Komplementärmedizin in die Medien zu kommen. Wir haben deshalb entschieden, mit Millefolia.ch ein eigenes Infoportal zu starten, in dem wir die vielfältigen Möglichkeiten der Komplementärmedizin zeigen. Es ist uns wichtig, die Vorteile, aber auch die Grenzen der sanften Medizin aufzuzeigen.

Edith Graf-Litscher wurde 2005 für die SP des Kantons Thurgau in den Nationalrat gewählt. Sie ist Präsidentin der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) und Mitglied des Büros des Nationalrates. Seit 2010 ist sie im Präsidium des Dachverbands Komplementärmedizin und leitet das Komitee Thurgau.
Sie ist u. a. Präsidentin von Glasfasernetz Schweiz und der Carnegie-Stiftung für Lebensretter.

 

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