Startseite Therapien und Methoden Die komplementäre Heilkraft von Zimt

Die komplementäre Heilkraft von Zimt

von Redaktion Millefolia

Von Peter Wäch

Zimt ist weit mehr als nur ein Gewürz, es kommt als Heilmittel und Aromastoff zum Einsatz, so auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Alexandra Nievergelt ist promovierte Molekularbiologin und TCM-Therapeutin. Sie weiss um die heilende Wirkung von Zimt und wie er in der Komplementärmedizin eingesetzt wird, um seine vielen Möglichkeiten zu entfalten.

Es sind vor allem die Rinde und die feinen Ästchen beim Zimt, die als Gewürz, Heilmittel oder Aromastoff verwendet werden. Der Handel bietet sie als Rollen an, die Zimtstangen kennen bereits kleine Kinder. Es gibt Zimt aber auch als Bruch oder Pulver, als ätherisches Öl, in Kapselform oder auf Basis von Extrakten (Oleoresin). Die Verwendung von Zimt ist mannigfaltig. Ob Magenbitter, Zahnpasta, Kaugummi oder Kosmetika – Zimt ist ein Dauerbrenner und fehlt auch in der Küche und insbesondere beim Backen nicht.

Das Gewürz wird seit über 2000 Jahren auch als Heilmittel eingesetzt.

«In der Traditionellen Chinesischen Medizin ist Zimt unverzichtbar und wird deshalb schon lange in individuellen Mixturen verwendet», das sagt Alexandra Nievergelt, die viel Erfahrung mit dem Mehrfachkönner hat und sie ergänzt, «das Gewürz kommt seit über 2000 Jahren auch als Heilmittel zum Einsatz». Es gibt Dokumente, die den vielfältigen Nutzen von Zimt bis in die Zeit 200 n.Chr. belegen. Die TCM-Therapeutin weiss zudem: «Zimt ist wärmend, es erhellt die Stimmung und regt die Verdauung an.»

Fundierte Anamnese für die richtige Dosis

Zimt als Heilmittel erwärmt die Stimmung.

Alexandra Nievergelt verwendet Zimt vorwiegend für individuelle Mixturen in der Phytotherapie: «Es ist wichtig, eine fundierte Anamnese durchzuführen, damit eine gezielte Dosis für Patientinnen und Patienten gefunden werden kann.» Es ist einleuchtend, dass Zimt für Kältetypen geradezu geeignet ist. Alexandra Nievergelt gibt hier aber zu bedenken, dass sich ein solcher Zustand immer wieder verändern kann: «Gerade Frauen entwickeln in der Menopause mehr Wärme und müssen daher achtgeben bei der Einnahme von Zimt.»

Zimt hilft bei Glieder- und Muskelschmerzen und wirkt entzündungshemmend.

Auch im Westen gilt Zimt als harntreibend (diuretisch), fiebersenkend (antipyretisch), schmerzlindernd (analgetisch) und als hustenlindernd (antitussiv). Es soll aber auch desinfizierende, krampflösende und beruhigende Wirkung haben und die Durchblutung fördern. Ist eine Erkältung im Anmarsch, empfiehlt Alexandra Nievergelt das wohlriechende Gewürz ebenfalls: «Zimt hilft bei Glieder- und Muskelschmerzen und wirkt entzündungshemmend.»

Komplementärbehandlung bei Covid-19

TCM-Expertin Nievergelt greift bei der Komplementärbehandlung der Infektionskrankheit Covid-19 oder bei Long-Covid explizit auf Zimt zurück. «Es ist bekannt, dass das Coronavirus auch das Verdauungssystem oder die Gefässe angreifen kann, so die Therapeutin, «hier ist Zimt eine gute Wahl, denn es wird schon lange Zeit als Hausmittel bei Sodbrennen, Blähungen oder Durchfall eingesetzt.» Gerade für Risikopatienten mit einem hohen BMI könnte Zimt eine Art Zauberformel sein, denn der Inhaltsstoff Methylhydroxy-Chalcone-Polymer (MHCP) soll insulinähnliche Wirkung haben und somit den Blutzuckerspiegel senken.

Ob bei der Geburtseinleitung oder zum Abnehmen – Wo Zimt mithelfen kann:

  • Zimt kann das Herz zu schützen, indem er die Triglycride (Fettart im Blut) und den Cholesterinspiegel senkt.
  • Zimt kann den Blutdruck senken, was sich auch günstig aufs Herz auswirkt.
  • Zimt kann den natürlichen Regelzyklus bei Frauen wiederherstellen.
  • Zimt regt die Durchblutung an und schützt den Körper dank seiner vorhandenen Antioxidantien vor Zellschäden durch freie Radikale.
  • Zimt kann auch eine Hilfe zur Geburtseinleitung sein.
  • Zimt wirkt antimikrobiell, also gegen vielerlei Pilze, Viren und Bakterien.

Achtung: Zimt sollte niemals während der Schwangerschaft angewendet werden und auch nicht bei Kleinkindern.

Zimt regt den Organismus an

Zimt und Citrus sind oft Inhaltsstoffe der Aromatherapie.

Der chinesische Cassia-Zimt enthält den Stoff Kumarin (Vitamin K-Antagonist), der eine blutverdünnende Wirkung hat, darum wird vor einer Überdosis gewarnt. Der Ceylon-Zimt ist hier ausgenommen. Alexandra Nievergelt gibt bei der Tagesdosis von Zimt Entwarnung: «Die Empfehlung liegt bei maximal 2 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Ein Zuviel würde sich zudem durch Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen bemerkbar machen.» Da Zimt auch anregend sein kann, ist es für Schlechtschläfer sicher ratsam, vor dem Zubettgehen darauf zu verzichten.

Zimt wirkt antimikrobiell und wärmend und kann als Raumduft, Badezusatz oder schmerzlinderndes Mittel verwendet werden.

Die Drogistin Tina Wüthrich ist auch Aromatherapeutin und nutzt die Kraft von Zimt ebenso vielfältig. Sie verweist auch auf die sehr alte Tradition: «Zimt wirkt antimikrobiell und wärmend und kann als Raumduft, Badezusatz oder schmerzlinderndes Mittel genutzt werden.» In der Aromalehre präferiert die Therapeutin den Ceylon-Zimt. Zur äusseren oder olfaktorischen Anwendung kommt der Zimt stark verdünnt in Ölmischungen oder Cremes vor. «Der Zimtaldehyd-Gehalt beträgt 75% und gehört zu den kraftvollsten Inhaltsstoffen der Aromatherapie, weshalb er maximal zu 0.5% bis 1% in Mischungen enthalten sein sollte. Zimtaldehyd wird etwas weniger hautreizend, wenn man ihn mit Citrus-Essenzen mischt und es rundet den Geruch ab», führt Tina Wüthrich aus.

Wirkung von Zimt auf die Psyche

Wie Alexandra Nievergelt, weist auch Tina Wüthrich darauf hin, dass Zimt aufgrund seiner vielfältigen Inhaltsstoffe nicht nur ein «Aufwärmer» ist und das Immunsystem stärkt, sondern auch Neurotransmitter und Dopamin in Stellung bringt, die wiederum die Stimmung heben. Tina Wüthrich weiss: «Bei vielen meiner Kundinnen und Kunden weckt der Geruch Erinnerungen an Weihnachten, das im limbischen System verankert ist und oft mit guten Gedanken einhergeht.»


Alexandra Nievergelt

Alexandra Nievergelt ist diplomierte TCM-Therapeutin mit einem Doktorabschluss in Molekularbiologie. Sie führt eine eigene Praxis in Bern und ist als Fachexpertin TCM für die Apotheke Dr. Noyer in Bern tätig.

 

 

Tina Wüthrich

Tina Wüthrich ist Drogistin und diplomierte Aromatherapeutin. Sie arbeitet in der Berner Filiale der Apotheke Noyer in Bern.

 


Bilder: Pixabay, zvg

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