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Was hilft bei Nacken- und Rückenschmerzen?

von Redaktion Millefolia
Rückenschmerzen

Von Peter Wäch

Nacken- und Rückenprobleme und damit einhergehende Schmerzen gelten als Volkskrankheit. Gerade Rückenschmerzen sind weit verbreitet und sie betreffen alle Altersgruppen. Doch es gibt Vorsorge wie Auswege aus der täglichen Pein, wie uns drei Expertinnen der Methoden Feldenkrais, Alexander Technik und Struktureller Integration aufzeigen.

Reden wir von Prophylaxe bei Nacken- und Rückenbeschwerden, so ist die Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit ein wichtiger Schlüssel für eine bessere Beweglichkeit. Doch wie gut nehmen wir unseren Körper wahr und wie gut sind wir in der Lage, seine Signale richtig zu interpretieren? Was kann ich tun, damit es erst gar nicht zu chronischen Leiden kommt und was, wenn der Rücken und Nacken bereits schmerzen?

Weniger Rückenschmerzen durch Feldenkrais-Methode

Annatina Escher Koromzay

Annatina Escher Koromzay

Annatina Escher Koromzay, Präsidentin Schweizerischer Feldenkrais Verband (SFV), Komplementärtherapeutin mit eidg. Diplom, Supervisorin, Organisationsberaterin
Die Feldenkrais-Methode eignet sich für alle Arten von Nacken- und Rückenschmerzen, sie wirkt spannungsregulierend und kann ein Umlernen von Haltungs- und Bewegungsmustern anstossen. Dafür nutzen wir die Selbstwahrnehmung, wir üben bewusstes Erspüren.  Wir beobachten gemeinsam mit den Klientinnen und Klienten ihre Bewegungsgewohnheiten. Wir achten darauf, was sich ungünstig auswirkt und kreieren neue, günstigere Varianten. Dabei orientieren wir uns an der Biomechanik, an den Möglichkeiten des menschlichen Skeletts. Wir haben keine Vorstellung von richtig oder falsch, sondern versuchen Vielfalt (mehrere Varianten) in die Bewegungs- und Haltungsmuster zu bringen.

Es ist wichtig, Abwechslung zu schaffen. Dafür braucht es Varianten und zunächst eine gut geübte Selbstwahrnehmung.

Der Fokus liegt nicht unbedingt auf der schmerzenden Stelle, der Körper wird als ganzes, zusammenhängendes System wahrgenommen. So wirkt sich die Position der Füsse beim Sitzen auf den ganzen Menschen aus, auch auf die Haltung von Kopf und Schulter. Es kann also Erleichterung bringen, wenn die Füsse anders platziert werden. Es ist wichtig, Abwechslung zu schaffen. Dafür braucht es Varianten und zunächst eine gut geübte Selbstwahrnehmung. Die Differenzierung von Bewegungen, also z.B. die Unabhängigkeit der Bewegungen des Kopfes von denjenigen der Augen ist ein weiteres wichtiges Werkzeug, um mehr Freiheit im Bewegen zu erlangen. Die Feldenkrais Methode initiiert Lern- und Veränderungsprozesse, die, wenn sie nachhaltig sein sollen, ihre Zeit dauern.

Ein kleines Feldenkrais-Experiment

Setzen Sie sich bequem hin, ohne anzulehnen. Lassen Sie Ihren Kopf einige Male gemütlich nach links und rechts drehen, und achten Sie darauf, was Ihre Augen machen: gehen sie mit, oder bleiben sie an Ort? Drehen Sie nun den Kopf weiterhin auf beiden Seiten, lassen Sie dabei aber bewusst ihre Augen immer nach vorne schauen. Machen Sie Pause indem Sie die Augen wieder mit dem Kopf mitgehen lassen.

Probieren Sie anschliessend aus, die Augen in die entgegengesetzte Richtung des Kopfes zu bewegen: der Kopf dreht nach links, die Augen gucken nach rechts und umgekehrt. Spielen Sie mit den verschiedenen Varianten, spüren Sie nach, wie sie wirken. Als Pause lassen Sie immer wieder Kopf und Augen in die gleiche Richtung gehen.

Mit Rolfing und Struktureller Integration Fehlhaltungen korrigieren

Theres Maibach

Theres Maibach

Theres Maibach, Präsidentin IDA Verband für Rolfing & Strukturelle Integration 
Viele Klienten, die zu uns kommen, leiden an chronischen Nacken- und Rückenbeschwerden. Durch sitzende Tätigkeiten, etwa am Computer oder beim Starren auf Smartphones, ist die «Kopf-nach vorne-Haltung» alltäglich geworden. Die Nackenmuskeln verkrampfen sich, wenn wir dabei das Kinn nach vorne schieben. Es ist wichtig, mehr Bewusstsein zu schaffen, was diese belastende Haltung angeht. Fakt ist, dass sich die Faszien – das Bindegewebe – verkleben, je länger man seinen Alltag in falschen, gleichbleibenden Positionen bewerkstelligt und so die Haltungsmuster zementiert.

Strukturelle Integration löst die Faszien voneinander und stellt so die Gleitfähigkeit zwischen den einzelnen Faszienschichten wieder her.

Die Strukturelle Integration richtet den Körper von A bis Z neu aus. Fehlhaltungen werden vermindert und ein neues Körpergefühl entwickelt. Strukturelle Integration löst die Faszien voneinander und stellt so die Gleitfähigkeit zwischen den einzelnen Faszienschichten wieder her. Durch die Therapie wird der Körper besser in der Schwerkraft ausgerichtet und damit Belastungszonen vermindert oder eliminiert.

Durch sitzende Tätigkeiten kann sich die Nackenmuskulatur verkrampfen.

Nebst diesem körperlichen «Reset» gehört auch eine Wahrnehmungsschulung für den Alltag zur Therapie, sei es im Sitzen, Laufen oder Stehen. Am Beispiel einer Patientin wird deutlich, dass man mit gezielter Wahrnehmungsschulung auch eine schnelle Linderung herbeiführen kann: Eine Klientin starrte während der Bildschirmarbeit immer unter ihrer Brille durch, was zur Folge hatte, dass sie die Nackenmuskulatur permanent anspannte. Hier unterstützt die Therapeutin das Bewusstsein der Klientin in Bezug auf ihre Haltung und übt mit ihr eine gesunde Haltung ein.

Gewohnheiten verändern mit der AlexanderTechnik

Theres Maibach

Sonja Baumann-Künzler

Sonja Baumann-Künzler, Präsidentin SBAT/APSTA, Schweizerischer Berufsverband der AlexanderTechnik 
In einer AlexanderTechnik-Sitzung lenken wir die Achtsamkeit auf Gewohnheiten und Muster. Unsere Klienten sind von Beginn an aufgefordert, sich selbst gut zu beobachten. Die Klienten erfahren mit Unterstützung einer Therapeutin, wo sie sich nicht guttun. Gemeinsam finden sie Wege, wie diese ungünstigen Gewohnheiten verändert werden können. Gleichzeitig werden nach vorteilhaften Verhaltens- und Denkweisen gesucht.
Die feinen Berührungsimpulse der Therapeuten, begleitet mit Anleitung und Gespräch, ermöglichen es den Klienten neue Erfahrungen zu machen, sich auf eine neue, vorteilhaftere Weise kennen zu lernen. Immer ist das Ziel der Sitzung, diese Neuerfahrungen in den Alltag mitzunehmen und dort zu etablieren.

Es ist für mich immer wieder erstaunlich und erfreulich, wie schnell junge Menschen fähig sind, ihre Muster zu verändern und wie schnell sich dabei ihre Beschwerden verbessern.

Das Wirkungsfeld der AlexanderTechnik ist breit. Nebst Einzelsitzungen aufgrund von Beschwerden, wird sie auch präventiv eingesetzt. Sei dies in der Theater- oder Tanzkompanie, in Unternehmen, direkt am Arbeitsplatz oder auch mit Kindern und Jugendlichen in der Schule.

Rücken- und Nackenschmerzen können durch die Körperhaltung am Smartphone ausgelöst werden.

Gerade bei Jugendlichen macht es Sinn, sie auf ihre unvorteilhaften Körpermuster aufmerksam zu machen. In meiner Praxis zeigt sich, dass Heranwachsende vermehrt über Rücken- und Nackenschmerzen, sowie über Konzentrationsschwierigkeiten und Kopfschmerzen klagen. Dies könnte auf die vermehrte Bildschirmarbeit und auf die Körperhaltung am Smartphone zurückzuführen sein. Jugendliche entwickeln dabei eine Gewohnheit, wie sie z.B. ihren Kopf in Bezug zum Rumpf platzieren. Meist ist dieser vorgeschoben und eingezogen, gleichzeitig schieben sie im Stehen das Becken vor und drücken die Knie durch. Es ist für mich immer wieder erstaunlich und erfreulich, wie schnell junge Menschen fähig sind, ihre Muster zu verändern und wie schnell sich dabei ihre Beschwerden verbessern.


Fotos: zvg, pexels, pixabay, unsplash

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1 Kommentar

Annelies Nef-Nyffeler 4. November 2022 - 10:40

Die Feldenkreis Methode leuchtet mir sehr ein. Ich habe in meiner Ausbildung zur dipl. Krankenschwester AKP schon vor 60 Jahren am Rande davon gehört. Leider hat sich dann die Schulmedizin, Technik auch in der Pflege immer stärker gemacht und die Naturheilkunde an den Rand gedrängt.

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