Der Markt mit Vitamin- und Mineralstoffpräparaten boomt, Nahrungsergänzungsmittel werden im Internet und im Supermarkt angepriesen. Die Mikronährstoffe erfüllen wichtige Funktionen im Körper, ihre Anwendung sollte nicht fahrlässig, sondern mit Beratung von Fachpersonal erfolgen. Millefolia führt die wichtigsten Supplemente (Nahrungsergänzungen) und ihren Nutzen auf.
von Lisa Heyl
Vitamine und Mineralstoffe sind nicht harmlos
Die Regale in den Supermärkten sind voll von Vitamin- und Mineralstoffpräparaten, und im Internet gibt es noch mehr davon. Das weckt den Anschein, diese Produkte könnten bedenkenlos eingenommen werden. Aber Vorsicht: Auch vermeintlich harmlose Nahrungsergänzungsmittel können Gefahren bergen. Gefahren, die Fachpersonen richtig einschätzen können. Denn diese wissen, wie Vitamine und Mineralstoffe richtig dosiert werden und wie lange jemand sie einnehmen sollte.
Den Bedarf von Drogerie, Apotheke oder Hausarzt abklären lassen
Auf eigene Faust dosieren ist keine gute Idee, denn eine Überdosierung kann Folgen haben: Fettlösliche Vitamine wie Vitamin A lagern sich im Körper ab. Das kann zum Beispiel in der Schwangerschaft gefährlich werden. Zu viel Vitamin A oder Vitamin D kann etwa Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen hervorrufen oder der Leber schaden. Wasserlösliche Vitamine wie Vitamin C scheidet der Körper aus, wenn er zu viel davon bekommt.
Es ist wichtig, vor der Einnahme eines Präparats den Bedarf abzuklären.»
Sie fügen ihm so zwar keinen Schaden zu, eine Überdosierung ist aber trotzdem sinnlos. Daher ist es wichtig, vor der Einnahme eines Präparats den Bedarf abzuklären, am besten beim Hausarzt oder im Fachgeschäft wie der Drogerie oder Apotheke. Neben der Fachberatung garantieren diese auch gute Qualität, was gerade bei Präparaten aus dem Internet oft nicht der Fall ist. Wer im Internet kauft, weiss nicht immer, ob wirklich drin ist, was draufsteht – beispielsweise können Verunreinigungen oder Fremdstoffe in einem Produkt enthalten sein. Die Präparate im Fachhandel hingegen sind vom Bundesamt für Gesundheit respektive vom Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic geprüft.
Es gibt Vitamin- und Mineralstoffpräparate in allen möglichen Kombinationen und für alle möglichen Anwendungen. Wir haben die Wichtigsten für Sie zusammengestellt:
Vitamin D
Vitamin D, eigentlich ein Hormon, kann der Körper selbst bilden. Dazu benötigt er die UV-B-Strahlen aus dem Sonnenlicht. Vitamin D ist wichtig für die Knochenstruktur und -funktion und entscheidend für die Muskelgesundheit. Zudem steuert es die Zellteilung und stärkt das Immunsystem. Da Vitamin D bei der Einlagerung von Kalzium in den Knochen hilft, begünstigt ein Mangel Osteoporose (Abbau von Knochenmasse und -dichte), was zu brüchigen Knochen führt. Ein Mangel zeigt sich zum Beispiel durch Müdigkeit, Erschöpfung, Infektanfälligkeit oder verminderte Muskelkraft.
Eine Supplementierung ist wichtig für
- Säuglinge ab der zweiten Lebenswoche bis zum dritten Geburtstag
- Menschen über 65, nach Absprache mit dem Arzt
- bei nachgewiesenem Vitamin-D-Mangel
Bitte beachten: die korrekte Dosierung einhalten, da das fettlösliche Vitamin im Körper gespeichert wird.
Vitamin B12
Vitamin B12 entsteht im Verdauungstrakt von Tieren und ist deshalb nur in tierischen Lebensmitteln enthalten. Der menschliche Organismus speichert es, sodass sich ein Mangel meistens langsam entwickelt. Einige Schäden eines B12-Mangels sind irreversibel. Deshalb ist eine möglichst frühe Erkennung wichtig. Insbesondere Menschen, die vegan leben, also keinerlei tierische Produkte essen, sollten ihren B12-Spiegel regelmässig kontrollieren lassen.
Eine gute Versorgung mit Vitamin B12 ist so wichtig, da es für die Zellteilung, zum Beispiel bei der Bildung und Reifung roter Blutkörperchen, dem Aufbau der Nervenzellen im Rückenmark sowie viele Reaktionen im Eiweiss- und Nukleinsäure-Stoffwechsel verantwortlich ist. Müdigkeit, Blutarmut oder auch Stressanfälligkeit können auf einen Mangel an Vitamin B12 hindeuten, da es für die Blutbildung und das Nervensystem wichtig ist.
Eine Supplementierung ist wichtig für
- vegan lebende Menschen
- mit einem nachgewiesenen Mangel. Besonders anfällig sind vegetarisch lebende und ältere Menschen. Im Alter sinkt die Fähigkeit, das Vitamin aufzunehmen.

Eine Nährstoffergänzung kann wichtig sein für Vegetarier und Veganerinnen.
Wertvolle Vitamine und Mineralstoffe aus der Nahrung
In der Nahrung enthaltene Vitamine und Mineralstoffe erreichen nicht zu 100 Prozent den Ort im Körper, wo sie benötigt werden. Den Anteil eines aufgenommenen Nährstoffs, der dort landet, wo er wirken sollte, bemisst man mit der Bioverfügbarkeit. Je mehr und je schneller Nährstoffe ans Ziel gelangen, desto höher ist ihre Bioverfügbarkeit.
Dass der Körper nicht alle Nährstoffe verwertet, liegt zum Teil daran, dass sie nicht von den Darmzellen aufgenommen und sofort ausgeschieden werden, oder dass sie nach der Aufnahme direkt verstoffwechselt werden. So behindern insbesondere schwer verdauliche pflanzliche Zellwände das Freisetzen von Nährstoffen aus Obst, Gemüse und Getreide und vermindern damit die Verfügbarkeit im Körper. Durch Kochen oder Garen kann diese verbessert werden.
Folat oder Folsäure
Folat oder Folsäure ist ein wasserlösliches Vitamin der B-Gruppe. Es ist wichtig für das Wachstum und die Vermehrung von Zellen, für die Bildung von roten und weissen Blutkörperchen, und es ist beteiligt am Aufbau von DNA sowie genetischem Material.
Eine Supplementierung ist wichtig für
Frauen, die schwanger werden wollen, sowie Schwangere. Ist die werdende Mutter nicht ausreichend mit Folsäure versorgt, kann die Entwicklung des Embryos gestört und das zentrale Nervensystem geschädigt werden. Es kann zu schweren Fehlbildungen von Wirbelsäule, Rückenmark und Gehirn kommen. Da solche Fehlbildungen früh in der Schwangerschaft passieren, ist es wichtig, schon davor Folsäure zu nehmen. Da die Antibabypille eine «Folsäureräuberin» ist, sollten Frauen nach dem Absetzen der Pille besonders auf eine ausreichende Versorgung achten.

Nüsse enthalten neben wertvollen Fettsäuren auch Vitamin B12 und Eisen.
Eisen

Schüssler-Salze können als Booster bei der Nährstoffaufnahme wirken.
Das Spurenelement Eisen kommt in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor. Es wird im Körper unter anderem für den Sauerstofftransport und für den Stoffwechsel benötigt. Ein Eisenmangel kann sich unter anderem durch Blutarmut, Müdigkeit und Blässe zeigen. Betroffen sind primär Frauen, zum einen wegen der Menstruation, zum anderen ist der Bedarf in Schwangerschaft und Stillzeit erhöht. Ein vermuteter Mangel sollte beim Arzt mit einem Blutbild abgeklärt werden.
Eine Supplementierung ist wichtig bei
- nachgewiesenem Mangel
- in der Schwangerschaft und Stillzeit
Wichtig: Eisenpräparate können zu Verstopfung, Durchfall, Übelkeit oder Bauchweh führen, vor allem, wenn sie zu hoch dosiert werden. Vitamin C und die Vitamine der B-Gruppe begünstigen die Aufnahme von Eisen, Kaffee und Schwarztee hemmen sie. Darum Eisenpräparate immer mit etwas Abstand zu den Mahlzeiten einnehmen. Schüssler-Salze können als Booster wirken. Auch hier gilt wie bei allen Supplementen: Lassen Sie sich im Fachgeschäft oder beim Arzt beraten.
Avitaminose: Vitaminmängel mit schweren Folgen
Nimmt jemand ein Vitamin über einen längeren Zeitraum gar nicht zu sich, führt dies zu einer Avitaminose. Sie kann zu schweren Schäden bis zum Tod führen. Solche extremen Fälle kommen beispielsweise bei Mangel- oder Fehlernährung in Entwicklungsländern vor.
Beispiele:
- Anämie (Blutarmut) bei fehlendem Vitamin B12 und Folsäure
- Rachitis (Erkrankung der Knochen im Kindesalter) bei fehlendem Vitamin D3
- Nachtblindheit bei fehlendem Vitamin A
- Skorbut (Zahnausfall, Blutungen, Zahnfleischentzündung) bei fehlendem Vitamin C
- Beriberi (Muskelschwund, Nervenlähmung, Herzinsuffizienz) bei fehlendem Vitamin B1
Quellen und weiterführende Literatur:
- Schweizerischer Drogistenverband
- Hermann Bichsel, Sandra Horlacher: Ernährung/Erfahrungsmedizin/Salutogenese 2/2, Lehrmittel Drogistin EFZ / Drogist EFZ – Careum Verlag, Nachdruck 2015
- Sandra Flory: Verborgener Hunger (PDF-Download) – Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift, 2019
- Hans Konrad Biesalski: Vitamine, Spurenelemente und Minerale – Georg Thieme Verlag, 3. Auflage 2024
- pharmawiki.ch
- www.5amtag.ch
Vitamine und Mineralstoffe zum Nachtisch
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Bilder: Redaktion Millefolia mit Freepik.com AI-Generator (Bilder 1 bis 3) / Freepik.com / Ewa Raymond – Pexels.com / Andreas Obinger – Pixabay.com
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3 Kommentare
Ich nahm über etwa 3 Monate hochdosiertes Vitamin B6 von Burgerstein für die Nerven. Bei der späteren Blutkontrolle ergab sich dann eine massive Überdosierung von über 1000; das bewog mich, damit wieder aufzuhören und nun sehr sorgfältig mit selbst gekauften Nahrungsergänzungsmitteln umzugehen!
Mein Mann (80 J.) und ich (76 J.) nehmen seit vielen Jahren regelmässig Vit. C und andere Nahrungsergänzungsmittel ein und sind sehr selten krank. Wir hatten beide kurze Covid-Episoden, sind aber nicht geimpft und hatten seither keine Grippe mehr. Wenn der Vit. D-Spiegel vom Arzt getestet wird, sollte unbedingt auch das Parathormon kontrolliert werden. Wenn dieses in der Norm liegt, ist keine zusätzliche Vit. D-Gabe notwendig. (*) Daneben ist natürlich eine gesunde, möglichst biologische Ernährung mit Rohkost, viel Grünem und ausreichend Bewegung notwendig. Wir gehen regelmässig im Wald spazieren und machen Wanderungen in den Bergen.
* Quelle: Dr. Friedrich P. Graf („Gesunde Rebellion – Homöopathie als Basismedizin“, sprangsrade verlag)
Ja, Vitamine (und Mineralstoffe, Spurenelemente; sowie eine ausgewogene Zufuhr an Makronährstoffen!) sind wichtig.
Allerdings hat es in Nahrungsergänzungsmitteln kein Vitamin A mehr drin; das ist seit der Verordnungsänderung „Stretto 3“ (in Kraft seit 1.7.2020 – Übergangsbestimmungen abgelaufen) nicht mehr erlaubt. In Nahrungsergänzungsmitteln wird für die Vitamin A Versorgung Beta-Carotin eingesetzt. Damit ist die Hypervitaminose A nicht möglich.
Weswegen Vitamin D nur bis zum 3. Lebensjahr wichtig sein soll, leuchtet nicht ein. Der Knochenstoffwechsel braucht Vitamin D – das Längenwachstum ist erst nach der Pubertät abgeschlossen. Gerade im Altersbereich 13 – 18 Jahre ist der Vitamin D Bedarf noch höher, als bei Erwachsenen.