von Andreas Krebs
In Asien gelten sie als eines der wichtigsten Mittel zur Stärkung des Menschen: Vital- oder Medizinalpilze. Und auch bei uns werden sie immer öfter eingesetzt, so etwa im Kantonsspital Baden.
Lucia Meier* lacht wieder; sie geniesst das Leben. Auch dank den Vitalpilzen, ist sie überzeugt. Vor zwei Jahren wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Im Kantonsspital Baden (KSB) wurde sie erfolgreich therapiert, mittels Operation und Antihormontherapie. Doch danach fühlte sie sich öfter depressiv verstimmt; ausserdem litt sie an Gelenkschmerzen und nahm stark zu. Die Ärzte rieten ihr zu einer Konsultation bei der TCM-Therapeutin Sarah Diez.
Der Reishi beruhigt und hat eine positive Wirkung auf die Psyche.
Sarah Diez akupunktierte Lucia Meier nicht nur, sondern verschrieb ihr auch Vitalpilze: den Champignon und den Reishi. «Der Reishi beruhigt und hat eine gute Wirkung auf die Psyche. Zudem hilft er bei Schmerzzuständen und stärkt das Immunsystem», erklärt die Heilpraktikerin. «Der Champignon ist speziell bei hormonabhängigen Tumoren angezeigt.»
Vitalpilze stärken das Immunsystem
Ein besonders wichtiges Ziel bei ehemaligen Krebspatientinnen sei die langfristige Stärkung der Abwehrkräfte, sagt Sarah Diez. «Um Rezidiven, also einem Wiederauftreten der Krankheit, vorzubeugen.» Seit rund fünf Monaten nimmt Lucia Meier die Vitalpilze. Seither hat sie weniger Infekte. Auch gehe es ihr psychisch besser und die Gelenkbeschwerden seien nicht mehr so schlimm, sagt sie. Doch wie ist das möglich?
Pilze sind reich an für den Menschen wertvollen Inhaltsstoffen: Antioxidantien, Di- und Triterpene, Aminosäuren, auch die essenziellen; an Mineralstoffen, unter anderem Kalium und Magnesium, Spurenelementen, auch essenziellen wie Mangan und Selen, sowie an sämtlichen B-Vitaminen. Und in der Sonne trocknend, reichern Pilze Vitamin D an.
Zu den pharmakologisch besonders interessanten Inhaltsstoffen zählen die Polysaccharide, die Mehrfachzucker. Gründlich erforscht sind die Beta-Glucane. Sie haben eine stark stimulierende Wirkung auf das Immunsystem, indem sie die Makrophagen aktivieren. Diese sorgen dafür, dass schädliche Bakterien, Pilze oder Krebszellen erkannt und vernichtet werden.
Die Vitalpilz-Therapie
Vitalpilze kann man zwar auch in der Drogerie oder Apotheke beziehen und selbst anwenden. Für eine gezielte Therapie empfiehlt sich aber die Konsultation bei einer Therapeutin mit Weiterbildung in Mykotherapie. Viele Therapeutinnen und Therapeuten der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) arbeiten mit Vitalpilzen. Im Rahmen der TCM werden Vitalpilze von der Krankenkasse vergütet. Verzeichnisse diplomierter Mykotherapeutinnen und -therapeuten führen die Gesellschaft für Vitalpilzkunde Schweiz und der Fachverein Vitalpilzkunde Schweiz.
Medizinalpilze – am besten zur Vorsorge einsetzen
Angesichts dieser Fülle wundert es nicht, dass Vitalpilze bei sehr vielen Leiden erfolgreich eingesetzt werden (siehe Pilzporträts). Sarah Diez verordnet sie bei fast sämtlichen Frauenleiden, «individuell auf die Patientin angepasst», betont sie. Meist zwei oder drei, «um Synergien zu nutzen. Die Wirkung verstärkt sich in der Regel».
Bei spezifischen Erkrankungen verordnet die Heilpraktikerin die Vitalpilze überwiegend als Extrakt. «Diese haben eine höhere Wirkstoffdichte. Das Pulver hat dafür das ganze Wirkspektrum des Pilzes, mit allen Vorteilen.» Pulver setzt sie mehrheitlich unterstützend oder vorbeugend ein. Auch bei Kindern: «Wenn Sie Kapseln schlucken oder den Geschmack überwinden können, dann kann man Pilze auch bei Kindern ausgezeichnet einsetzen.» In aller Regel sind Vitalpilze nebenwirkungsfrei. Vereinzelt kommt es zu leichten Beschwerden wie Blähungen.
Vitalpilze in die Ernährung einzubauen, ist die beste Art, wie man sie über längere Zeit anwendet.
Ihren Klientinnen rät Sarah Diez, die Vitalpilze über Jahre einzunehmen. Das geht ins Geld, denn die Präparate sind teuer. Im Rahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden sie teilweise von der Krankenkasse vergütet.
Und noch ein Tipp der Expertin: «Pilze kann man gut in die Ernährung einbauen. So kann man auch gleich Mangelerscheinungen vorbeugen. Das ist die beste Art, Pilze langfristig anzuwenden.» Den Igelstachelbart zum Beispiel; eine Delikatesse: «In dünne Scheiben schneiden, anbraten und mit etwas Zitrone beträufeln – das schmeckt so gut!»
Gängige Vitalpilze
Chinesischer Raupenpilz (Cordyceps sinensis)
Verschrieben wird Cordyceps bei sexuellen Funktionsstörungen wie Impotenz und zur Steigerung der Libido; ausserdem zur Muskelregeneration, bei Stimmungsschwankungen und Depressionen, Lungenproblemen (Asthma, chronische Bronchitis), Immunschwäche, Herzrhythmusstörungen, Arteriosklerose und beim Chronischen Erschöpfungssyndrom. Vorsicht: Nicht bei akuten Infekten anwenden!
Igelstachelbart
(Hericium erinaceus)
Er wird verwendet bei Magen-Darm- und Atembeschwerden, Nervenleiden, hohem Cholesterinspiegel, Krebs und geschwächtem Immunsysten. Er kann hilfreich sein bei Reizdarm, Reizmagen, Geschwüren und chronischen Entzündungen.
Ausserdem hat er eine förderliche Wirkung auf Gedächtnis und Konzentration, etwa bei Demenzerkrankungen oder ADHS.
Mandelpilz
(Agaricus blazei Murrill)
Kaum ein Vitalpilz stimuliert das Immunsystem so wirkungsvoll wie der Mandelpilz. Studien belegen darüber hinaus seine tumorhemmende und antientzündliche Wirkung. Eingesetzt wird er unter anderem bei Immunschwäche, Hauterkrankungen, Verdauungsstörungen, Diabetes, Bluthochdruck, Allergien, Entzündungen und Infektionen sowie begleitend zur Chemo- und Strahlentherapie.
Reishi
(Ganoderma lucidum)
In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird er «Göttlicher Pilz der Unsterblichkeit» genannt und gilt als eines der ältesten und wirkungsvollsten Heilmittel überhaupt. Angewandt wird er begleitend zur Krebstherapie, bei Herz-Kreislauf-Problemen, Bluthochdruck, Immunschwäche, Allergien, Infektionen, Arthritis, Asthma, Bronchitis, COPD, Schlafstörungen, Nervosität, Erschöpfung und als Anti-Aging-Mittel.
Schmetterlings-Tramete (Coriolus versicolor)
Vor allem der hohe Anteil an Polysacchariden, speziell PSP und PSK, macht ihn zum Immunbooster. PSK wurde 1977 in Japan als weltweit erstes aus Pilzen gewonnenes Krebsmedikament zugelassen. Die Schmetterlings-Tramete wird begleitend zur Chemo- und Strahlentherapie eingesetzt sowie zur Unterstützung der Leberfunktion, etwa bei Hepatitis. Auch bei Infekten, vorrangig der oberen Atemwege, sowie bei Immunschwäche wirkt er gut.
Shiitake
(Lentinula edodes)
Der beliebte Speisepilz hat ein breites Wirkspektrum. So hat er unter anderem einen positiven Einfluss auf den Cholesterinspiegel und die Darmflora sowie starke antibakterielle Effekte. Auch seine immunstimulierende und antitumorale Wirkung ist belegt. Eingesetzt wird er als Anti-Aging-Mittel, bei Immunschwäche, Grippe, Infektionskrankheiten, Osteoporose, Gicht, Arthritis und Fibromyalgie sowie begleitend zur Chemo- und Strahlentherapie.
Unser Artikel in französischer Sprache zur Heilwirkung von Pilzen könnte Sie auch interessieren: Les champignons – des guérisseurs naturels
Haben auch Sie schon auf die heilende Kraft der Pilze gesetzt?
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Verwendung von heilenden Pilzen gemacht? Nutzen Sie sie zur Stärkung oder eher als Heilmittel, im Salat, als Tee oder ganz anders? Wir freuen uns über Ihre Tipps.
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2 Kommentare
Die Heilwirkung der Pilze ist mir bekannt. Aber wo bekommt man sie?
Liebe Frau Andres, danke für Ihre berechtigte Frage: Wir geben aber keine Produktempfehlungen ab. Sie dürfen aber gerne in der Apotheke oder Drogerie danach fragen, wo man Sie fachlich berät. Auf der Drogisten-Seite Vitagate.ch findet sich etwa die Empfehlung, Pilzprodukte nicht im Internet einzukaufen. Sie finden auch weiterführende Informationen über die beiden Links in unserer Textbox «Die Vitalpilz-Therapie». Viel Erfolg dabei!