Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Sie ein erstes Kratzen im Rachen oder einen heissen Kopf verspüren – eine Atemwegsinfektion kündigt sich an. Aber ist es nur eine harmlose Erkältung oder eine ernsthafte Grippe? Welche komplementärmedizinischen Massnahmen können Linderung verschaffen? Und wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?
von Karin Meier
Grippe oder Erkältung – so erkennen Sie den Unterschied
Die Symptome einer Grippe und einer Erkältung unterscheiden sich deutlich:
Grippe (Influenza)
Betroffene fühlen sich von einem Moment zum andern krank und leiden unter trockenem Husten. Häufig kommen noch am selben Tag starke Kopf- und Gliederschmerzen hinzu. Meist tritt auch Fieber auf (über 38 °C), gerade bei älteren Menschen kann Fieber aber auch ausbleiben.
Bei Grippe tritt meist auch Fieber auf, und bei Kindern zeigen sich oft Magen-Darm-Beschwerden.
Bei Kindern zeigen sich oft Magen-Darm-Beschwerden. Treten die Symptome zwischen November und März auf, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um eine Grippe handelt.
Eine Erkältung beginnt meist mit einem Kratzen im Hals und entwickelt sich über ein bis zwei Tage.
Erkältung (grippaler Infekt)
Beginnt meist mit einem Kratzen im Hals und entwickelt sich über ein bis zwei Tage. Bald folgen Schnupfen, eine verstopfte Nase und das Allgemeinbefinden ist weniger stark beeinträchtigt als bei einer Grippe.
Die Komplementärmedizin weiss Rat
«Komplementärmedizinische Behandlungen können die Beschwerden einer Atemwegsinfektion lindern und die Genesung unterstützen», sagt Dr. med. Gisela Etter, Präsidentin der UNION Schweizerischer komplementärmedizinischer Ärzteorganisationen. Einige Beispiele aus der reichen Palette:
Phytotherapie:
Bei ersten Erkältungsanzeichen können pflanzliche Präparate wie Tees und Teemischungen (z. B. Ingwer, Salbei, Thymian), Tinkturen (etwa mit Echinacea) oder Fertigarzneien gegen Schnupfen, Halsschmerzen und Husten eingesetzt werden.
Ätherische Öle wie Ravintsara oder Thymian schaffen ebenfalls Linderung, dürfen aber bei Kindern, Schwangeren und empfindlichen Personen nur mit Vorsicht und am besten mit Fachberatung eingesetzt werden.
Homöopathie:
Das passende Arzneimittel wird individuell anhand der Symptome gewählt. «Da viele Betroffene saisonal ähnliche Symptome zeigen, kann die Mittelwahl auf einige wenige sogenannte epidemische Arzneimittel eingegrenzt werden», sagt Dr. med. Gisela Etter.
«Dazu gehören bewährte Arzneimittel wie Arsenicum album, Bryonia alba und Gelsemium.» Homöopathie kann auch unterstützen, wenn eine Schwäche nach einem Infekt anhält oder sich ein Infekt an den nächsten reiht.
Anthroposophische Medizin
Wärme spielt hier eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Atemwegsinfektionen – sowohl körperlich durch warme Kleidung, Tees oder Einreibungen als auch seelisch durch Pflege, Nähe und Zuwendung. Ergänzend können anthroposophische Arzneimittel wie Ferrum phosphoricum oder Gelsemium sowie spezielle Mineral-Globuli den Heilungsprozess unterstützen.

Anthroposophische Medizin setzt bei der Behandlung von Atemwegsinfektionen auf Wärme: warme Kleidung, Tees oder Einreibungen.
Wichtig ist, sich vor der ersten Einnahme von Arzneimitteln beraten zu lassen: «Wer keinen komplementärmedizinisch tätigen Hausarzt oder eine entsprechende Therapeutin zur Verfügung hat, kann sich an eine spezialisierte Apotheke oder Drogerie wenden», rät Gisela Etter.
Wie Sie Infekten vorbeugen und das Immunsystem stärken
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt Risikogruppen, sich vor Grippe, Covid-19 und RS-Viren mit einer Impfung zu schützen. Einfache Schutzmassnahmen verringern das Ansteckungsrisiko für besonders gefährdete Personen: regelmässiges Händewaschen und -desinfizieren, Abstandhalten und das Tragen einer Maske in öffentlichen Räumen und Verkehrsmitteln.
Aus medizinischer Sicht lässt sich das Risiko für Atemwegsinfektionen zusätzlich durch einen gesunden Lebensstil senken. Dazu zählen eine ausgewogene Ernährung, Rauchverzicht, regelmässige Bewegung an der frischen Luft, genügend Schlaf und Erholung sowie ein unterstützendes soziales Umfeld. Die komplementärmedizinischen Fachrichtungen kennen eine Vielzahl von Arzneien und Therapien zur Immunstärkung und Resilienzförderung.
Die Grippe ist nicht ohne – wann soll man zum Arzt?

Die Schwarze Johannisbeere kommt als Gemmo-Mazerat bei Atemwegsinfekten zum Einsatz.
Sowohl eine Grippe als auch eine Erkältung dauern in der Regel ein bis zwei Wochen. Ein Husten kann länger anhalten, ohne dass das besorgniserregend ist. Atemwegsinfektionen heilen meist am besten aus, wenn Sie sich Ruhe gönnen und viel trinken. Bleiben Sie noch mindestens einen fieberfreien Tag zu Hause, bevor Sie wieder zur Arbeit oder zur Schule gehen.
Bei einer Grippe kann es zu Komplikationen kommen, die im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sind. Diese entstehen entweder durch die Influenza-Viren selbst oder durch bakterielle Sekundärinfektionen wie Lungenentzündung oder Bronchitis.
Wenn Sie sich sehr krank fühlen, sich unsicher über den Schweregrad Ihrer Erkrankung sind oder Vorerkrankungen haben, sollten Sie ärztlichen Rat einholen.
Was tun bei Fieber?
Fieber unterstützt den Körper dabei, Infektionen zu bekämpfen, da es das Wachstum von Viren hemmt. In der Regel sollten Erwachsene deshalb erst ab etwa 39 °C oder bei starkem Unwohlsein fiebersenkende Massnahmen ergreifen. Bei älteren Personen, Erwachsenen mit Vorerkrankungen sowie Kindern können solche Massnahmen bereits bei Körpertemperaturen unter 39 °C notwendig sein. Ist der Allgemeinzustand schlecht, sinkt die Temperatur unter 35 °C oder steigt sie über 40 °C, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Tipp: Fieber lässt sich gut mit kühlenden Wadenwickeln senken!
In der kalten Jahreszeit haben Grippeviren und grippale Infekte leichtes Spiel – stärken Sie Ihre Abwehrkräfte mit dieser Lektüre:
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