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Gestärkt und gelassen durch die Wechseljahre

von Olaf Müller
Lachende Frau steht mit Hut und Schal bekleidet im Schneetreiben im Wald

Zwei von drei Frauen leiden unter Wechseljahrbeschwerden. Die Hormone spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Komplementärmedizin unterstützt die Betroffenen körperlich und seelisch.

von Fabrice Müller

Wenn Östrogen- und Progesteronspiegel sinken

Portrait einer liegenden FrauBei Frauen setzen die ersten Anzeichen der Wechseljahre meist zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr ein, manchmal aber auch bereits mit 35. Die Wechseljahressymptome und -beschwerden hängen mit der Umstellung der Hormone zusammen: «Die Wechseljahre stehen für den Übergang der Frau von der fruchtbaren zur unfruchtbaren Phase.

Dahinter stehen komplexe Vorgänge, die unter anderem dazu führen, dass der Östrogen- und der Progesteronspiegel sinken», erklärt Christina Rappold, Ernährungsberaterin mit Fokus Wechseljahre bei JIVITA, einem Unternehmen für integrative Medizin und Gesundheitsprävention in Zürich.

Von Stimmungsschwankungen bis Gewichtszunahme

Zu den typischen Wechseljahrbeschwerden gehören laut Sibylle Koller, diplomierte Naturheilpraktikerin TEN bei JIVITA, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Energiemangel und Konzentrationsprobleme. Auf der körperlichen Ebene zählen Zyklusveränderungen, Gelenk- und Muskelbeschwerden, Gewichtszunahme oder trockene Haut und Schleimhäute zu den häufigen Wechseljahrsymptomen.

Auch bei neu auftretender oder verstärkter Migräne, bei Depressionen, Bluthochdruck oder Herz-Kreislaufbeschwerden sollte ein Zusammenhang mit den Wechseljahren abgeklärt werden.

Therapie mit bioidentischen Hormonen

Sogenannte bioidentische Hormone dienen dazu, den körpereigenen Hormonspiegel aufzubauen. Laut Dr. med. Bettina Schleyerbach, Mitautorin des Ratgebers «Die Wechseljahre der Frau», haben sich diese Hormone in den Wechseljahren als sehr wirkungsvoll erwiesen. Sie kommen mit ihrem Aufbau und ihrer Struktur dem weiblichen Östrogen sehr nahe. Bioidentische Hormone finden sich unter anderem in der chinesischen Yams-Wurzel oder in Soja.

Frau in grauem Sweatshirt, Jeans und guten Schuhen spaziert auf herbstlichem WaldwegErnährung und Bewegung haben grossen Einfluss

Einen grossen Einfluss auf den Verlauf und die Symptome der Wechseljahre hat laut Christina Rappold der Lebensstil. «Es spielt eine zentrale Rolle, ob sich eine Frau regelmässig bewegt, gut schläft, sich ausgewogen ernährt, und wie sie mit Stress umgeht.»

Zur regelmässigen Bewegung, die sich insgesamt positiv auf den Körper und die Psyche auswirkt, empfiehlt Christina Rappold einerseits Krafttraining, «weil dadurch der Stoffwechsel angekurbelt wird, die Muskeln und Knochen gestärkt werden und das Krafttraining dem durch den Östrogenrückgang bedingten Knochenabbau entgegenwirkt». Daneben sorge Ausdauersport für die Stärkung des Herz-Kreislaufsystems.

Es spielt eine zentrale Rolle, ob sich eine Frau regelmässig bewegt, gut schläft, sich ausgewogen ernährt, und wie sie mit Stress umgeht. Christina Rappold, Ernährungsberaterin mit Fokus Wechseljahre

Zur Ernährung nennt Christina Rappold vier Themen, die in den Wechseljahren zentral sind und die Frauen helfen können, besser durch diese Zeit zu kommen.

  • Das Darmmikrobiom hat einen grossen Einfluss auf das Immunsystem und die allgemeine Gesundheit. Eine geschwächte Darmschleimhaut kann zudem dazu führen, dass Giftstoffe und Stoffwechselabbauprodukte vermehrt in den Körper gelangen. Um dies zu verhindern, wird eine pflanzenbasierte, ballaststoffreiche Ernährung empfohlen.
  • Schwankungen im Blutzuckerspiegel können Hitzewallungen, Heisshungerattacken und Stimmungsschwankungen begünstigen. Zudem steht ein unausgeglichener Blutzucker in engem Zusammenhang mit stillen Entzündungen im Körper.
  • Durch das Älterwerden, aber auch viele andere Faktoren, nehmen stille Entzündungen im Körper zu. Sekundäre Pflanzenstoffe, Omega-3-Fettsäuren und ungesättigte Fettsäuren wirken dem entgegen und sind gut für Herz und Gehirn.
  • Mikronährstoffe wie Vitamin D, Magnesium, B-Vitamine (insbesondere Vitamin B12), Selen und Zink spielen eine zentrale Rolle bei Stoffwechselprozessen.

Pflanzliche Mittel zur Körperregulierung

Eine Frau mit langen braunen Haaren hält einen Lavendel-Strauss fest umarmtPatientinnen mit Wechseljahrbeschwerden werden in der integrativen Medizin ganzheitlich behandelt. Die persönliche Situation der Frau spielt laut Sibylle Koller dabei ebenso eine Rolle wie der allgemeine Gesundheitszustand und die Lebensweise.

Je nach Bedürfnis der Betroffenen kommen Mittel aus der Pflanzenheilkunde zum Einsatz – etwa Mönchspfeffer, um Symptome eines Progesteronmangels wie Stimmungsschwankungen und Wassereinlagerungen zu lindern, oder Rotklee, der vor allem bei Beschwerden wegen eines Östrogenmangels wie trockenen Schleimhäuten oder Hitzewallungen empfohlen wird.

Die Komplementärmedizin wirkt auf körperlicher und seelischer Ebene. Sie gibt dem Körper Impulse, damit er sich selbst regulieren kann. Sibylle Koller, diplomierte Naturheilpraktikerin TEN

Ergänzend zu den Pflanzenpräparaten unterstützen Hormonmassagen, Hormon-Yoga oder Shiatsu die Patientinnen während der Wechseljahre. «Die Komplementärmedizin wirkt auf körperlicher und seelischer Ebene. Sie gibt dem Körper Impulse, damit er sich selbst regulieren kann», erläutert die Naturheilpraktikerin.


Sibylle Koller

Diplomierte Naturheilpraktikerin TEN

Christina Rappold

Ernährungsberaterin mit Fokus Wechseljahre

Wechseljahre der Frau haben auch soziale Auswirkungen

Die schweizweite Studie «MenoSupport Suisse» wirft ein Schlaglicht auf die Auswirkungen der Wechseljahre auf das Erwerbsleben der Frauen. Sie kommt zum Schluss, dass Unternehmen und Politik Frauen in einer zentralen Phase des Arbeitslebens vernachlässigen. Die Befragung von mehr als 2‘259 berufstätigen Frauen in der Schweiz ergibt unter anderem:

  • 5,7 Prozent sind wegen der Wechseljahre früher in Pension gegangen
  • 13,3 Prozent haben eine berufliche Auszeit genommen
  • 16,4 Prozent haben die Stelle gewechselt
  • 20,5 Prozent haben ihr Arbeitspensum reduziert

«Die Wechseljahre sind keine Krankheit, aber sie können krank machen, wenn Frauen im Arbeitsumfeld allein gelassen werden», betont Prof. Dr. Petra Stute, stellvertretende Chefärztin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am Inselspital Bern. Die Daten der «MenoSupport Suisse» Studie zeigten klar: «Medizinisches Wissen gehört nicht nur in die Praxis, sondern auch in die Chefetagen. Nur so lassen sich Gesundheit, Motivation und Produktivität in dieser Lebensphase erhalten.»

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Bilder: Ana Curan – Unsplash.com / Engin Akyurt – Unsplash.com / AI-Bild – Redaktion Millefolia / Polina Tankilevitch – Pexels.com / Jonela Matt – Unsplash.com / zVg – JIVITA


Die Wechseljahre werden oft von körperlichen und seelischen Beschwerden begleitet.

Als eine prägende Lebensphase können sie aber auch positive Veränderungen und Impulse mit sich bringen – was haben Sie erlebt? Wir freuen uns über Ihre Kommentare!

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