Auch in der Schweiz nehmen psychische Erkrankungen wie Depressionen und Burn-out zu. Erhöhte Arbeitsbelastung, soziale Isolation, wirtschaftliche Unsicherheit sowie der Einfluss sozialer Medien gehören zu den Hauptursachen. Die integrative Medizin bietet mit Methoden wie der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der Phytotherapie sowie Entspannungstechniken vielversprechende Unterstützung.
von Peter Wäch
Das innere Gleichgewicht wiederherstellen
Die integrative Medizin hält zur schulmedizinischen Behandlung von Depressionen, Burn-out und anderen psychischen Belastungen eine breite Palette an wirkungsvollen Ergänzungen parat. Sie setzt dabei auf sanfte, ganzheitliche Methoden, die Körper und Geist stärken. Wichtig ist jedoch, dass diese nicht als alleinige Therapien dienen, sondern in Absprache mit Fachpersonen erfolgen.
Eine individuell angepasste Behandlung ist entscheidend, um das innere Gleichgewicht wiederherzustellen.» Dr. med. Lara Lauer, TCM-Ärztin
Dr. med. Lara Lauer, TCM-Ärztin in Chiasso, sieht in der modernen Arbeitswelt eine zentrale Ursache für psychische Belastungen: «Die Unsicherheit und der steigende Druck führen zu Angst und Depressionen. Viele opfern ihre Gesundheit, um trotz Krankheit arbeitstüchtig zu bleiben.» Die Ärztin kombiniert in ihrer Praxis schulmedizinische Diagnostik mit chinesischen Methoden wie der Puls- und Zungendiagnose und sagt: «Eine individuell angepasste Behandlung ist entscheidend, um das innere Gleichgewicht wiederherzustellen.»
Mentale und emotionale Stabilität stärken
Auch Ernährung spielt bei der TCM eine wesentliche Rolle. Lara Lauer empfiehlt vitalstoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte und rät unbedingt dazu, Zucker und Koffein stark zu reduzieren. «Qi-Gong und Tai-Chi fördern das Gleichgewicht zusätzlich», erklärt sie und führt aus: «Meditation kann helfen, die mentale und emotionale Stabilität zu stärken. Ebenso wichtig sind ausreichender Schlaf von mindestens sieben Stunden pro Nacht sowie eine gesunde Balance zwischen Arbeit, Freizeit und Ruhe.»
Die moderne Arbeitswelt verursacht enormen Stress. Viele finden kaum mehr Zeit für Erholung, was Depressionen und Burnout begünstigt.» Dr. med. Peter Mai, Facharzt Psychiatrie
Dr. med. Peter Mai, Facharzt für Psychiatrie, weiss aus jahrelanger Erfahrung: «Die moderne Arbeitswelt verursacht enormen Stress. Viele finden kaum mehr Zeit für Erholung, was Depressionen und Burn-out begünstigt.» Neben Psychoanalyse und der kognitiven-behavioralen Therapie setzt der Psychiater auf integrative Therapien wie die Expressive Art Therapy (EXAT): «Durch den kreativen Prozess können Patienten ihre Emotionen besser ausdrücken und ihre Autonomie stärken. Sie werden dazu angeregt, ihr Leiden als Bild oder als Collage auszudrücken.»
Häufige Gründe für psychische Probleme
- Ständige Erreichbarkeit
- Chronischer Stress
- Veränderte soziale Strukturen
- Einsamkeit, beispielsweise durch Homeoffice
- Zukunftsängste
- Wirtschaftliche Sorgen durch Jobverlust
- Selbstzweifel durch exzessive Nutzung sozialer Medien
Langfristig kann anhaltender Stress körperliche Erkrankungen, chronische Schmerzen oder psychische Störungen zur Folge haben.
Krankmachende Gewohnheiten erkennen und verändern
Bei schweren psychischen Störungen kann eine Behandlung bis zu einem Jahr dauern. «Ich beginne bei schweren Depressionen oft mit synthetischen Medikamenten und füge erst später pflanzliche Mittel hinzu, stets begleitet durch psychotherapeutische Ansätze», erklärt der Facharzt Peter Mai. «Ein gutes Konfliktmanagement ist entscheidend, um krankmachende Gewohnheiten zu erkennen und zu verändern.»
Auch Peter Mai betont die Bedeutung von gesunder Ernährung, regelmässiger Bewegung und Entspannungstechniken. «Mantras, die zum Zen-Buddhismus gehören, sind beispielsweise eine selbstverstärkende Methode, das ist evidenzbasiert.»
Auf die Vorsorge angesprochen, antwortet der Mediziner mit Praxis in Zürich: «Leider übernehmen Krankenkassen präventive Massnahmen oft nicht, obwohl sie nachweislich das Immunsystem stärken und langfristig weiter psychische Beschwerden verhindern könnten.»
Natürliche Stoffe und Resilienzförderung
Zusammenfassend hält Dr. Mai fest: «Eine integrative Medizin kann wertvolle Impulse zur Linderung psychischer Beschwerden geben, insbesondere durch Entspannung, Resilienzförderung und natürliche Wirkstoffe. Entscheidend ist jedoch eine ganzheitliche Betrachtung und bei schweren Fällen die Zusammenarbeit mit Fachärzten oder Psychologen.»
Integrative Medizin bei psychischen Problemen
Phytotherapie mit stimmungsaufhellenden und sedierenden Pflanzen
- Traditionelle Chinesische Medizin TCM mit Akupunktur und Kräutertherapie
- Mind-Body-Therapien wie MBSR, Zen oder Vipassana
- Komplementärtherapien wie Shiatsu und Craniosacral-Therapie
- Ayurveda (traditionelle indische Heilkunst)
- Klassische Homöopathie
- Anthroposophische Medizin
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Bei Ängsten oder Depressionen werden oft starke Medikamente eingesetzt. Komplementärmedizinische, sanfte Methoden können die Psyche ebenfalls unterstützen.
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